Schluchtenwanderung
Aareschlucht: Zuhause beim Tatzelwurm
Auf rund zwei Kilometern gräbt sich die Aare durch den Kalkfelsen im Berner Oberland und lädt zum Staunen ein. Für die Sicherheit der Besucher der Aareschlucht sorgt das Team von Ulrich Glarner.
Bevor die Aare, der längste gänzlich in der Schweiz verlaufende Fluss, bei Koblenz in den Rhein fliesst, muss sie etliche Höhenmeter überwinden. Bereits wenige Kilometer nach ihrem Ursprung, dem Unter- und Oberaargletscher im Berner Oberland, trifft die Aare auf ein erstes massives Hindernis: Zwischen Innertkirchen und Meiringen verschliesst ein Felsriegel das Tal. Während rund 16 Millionen Jahren grub sich hier die Aare einen Weg durch das Gestein und hinterliess eine der beeindruckendsten Schluchten der Schweiz, die Aareschlucht.
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Dass diese heute für Interessierte gefahrlos zugänglich ist, ist unter anderem Ulrich Glarner, einem der Verwaltungsräte der Aareschlucht AG, zu verdanken. Der ehemalige Bauführer ist für den Unterhalt der Schlucht verantwortlich und trägt damit auch die Verantwortung für die Sicherheit der Besucher. Diese können die Schlucht in rund einer Stunde auf einem stabilen Steg aus Metall und Holzbrettern durchqueren und die Aussicht auf den tosenden Gebirgsfluss geniessen. An der engsten Stelle strömt das Wasser durch einen Spalt von lediglich einem Meter Breite und erreicht dabei eine durchschnittliche Geschwindigkeit von rund zwei Metern pro Sekunde.
Schutz vor Eis- und Steinschlag
Seit 125 Jahren ist die Schlucht für den Publikumsverkehr zugänglich. Im Winter jedoch ist sie für die Öffentlichkeit geschlossen. Dann beginnt die Hauptarbeitszeit für Ulrich Glarner: «Zusammen mit vier bis sechs Mitarbeitern kontrollieren wir jedes einzelne Brett. Das heisst, wir nehmen es raus und drehen es um, da die Feuchtigkeit von unten kommt und das Holz angreift.» Pro Jahr müssten etwa 1000 Bretter ersetzt werden, rund die Hälfte des Stegs. Ein enormer Aufwand, der mitunter nicht ungefährlich ist. «Unsere Mitarbeiter sind aber alle mit einem Seil gesichert, da kann praktisch nichts passieren», berichtet Glarner.
«Jeden Winter werden 1000 Bretter, rund die Hälfte des Stegs, ersetzt.»
Nebst der Feuchtigkeit würden insbesondere Eis- und Steinschlag dem Steg zusetzen. Damit Letzteres nicht passieren kann, wenn sich Besucher in der Schlucht befinden, dafür sorgt ein Trupp von Bergführern. «Sie seilen sich von oberhalb der Schlucht ab und kontrollieren, ob sich irgendwo Geröll oder Felsbrocken lösen und herunterfallen könnten», erklärt Glarner. Zudem müssen die Bäume entfernt werden, die oberhalb der Schlucht zu nahe am Abgrund stehen. Das muss mit dem Helikopter gemacht werden. «Unsere Unterhaltskosten alleine betragen so pro Jahr rund 200 000 Franken. Bei ebenso vielen Besuchern kann man also davon ausgehen, dass ein Franken pro Person dem Unterhalt der Schlucht zugutekommt.»
Auf der Spur des Tatzelwurms
Unfälle gab es in all den Jahren keine. Einzig sein grosser Rucksack und der Drang nach einem besonders guten Foto wurden einem jungen Mann zum Verhängnis. «Er stieg auf das Geländer des Stegs und fiel rückwärts herunter. Zum Glück auf eine Sandbank, er kam also mit dem Schrecken davon», schmunzelt Ulrich Glarner. Eigentlich dürfte es selbsterklärend sein, dass solche Kletteraktionen zu unterlassen sind. Eltern müssen ein entsprechendes Auge auf die Kinder haben. Letztere kommen in der Aareschlucht jedoch auch besonders auf die Kosten: Sechs Rätsel rund um den Tatzelwurm warten auf die kleinen Schluchtenbesucher. Wer sie richtig löst, nimmt an der jährlichen Verlosung eines Preises teil. Der Tatzelwurm ist ein drachenähnliches Wesen, das der Sage nach in der Aareschlucht wohnen soll. Wer es süss mag, der kann in der nahen Meiringer Bäckerei einen Tatzelwurm aus Teig und Schokolade erwerben.
Vom Eingang West aus ist in den Sommermonaten ein Teil der Schlucht in den Abendstunden beleuchtet und sorgt so für eine ganz besondere Stimmung in der Schlucht. Mit dem Zug, dessen Rückfahrt im Eintrittspreis inbegriffen ist, geht es dann durch einen Tunnel zurück zum anderen Ende der Schlucht und von dort zu einer Stärkung im Restaurant am Eingang West oder zu einem Kafi mit Ausblick auf die Berge rund um Innertkirchen beim Eingang Ost.
VerlosungDas können Sie gewinnen: 3 x 2 Freikarten für einen Eintritt in die Aareschlucht.
So nehmen Sie teil: Senden Sie uns eine Postkarte mit dem Stichwort «Aareschlucht» sowie Ihren Kontaktdaten an Redaktion Tierwelt, Schweizer Agrarmedien AG, Talstrasse 3, 3053 Münchenbuchsee. Einsendeschluss ist der 27. Juli 2023.
Start: Aareschlucht Ost bei Innertkirchen
Ziel: Aareschlucht West bei Meiringen (oder umgekehrt)
Aufstieg: 10 Höhenmeter
Abstieg: 12 Höhenmeter
Länge: 2 Kilometer
Zeit: 1 Stunde
Mehr Infos: aareschlucht.ch
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