Porträt Achal-Tekkiner Pferde
Der Windhund unter den Pferden
Sie sind äusserst rar, gehören zu den ältesten Pferderassen und ihr Fell schimmert metallisch: Achal-Tekkiner sind spezielle Pferde. Die Präsidentin des Vereins Freunde der Achal-Tekkiner-Pferde Schweiz, Judith Diethelm, gibt Einblick in den Alltag mit diesen Vollblütern und verrät Spannendes aus deren Geschichte.
An einen verkäuflichen Achal-Tekkiner heranzukommen, sei gar nicht einfach, sagt die Rassenkennerin Judith Diethelm. Denn in der Schweiz gibt es momentan lediglich rund 100 rein-rassige Pferde und wohl halb so viele nicht reinrassige Achal-Tekkiner. Nur alle paar Jahre erblickt hierzulande ein Fohlen mit seinen so typisch mandelförmigen Augen das Licht der Welt. Das letzte wurde vergangenes Jahr geboren. Durchschnittlich zwei der turkmenisch-stämmigen Pferde werden jährlich aus dem Ausland importiert. Aber auch dort ist die Population nicht gross: «In Deutschland leben etwa 200 Achal-Tekkiner und der weltweite Bestand wird auf nur 5000 Tiere geschätzt», so Judith Diethelm, die als Präsidentin des Vereins Freunde der Achal-Tekkiner-Pferde Schweiz amtet. Die Rarität macht dann auch den hohen Preis aus, der für einen solchen Vollblüter bezahlt werden muss. Über die Höhe wird kaum gesprochen, da die Rasse sehr selten und der Handel auf Insiderkreise beschränkt ist.
Der Achal-Tekkiner, auch als Akhal-Teke-Pferd oder Argamak bezeichnet, beeinflusste stark die beiden anderen Vollblutrassen – die arabische und die englische. Die Rasse ist sehr alt. Turksprachige Nomadenvölker haben bereits vor über 3000 Jahren Pferde genutzt, die mit dem markanten windhundeähnlichen Exterieur den heutigen Pferden aus der mittelasiatischen Republik Turkmenistan entsprechen. Um 1830 wurden die Teke-Turkmenen in der Oase Achal sesshaft und begründeten die Zucht. Als Turkmenistan dem Russischen Reich einverleibt wurde, fiel auch das Stutbuch in russische Hände. Mit dem Untergang der UdSSR wurde Turkmenistan zwar wieder eine eigenständige Republik, das Stutbuch der Achal-Tekkiner blieb jedoch in russischer Obhut. So kommt es, dass die russischen Stutbuchführer ab und an in die Schweiz kommen müssen, um die Papiere der Achal-Tekkiner abzusegnen. «Heuer, im Jahr 2024, reist eine russische Delegation zu diesem Zweck in die Schweiz», verrät Diethelm.
Vielseitig begabt
Nach dem Mauerfall kamen wohl die ersten Achal-Tekkiner in die Schweiz, vermutet die Rassenkennerin. Oft auf verschlungenen Wegen. So sei der Vater ihrer Stute von russischen Diplomaten, die in Genf lebten, als Hausrat importiert worden, weiss Judith Diethelm. «Fredy Knie senior hatte bereits in den 1970er-Jahren eine achtköpfige Achal-Tekkiner-Gruppe, die er dem Zirkuspublikum präsentierte.»
Sie selbst kam sehr gradlinig auf diese exotischen Pferde. Anfang der 1990er-Jahre suchte Diethelm einen Stall, wo sie reiten lernen konnte. Gefunden hat sie diesen Ort im Gestüt Lindenhof in Weisslingen (ZH), wo Achal-Tekkiner gezüchtet, aber auch als Reitschulpferde eingesetzt wurden. «Die grazilen Vollblüter nahmen mir sofort den Ärmel rein, sodass ich noch als ziemliche Anfängerin bereits meinen ersten Achal-Tekkiner erwarb.»
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Es sei vor allem die Vielseitigkeit, die ihr an der Rasse gefällt, sagt Diethelm. In Turkmenistan und Russland werden die Vollblüter oft auf der Rennbahn eingesetzt und international haben sie sich im Distanzreitsport einen Namen gemacht. Auch sie wollte mit ihrer Stute ursprünglich in den Distanzsport, dann zeigte sich aber, dass deren Begabung eher in der Dressur lag. Die Pferdenärrin erzählt aber auch von Rindertreibkursen, Gymkhanas und natürlich vielen Ausritten, die sie mit ihrem Pferd unternimmt. «Achal-Tekkiner haben viele Begabungen und ich finde es spannend, herauszufinden, wo die Talente des jeweiligen Pferdes liegen», so die Pferdefreundin.
Der Achal-Tekkiner sei aber kein Pferd für jedermann. Typisch Vollblüter sind sie sehr agil und wollen gefordert werden. «Arbeite ich mit meiner Stute, muss ich den Kopf bei der Sache haben, die 19-jährige Dame hinterfragt auch heute noch regelmässig meine Anweisungen», sagt die Pferdebesitzerin schmunzelnd.
Fell mit Wow-Effekt
Auch das Exterieur der äusserst ausdauernden und genügsamen Steppenpferde spreche an Warmblüter gewohnte Augen wohl nicht sofort an. Mit ihren hohen Beinen, den langen und schlanken Hälsen und den Rippen, die sichtbar sein dürfen, stehen sie ganz in der Windhundeoptik. Dadurch, dass sie eine Rippe mehr besitzen als andere Pferde, ist ihr Rücken langgezogen. Das Langhaar, also Mähne und Schweif, ist äusserst spärlich und ein Ramskopf nicht selten. Sogar ganz ohne Fell kommen hin und wieder Fohlen zur Welt. Dazu forscht die Uni Bern, um diesem gesundheitlichen Problem auf den Grund zu gehen.
Was aber jedermann und jedefrau, die mit einem Achal-Tekkiner in Kontakt kommen, in den Bann zieht, ist ihr spezieller Fellglanz. Einem Regenbogen oder dem Morgenrot ähnlich schimmere das Fell dieser Pferde, beschrieben es bereits Chronisten aus dem Umfeld Alexander des Grossen im dritten Jahrhundert vor Christus. Amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass der Grund für diesen unüblichen Gold- oder Metallicschimmer, je nach Lichteinfall, eine hohle Struktur der kurzen und seidig feinen Haare ist. Diese ermöglicht den Pferden, die extremen Temperaturschwankungen in ihrer Heimat auszugleichen.
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Spezieller Halsschmuck
Eine weitere Eigenheit, die die Achal-Tekkiner aus ihrem ursprünglichen Zuchtgebiet mitgebracht haben, sind die Halsbänder, mit denen die Pferde geschmückt werden. «Aladja werden die Teppich- oder Silberbänder genannt», so Judith Diethelm. Die schnellen Pferde der Nomaden wurden ursprünglich dazu eingesetzt, in nächtlichen Raubzügen Frauen und Silberschmuck von anderen Stämmen zu rauben. Viele Silberbänder um den Hals zu tragen, war ein Zeichen dafür, dass ein Pferd besonders erfolgreich in diesen Raubritten war.
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