5 Millionen Menschen leben in Neuseeland, Vierbeiner hat es aber umso mehr. 26 Millionen Schafe und 6 Millionen Kühe weiden auf den verschiedenen Landwirtschaftsflächen des Landes. Die Hälfte der neuseeländischen Exporteinnahmen wird durch Milchprodukte, Fleisch und Wolle generiert. Wo das Vieh lebt, gibt es auch Treibhausgasemissionen. Die Hälfte der ganzen Emissionen Neuseelands stammen aus der Landwirtschaft.  Darunter befindet sich vor allem Methan und Distickstoffmonoxid, ausgestossen durch Rülpsen, Urin und dem Mist des Viehs. Gegen diese Belastung der Umwelt plant Premierministerin Jacinda Ardern voranzugehen. Landwirte sollen demnach zusätzliche Steuern zahlen, die auf den Emissionen ihrer Herden basieren. Dieses Geld soll danach zurück in Landwirtschafts-Projekte fliessen, welche die Reduzierung von Treibhausgasen anstreben. 

Umstrittener Plan 

Viele Landwirte zeigten sich verärgert über die Pläne der Regierung. In mehreren Städten brachten sie mit Traktoren den Verkehr zu erliegen. An anderen Orten wurden Schilder hochgehalten, auf denen z.B. «Beiss nicht die Hand, die dich füttert!» stand. Im Vergleich zu anderen Staaten, welche viel von den weltweiten Emissionen verursachen, steuert Neuseeland davon etwa nur 0,17 Prozent bei. Die Neuseeländer beziehen bereits 82 Prozent ihres Stromes aus erneuerbaren Quellen. Doch will das Land noch mehr an den Emissionen ansetzen. 

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Premierministerin Ardern will mit dem neuen Steuerplan die eigenen Bauern nicht nur zu den Besten der Welt machen, sondern auch zu den Besten für die Welt, wie sie bei der Verkündigung des Planes sagte. Die Landwirte würden dadurch einen Wettbewerbsvorteil bei allen möglichen Kunden haben, welche bereit sind, einen Aufpreis für nachhaltig produzierte Lebensmittel zu bezahlen. 

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Ziele bis 2050 

Das neue System hat zum Ziel, bis 2030 10 Prozent weniger Methan-Austoss zu erreichen und bis 2050 eine Reduzierung von mindestens 24 Prozent. Bis dann strebt Neuseeland bei den langlebigen Treibhausgasen wie Kohlendioxid Netto-Null an. Kritik daran kommt nicht nur von den Landwirten, sondern auch von Greenpeace. Der Organisation geht das Vorhaben nicht weit genug und man würde so die Reduktionsziele nicht erreichen. Die grösste Lobbyorganisation von neuseeländischen Landwirten, Federated Farmers, sagte, der Plan würde den Kleinstädten Neuseelands die Eingeweide herausreissen.  

Mit der Steuer will die neuseeländische Regierung eine Vorreiterrolle in der Welt einnehmen und hofft dann darauf, dass andere Länder diesem Beispiel folgen. Jemand müsse den Anfang machen. Nach dem aktuellen Zeitplan dürfte das Steuersystem 2025 in Kraft treten, wenn das Parlament die Gesetzgebung in diesem Jahr einführt. Allerdings ist das 2023 auch ein Wahljahr, in welchem sich die betroffenen Landwirten wohl zweimal überlegen, ob sie den aktuellen Regierungsvertretern ihre Stimme geben wollen.