Was machen wir am Wochenende?», ist eine Frage, die sich Geocaching-Enthusiasten selten stellen dürften. Die modernen Schatzjägerinnen und -jäger finden immer wieder neue Orte, die sie besuchen können. Schliesslich haben sie ein besonderes Ziel: eine versteckte Box zu finden und sich ins Logbuch einzutragen. Das Aufstöbern eines der namensgebenden Trucklis, englisch Cache, ist beim Geocaching die Belohnung.

Der Trend startete im Jahr 2000, als die US-Regierung die künstliche Verschlechterung des GPS-Signals für nichtmilitärische Nutzer von 100 auf 10 Meter verringerte und dadurch den privaten Einsatz attraktiver machte. Um das zu feiern, wurde vom Amerikaner Dave Ulmer ein Spiel ins Leben gerufen, bei dem es darum geht, einen Behälter mit Tauschobjekten und einem Logbuch zu verstecken und von Interessierten mithilfe von GPS-Koordinaten suchen zu lassen. Kaum vier Monate später entstand die Website Geocaching.com, auf der immer mehr versteckte Behälter eingetragen wurden. Heute existieren weltweit über 3 Millionen Caches verteilt über alle Länder, mit Ausnahme von Nordkorea und Somalia. Sogar ausserhalb der Erde befindet sich ein Cache, nämlich auf der Internationalen Raumstation ISS.

In der Schweiz sind 37 000 dieser kleinen Trucklis versteckt. Ausgerüstet mit einem GPS-Empfänger steht der modernen Schnitzeljagd auch hierzulande nichts im Wege. Noch einfacher geht es mit einem Smartphone und der kostenlosen App «Geocaching», in der die Suchenden auf einer Karte sehen können, wo denn die versteckten Caches zu finden sind. Wer jetzt denkt, dass er einfach sein Handy zücken und fünf Minuten später das Fundstück in den Händen hält, der irrt sich. Ziel des Geocachings ist nicht das einfache Suchen und rasche Finden, sondern das Entdecken neuer schöner Orte, kreatives Denken, etwas Ausdauer und Einfallsreichtum. Die Caches sind daher oft gut versteckt und unmöglich von Unbeteiligten zu erkennen. Dies verhindert auch, dass die begehrten Schätze mutwillig entfernt oder zerstört werden und damit das Spiel kaputt gemacht wird.

[IMG 2]

Kreative Kisten einfallsreich versteckt

Als Caches dienen wasserdichte, verschliessbare Behälter unterschiedlicher Grösse – von Filmdosen mit lediglich einem winzigen Logbuch, bis hin zu grossen Tonnen mit einer Auswahl von Tauschobjekten. Bei solchen Gegenständen gilt dann die Regel, dass für jedes entnommene Souvenir ein ähnlicher oder höherwertiger Gegenstand dagelassen werden muss. Wer einen Behälter findet, muss ihn am exakt gleichen Ort lassen, damit andere auch die Chance haben, ihn zu entdecken. Versteckt werden Caches von erfahrenen Spielerinnen und Spielern, die auch immer wieder kontrollieren, ob das Objekt noch am vorgesehenen Ort ist. Der Kreativität setzen dabei lediglich die Spielregeln von Geocaching Grenzen: Caches dürfen nicht vergraben werden, müssen lange im Versteck bleiben können und öffentlich zugänglich sein.

Wo immer nötig muss eine Genehmigung vom Grundstückbesitzer beziehungsweise den entsprechenden Behörden eingeholt werden. Eine wichtige Regel ist auch, dass Tieren und Pflanzen kein Schaden zugefügt werden darf, weder beim Verstecken eines Caches noch beim Suchen. In manchen Gegenden werden die Koordinaten bestimmter Geocaches daher saisonal deaktiviert, um die Schatzsuche zugunsten des Artenschutzes zum Beispiel während der Brutzeit einzuschränken. Auch Caches in Höhlen, in denen Fledermäuse Winterschlaf halten oder ihre Jungen aufziehen, dürfen dann nicht aufgesucht werden. Unter englischsprachigen Geocacherinnen und -cachern kursiert auch die Abkürzung CITO, «Cache In Trash Out», ein Vorschlag, bei der Cachesuche gleich auch fremden Abfall einzusammeln und richtig entsorgen.

