Die heute als Haustiere gehaltenen Renner stammen von wenigen Labortieren ab. Ihr Vorfahr, Meriones unguiculatus, ist die mongolische Rennmaus, die ursprünglich in den Steppen Asiens beheimatet ist. In den 1920er-Jahren wurden einige dieser Rennmäuse gefangen und in Japan für Laborzwecke eingesetzt. Doch nach und nach fanden sie ihren Weg in die Haushalte und wurden zu beliebten Haustieren. In der freien Wildbahn leben sie in grossen Gruppen, teilen sich aber ihre eigenen Bauten nur mit der engsten Familie – ein Elternpaar zieht gemeinsam mit seinem Nachwuchs in einem Bau die Jungen gross und verteidigt sie auch entschlossen gegen fremde Artgenossen. Eine Studie von Q. Zhou, G.A. Gren und W. Zhong zeigt, dass die Tiere in Gruppen von zwei bis siebzehn Mitgliedern leben, wobei der ältere Nachwuchs bei der Aufzucht der jüngeren Geschwister hilft. Andere Studien hingegen sprechen davon, dass das Elternpaar seine älteren Nachkommen bei Erreichen der Geschlechtsreife aus dem Bau vertreibt und rangniedere Tiere gezwungen sind, das Territorium sofort zu verlassen.

Und hier beginnt das Problem: In Gefangenschaft, sei es im Vivarium oder Terrarium, gibt es aber keine Möglichkeit zur Abwanderung. Der Mangel an Wissen über die soziale Struktur dieser Tiere und die fehlende Fluchtmöglichkeit führen oft dazu, dass es zu heftigen Auseinandersetzungen kommt – im schlimmsten Fall enden diese sogar tödlich.

Die meisten Tierschutzorganisationen empfehlen daher die Haltung von zwei Rennmäusen, da mit einer grösseren Gruppe das Risiko für Konflikte steigt. Am besten eignet sich ein gleichgeschlechtliches Paar. Als Alternative können Rennmausfans auch ein Weibchen und ein kastriertes Männchen zusammenhalten. Der Biologe Vladimir Gromov entdeckte 2021, dass diesoziale Hierarchie bei Rennmäusen überwiegend vom Alter abhängt. Andere Forschungen zeigen jedoch, dass auch die Körpergrösse und vor allem die Stärke einer Maus entscheidend für ihren sozialen Rang sein können. Daher kann es sinnvoll sein, Tiere unterschiedlichen Alters oder unterschiedlicher Grösse zu halten, um zukünftige Probleme zu vermeiden.

Der Schweizer Tierschutz rät ausserdem davon ab, Geschwisterpaare zu adoptieren, da sie oft gleich alt und gleich gross sind – was das Potenzial für heftige Auseinandersetzungen birgt. Aber ganz gleich, welches Paar man wählt, das Risiko von Rangkämpfen bleibt bestehen. Sobald das dominantere Tier durch Alter oder Krankheit geschwächt wird, können Machtkämpfe ausbrechen. Warnsignale für solche Spannungen sind getrennte Schlafplätze, Gewichtsverlust, Kämpfe, ständiges Jagen oder im schlimmsten Fall sichtbare Bissverletzungen.

Gut riechen

Ein wichtiger Faktor für mögliche Konflikte bei Rennmäusen ist der Gruppengeruch. Diese Tiere markieren ihr Revier mit einem Bauchdrüsensekret, wodurch ein einheitlicher Duft innerhalb des Territoriums entsteht. Beim Reinigen des Geheges sollte man daher darauf achten, nicht den gesamten Geruch zu entfernen, da dies zu Spannungen führen kann. Um den Stress für die Tiere zu minimieren, empfiehlt es sich, die frische Einstreu mit einem Teil der alten zu vermischen.

Wichtig ist auch, die Tiere niemals zu trennen – sie sollten gemeinsam zum Tierarzt gebracht und in derselben Transportbox untergebracht werden, während ihr Gehege gereinigt wird. Schon eine kurze Trennung kann dazu führen, dass eine Maus von der Gruppe ausgestossen wird. Selbst ein veränderter Geruch nach einem alleinigen Ausflug reicht manchmal aus, um dafür zu sorgen, dass ihr Partner sie sprichwörtlich «nicht mehr riechen» kann. Auch die Gestaltung des Terrariums birgt Konfliktpotenzial: Engpässe oder Sackgassen können schnell zu Streitereien führen. Deshalb sollten Schlafhäuschen immer zwei Ausgänge haben, um solche Situationen zu vermeiden.

Vergesellschaftung

Es kann herausfordernd sein, Mäuse im selben Alter oder mit ähnlicher Körpergrösse zu vergesellschaften – ein allgemeingültiges Erfolgsrezept gibt es leider nicht. Entscheidend für jede Kombination ist jedoch ein sorgfältiger Vergesellschaftungsprozess. Für diesen gibt es die verschiedensten Methoden, wobei die ersten Stunden der Zusammenführung immer unter aufmerksamer Beobachtung stattfinden sollten.

Die Trenngitter-Methode erfordert zwar Geduld, ist aber besonders gut geeignet für Mäuse, die länger allein waren oder deren Verhalten schwer einzuschätzen ist. Dabei wird das Vivarium in der Mitte mit einem Trenngitter geteilt, damit die Mäuse Kontakt zueinander aufnehmen und sich langsam an den Geruch des jeweils anderen gewöhnen können. Idealerweise wechselt man täglich die Seiten, sodass die Tiere sich nach und nach besser kennenlernen. Sollte das Hochheben der Mäuse für sie jedoch zu stressig sein, sollte man besser darauf verzichten. Nach etwa zwei Wochen kann die Vergesellschaftung beginnen. Dazu eignet sich eine Transportbox, in die etwas Einstreu beider Gerbils gelegt wird. Wichtig: Jetzt müssen die Tiere die ganze Zeit beobachtet werden, da aggressive Rennmäuse sich im schlimmsten Fall bis zum Tod bekämpfen können. Wenn die Vergesellschaftung erfolgreich verläuft, können die Tiere nach einigen Stunden in ihr gemeinsames Terrarium umziehen. Einrichtungsgegenstände wie Häuschen sollten zunächst entfernt und erst später nach und nach wieder hinzugefügt werden, da sie potenziell für Streit sorgen können.

Erfahrene Halterinnen, die das Verhalten ihrer Rennmäuse genügend gut einschätzen können, können die Badewanne als neutralen Boden nutzen. Einfach etwas Futter in die Wanne streuen und die Tiere hineinsetzen. Anschliessend die Tiere genau beobachten und sie bei Anzeichen von Aggression sofort trennen. Zeigen die Mäuse friedliches Verhalten, kann eine eingestreute, ausreichend grosse Transportbox in die Badewanne gestellt werden, in die sie bestenfalls von selbst hineinklettern. Der anschliessende Umzug ins Terrarium erfolgt dann wie bei der Trenngitter-Methode. Idealerweise tragen die Halterinnen bei jeder Zusammenführung Lederhandschuhe, um die Tiere im Notfall trennen zu können.