Beim Anblick des Poitou-Esels könnte manch einer neidisch werden: Die Haarpracht der Tiere ist legendär und könnte ebenso gut einer Shampoo-Werbung entsprungen sein. Doch es war die Grösse der Tiere, die sie einst beliebt machte. Mit einer Widerristhöhe von bis zu 150 Zentimetern wurde der Poitou-Esel gerne zur Produktion besonders arbeitsstarker Maultiere verwendet. Maultiere sind eine Kreuzung von Eselhengst und Pferdestute und selbst unfruchtbar. Die vom Esel geerbte Genügsamkeit und die Kraft sowie Ausdauer des Pferdes führten zu einer hohen Nachfrage nach Maultieren in der Landwirtschaft wie auch beim Militär.

Poitou-Esel waren lange als Zuchttiere so wertvoll, dass sie nicht zur Arbeit herangezogen wurden. Ihren Namen trägt die Rasse von ihrem Ursprungsort, der Region um die französische Stadt Poitiers. Entstanden ist sie wahrscheinlich bereits vor dem 11. Jahrhundert und gehört somit zu der ältesten Eselrasse der Welt. Wie alle Hausesel stammt auch der Poitou vom Afrikanischen Wildesel ab.

Gesundheitliche Probleme

Nach dem Zweiten Weltkrieg und mit der zunehmenden Technologisierung nahm die Nachfrage nach Maultieren ab und der Poitou-Esel verlor seine Bedeutung. Je nach Quelle existierten in den 70er-Jahren gerade noch zwischen 25 und 50 reinrassige Tiere. Dadurch, und weil die Gesundheit der Hengste zur Zucht kaum eine Rolle spielte, schlichen sich gesundheitliche Probleme ein. Viele Poitous haben heute instabile Gelenke, Probleme mit der Muskulatur, zu kurze Sehnen, Bockhufe, Karpfenrücken und Zahnfehler.

Heute sind Poitou-Esel reine Liebhabertiere. Sie gelten als sanftmütig und dem Menschen zugewandt und fanden daher auch auf einigen privaten Höfen in der Schweiz ein Zuhause. Bewundern kann man die stattlichen Zotteltiere zudem im Tiergehege des Restaurants Waldgrotte in Buus (BL) sowie im Natur- und Tierpark Goldau (SZ).

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