Mehr spannende Artikel rund um Tiere und die Natur?Dieser Artikel erschien in der gedruckten Ausgabe Nr 23/2022 vom 17. November 2022. Mit einem Schnupperabo erhalten Sie 6 gedruckte Ausgaben für nur 25 Franken in Ihren Briefkasten geliefert und können gleichzeitig digital auf das ganze E-Paper Archiv seit 2012 zugreifen. In unserer Abo-Übersicht  finden Sie alle Abo-Möglichkeiten in der Übersicht.

Jetzt Schnupperabo abschliessen

Zur Abo-Übersicht

 

[IMG 3]

An den Zielkoordinaten angekommen, steht ein Geocaching-Neuling oft erstmal vor einem Rätsel. Denn die Verstecke sind kniffliger, als vielleicht erwartet wird. Bei einer Genauigkeit von maximal 10 Metern kann es durchaus schwierig sein, den richtigen Ort zu finden. Hinweise geben die Grösse des Caches, sein Name in der App sowie die angegebene Schwierigkeitsstufe und oft ein kleiner Text. Auch die Erfolgsnotizen von Schatzsuchern, die hier vor Kurzem fündig geworden sind, können kleine Hinweise darauf geben, wo man suchen muss. Schlussendlich hilft nur ein investigativer Blick.

Was sieht anders aus? Wo würde ich etwas verstecken? Ein Cache kann in einem Wurzelstock verborgen sein, unter parallel gelegten Stöckchen, in einer Mauer oder unter einer Bank. Manchmal sind die Boxen auch als Vogelhäuschen getarnt, an einer Angelschnur im Teich versenkt oder an einem Seil in eine Astgabel gezogen. Wird das Versteck schliesslich gefunden, folgt oft ein Schmunzeln, denn einige sind wirklich kreativ. Auch wer die Box nicht findet, kann dies in der App melden und gibt den Versteckenden damit einen wichtigen Hinweis zur Schwierigkeit des Platzes. Ein Ausflug zu den Koordinaten lohnt sich auf jeden Fall, denn eines der Ziele der Geocacher ist, schöne oder interessante Orte aufzuzeigen, die sonst vielleicht nicht besucht würden.

[IMG 4]

Unsere erste Suche nach einem Cache in der Nähe der TierWelt-Redaktion war übrigens erfolglos. Dafür hat uns die App vom Schreibtisch weg zum ältesten historischen Schwimmbad der Schweiz geführt. An einen schönen Ort, den wir ohne die Schatzsuche vielleicht nie entdeckt hätten.

[IMG 5]

Eingepackt

• Smartphone mit Geocaching-App oder GPS-Gerät mit den Zielkoordinaten

• Dem Wetter angepasste Kleidung, die schmutzig werden darf

• Der Geländeschwierigkeit angepasste Ausrüstung (Schwierigkeit 1: mit Rollstuhl/Kinderwagen erreichbar; Schwierigkeit 5: nur mit Spezialausrüstung erreichbar)

• Je nach erwarteter Suchdauer Proviant und Wasser

• Stift, falls im Cache keiner fürs Logbuch vorhanden sein sollte

• Stirnlampe oder Handy-Taschenlampe

• Tauschgegenstand für grössere Caches

• Zeckenschutz (ggf. Impfung gegen FSME auffrischen)

MugglesWer «Harry Potter» gelesen hat, der kennt den Begriff «Muggles» als Bezeichnung für jene Menschen, die keine magischen Kräfte haben und nichts von der Welt der Zauberer wissen. Beim Geocaching sind damit Leute gemeint, die das Spiel nicht kennen und sich über die komischen Typen wundern könnten, die mit dem Handy in der Hand durch die Büsche laufen. Es ist daher auch wichtig zu vermeiden, dass solche Muggles sehen, wo der Cache versteckt ist, damit nicht jemand auf die Idee kommt, ihn zu entfernen oder zu zerstören. Darum achten Geocaching-Fans immer darauf, dass sie auch beim Aha-Effekt des Entdeckens den Cache unauffällig aus dem Versteck nehmen.