Astronomiefans durften sich auf ein seltenes Himmelsschauspiel freuen: Wer am Montag durch ein Teleskop mit Spezialausrüstung zur Sonne blickte, sah einen winzigen schwarzen Punkt über die Sonnenscheibe wandern: Der sonnennächste Planet Merkur befand sich dann exakt zwischen Erde und Sonne.  

Damit zogder kleinste und flinkste Planet des Sonnensystems aus Sicht des irdischen Beobachters genau vor dem grossen Sonnenball vorbei. Dieses Himmelsphänomen, von Astronomen Merkurdurchgang oder Merkurtransit genannt, war zuletzt im Mai 2016 zu sehen. Nach dem heutigen Transit wird Merkur aber erst wieder im Jahr 2032 über die riesige Sonnenscheibe wandern.  

Bei der Beobachtung dieser Minisonnenfinsternis ist grösste Vorsicht geboten: Um das kleine Merkurscheibchen vor der gleissend hellen Sonnenscheibe zu sehen, ist ein besonders ausgerüstetes Teleskop vonnöten. Eine Sonnenfinsternisbrille reicht nicht aus, weil der schwarze Merkurpunkt zu winzig ist.  

Niemals ohne Spezialfilter  
Auf keinen Fall sollten Astronomiefans auf den Gedanken verfallen, etwa durch ein Fernglas ohne Spezialfilter auf die Sonne zu blicken – eine sofortige Erblindung könnte die Folge sein. Astronomen raten daher, das Ereignis unter Anleitung von Experten zu verfolgen.  

Gelegenheit gab es heute an zahlreichen Sternwarten in der Schweiz: Viele zeigetn das Ereignis mit fachkundiger Begleitung, wie die Schweizerische Astronomische Gesellschaft im Vorfeld mitteilte.  

Freien Blick auf die Sonne vorausgesetzt, war demnach in unseren Breiten die erste Hälfte des Merkurdurchgangs vom frühen Nachmittag bis zum Sonnenuntergang zu sehen. Mit kleinen Abweichungen je nach Beobachtungsstandort begann er um 13.35 Uhr mitteleuropäischer Zeit, wenn Merkur quasi an den linken Rand der Sonne stiess.  

Dann zog der Planet fast exakt über die Mitte der Sonne. Doch obwohl Merkur der schnellste Planet am Himmel ist, dauerte seine Reise vom Sonnenrand bis zur Sonnenmitte fast drei Stunden: Erst um 16.20 Uhr hatte Merkur die Sonne zur Hälfte überquert.  

Um diese Uhrzeit neigte sich allerdings die Sonne am Himmel über der Schweiz bereits ihrem Untergang entgegen. Gegen 16:37 sank sie unter den Horizont.   

Seltenes Spektakel  
Von der Erde aus gesehen können nur Planeten vor der Sonne vorbeiziehen, die innerhalb der Erdumlaufbahn die Sonne umkreisen. Und dies sind nur zwei – der innerste Planet Merkur und die Venus, die wir als strahlend hellen Morgen- oder Abendstern kennen.  

Dabei sind Venusdurchgänge noch erheblich seltener als Merkurtransite. Der letzte Durchgang der Venus vor der Sonne war zwar vor gerade einmal rund siebeneinhalb Jahren zu sehen – den nächsten wird es allerdings erst wieder im Jahr 2117 geben. Merkurdurchgänge dagegen kommen 13 bis 14 Mal pro Jahrhundert vor.  

Der von Kratern übersäte Merkur ist bislang deutlich weniger erforscht als beispielsweise der Mars. Das könnte sich ändern, wenn die 2018 gestartete europäisch-japanische Forschungsmission BepiColombo den sonnennächsten Planeten 2025 erreicht.  

Eines der Instrumente mit an Bord ist ein Laser-Höhenmesser namens Bela (BepiColombo Laser Altimeter), das ein 3D-Abbild der Merkur-Oberfläche erstellen soll. Konzipiert und gebaut wurde das Instrument unter Leitung von Nicolas Thomas von der Universität Bern.