Lukas und Martina May sehen schwarz auf ihrem Hof. Die Farbe kommt von den massigen Angus-Rindern, die auf der Weide rund um den Hof zufrieden frisches Gras kauen. Angus-Rinder, auch Aberdeen-Rinder genannt, stammen ursprünglich aus Schottland und fühlen sich auch bei uns pudelwohl. Die kurzbeinige Rasse hat eine ausgesprochene Rechteckform. Das Brustbein tritt deutlich zwischen den Vorderbeinen hervor. Kühe erreichen ein Gewicht von etwa 700 Kilogramm, Bullen werden über eine Tonne schwer. Angus-Rinder gelten als äusserst robust, insbesondere gegenüber rauen Witterungsverhältnissen, und sind dank ihres schnellen Wachstums auch bei uns eine zunehmend beliebte Fleischrasse.

Lukas May hat sich 2010 in die Rasse verliebt, als er auf einem der Schweizer Angus-Zuchtbetriebe gearbeitet hat. Im darauffolgenden Sommer zog es ihn nach Kanada auf eine Angus-Ranch, wo er ein Praktikum absolvierte. «Dort wurde ich definitiv mit dem ‹Angus-Virus› infiziert», schmunzelt der Landwirt aus Kleindietwil (BE). Kurz darauf zogen die ersten Angus-Kühe bei ihm ein. Seit 2023 ist May der Präsident von Swiss Angus, der Schweizer Vereinigung für Angus-Bauern. «Angus-Rinder eignen sich super für die nachhaltige, tierfreundliche Landwirtschaft», sagt May. «Sie brauchen kein Kraftfutter und sind darum für das Grünland Schweiz bestens geeignet.» Die Rasse ist genetisch hornlos und sei einfach zu halten. Sie gilt als gutmütig und friedfertig und eignet sich besonders für die Mutterkuhhaltung.

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Aufwachsen bei der Mutter

Bei seiner Angus-Zucht achtet Lukas May auf eine möglichst natürliche Haltung. Die Tiere halten sich zum grössten Teil auf den Weiden auf und verbringen die Sommermonate zusätzlich auf der Alp im Entlebuch und in der Lenk. Auch die Geburten finden auf derWeide statt. So würden die natürlichen Instinkte der Muttertiere und die Gesundheit der Kälber optimal gefördert werden. «Eine Gruppe von rund 30 Kühen kalbt im Frühjahr, eine weitere Gruppe im Herbst. So leben insgesamt 60 Mutterkühe mit ihren Kälbern und zwei Stieren auf unserem Betrieb», so May. Die Kühe können bereits mit rund zwei Jahren ihr erstes Kalb bekommen und gelten so als eine «frühreife» Rasse.

Die Kälber sind die ersten zehn Monate ihres Lebens immer mit ihren Müttern zusammen und werden solange gesäugt. Danach leben sie zusammen in einer Gruppe, bis sie das Schlachtgewicht von 300 bis 320 Kilogramm erreicht haben. «Das ist im Alter von etwa 16 bis 18 Monaten der Fall», sagt Lukas May. Etwa zehn weibliche Kälber behält der Landwirt für die Nachzucht, und auch fünf junge Stiere werden zur Zucht weiterverkauft. Wie anfangs bereits erwähnt, kommen Angus-Rinder ohne Kraftfutter aus. Auch Getreide verfüttert Lukas May nicht. «Wie verfüttern grundsätzlich nichts, was für die menschliche Ernährung gedacht ist», erklärt der Landwirt. So entsteht keine Nahrungsmittelkonkurrenz, denn auf drei Vierteln der landwirtschaftlich produktiv genutzten Flächen der Schweiz wachse ohnehin nichts anderes als Gras. In den letzten Monaten vor der Schlachtung kommen nebst Gras, Heu und Grassilage lediglich Maissilage und -körner als Kraftfutter-Ersatz zum Einsatz.

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«Angus-Fleisch wird so nachhaltig und standortgerecht produziert», verspricht Lukas May. Das Fleisch sei besonders hochwertig und mit einer ausgeprägten Marmorierung. Auch das Lable «IP-Swiss» beschäftigt sich daher seit einigen Jahren mit Angus-Rindern und lancierte das Lable «Swiss Black Angus». Auch hier stehen die Mutterkuhhaltung und das ruhige Aufwachsen der Kälber im Zentrum. Nach den Biodiversitätsstandards von IP-Suisse werden die Tiere zudem nie angebunden gehalten und finden in ihren Ställen bequeme Liegeboxen mit Strohliegeflächen und Aussenauslauf.