Wildtiere werden verscheucht
Mountainbiken schadet der Umwelt
Vielleicht hat es der ein oder andere bereits vermutet, jetzt ist es aber auch wissenschaftlich bewiesen: Wenn Menschen auf Mountainbikes durch Wälder sausen, hat das Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen. Wie die langfristigen Konsequenzen aussehen, ist aber noch unklar.
Es gibt Touren für gemütliche Fahrer, für solche mit viel Ausdauer oder für solche, die einen Adrenalinkick wollen. Mountainbiken ist ein beliebter Freizeitsport in der Schweiz, wie auch in vielen anderen Ländern weltweit. Dass wir dabei unser eigenes Vergnügen über die Natur stellen, konnte heuer eine Analyse der Universität Bayreuth aufzeigen.
Die Sportökologinnen und -ökologen haben dazu jede Menge bisher veröffentlichte Erkenntnisse zur Sportart zusammengetragen und ausgewertet. Ihr Fazit: Insbesondere direkte und kurzfristige Auswirkungen lassen sich eindeutig nachweisen. Langfristige Folgen hingegen sind nur schwer abzuschätzen.
Weniger Pflanzen wachsen
Wenig erstaunlich scheint die Erkenntnis, dass die Folgen für die Umwelt besonders dann gross sind, wenn eine Mountainbike-Strecke neu erstellt wird. Also dann, wenn eine naturnahe Fläche erstmals bearbeitet und eingenommen wird. Sobald die Biker in das bisher unbefahrene Gebiet eindringen, würden die Wildtiere beginnen, ihr Verhalten zu ändern. Ausserdem wird die Vegetation sichtbar beeinträchtigt und die Tendenz zur Bodenerosion steigt.
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Der Boden ist allgemein ein wichtiges Thema. Eine Studie konnte etwa nachweisen, dass sich die mikrobielle Biomasse in einem Umkreis von 20 Metern zum Weg deutlich verringert. Dadurch werden die Pflanzen weniger mit Nährstoffen versorgt, weshalb sie weniger wachsen und sich schlechter vermehren. Und weniger Pflanzen bedeutet wiederum mehr Bodenerosion.
Tiere ändern ihren Tagesrhythmus
Auch was die Tierwelt anbelangt, hat die Analyse viele Erkenntnisse zu Tage gebracht. Weil die Wildtiere die Nähe zu den Bikern und ihren Wegen meiden, werden sie in vieler Hinsicht gestört. Ihre Ruhezeiten werden verkürzt und der Radsport stört sie etwa bei der Nahrungsaufnahme zu den gewohnten Tageszeiten.
Einige Arten haben deshalb nicht nur ihren Lebensraum, sondern sogar ihren Tagesrhythmus angepasst. Besonders häufig handelt es sich dabei um Säugetiere und Vögel. Aber nur, weil sie jetzt zu einer anderen Tageszeit essen – dann, wenn keine Mountainbiker mehr unterwegs sind – müsse dies nicht zwingend bedeutet, dass sich das auch negativ auf den Bestand der Art auswirkt.
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Es braucht mehr Daten
Ohnehin gäbe es viele Erkenntnislücken, betonen die Forschenden. Um viele Aspekte der Wechselwirkung zwischen dem Mountainbiken und der Veränderung von Pflanzen- und Tierwelt zu verstehen, müssten viel mehr Daten vorhanden sein. So sei zum Beispiel nur wenig darüber bekannt, wie sich der Anstieg an e-Mountainbikern auswirke, auch wenn es Hinweise gibt, dass sich die Situation dadurch noch zusätzlich verschärft.
Und eben, wie schon erwähnt: Während man über die unmittelbaren Einwirkungen etwas sagen kann, reichen die Erkenntnisse nicht aus, um einen Blick in die Zukunft zu werfen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Situation sehr vielschichtig ist. Je nachdem, welche Region man betrachtet und auf welche Tier- oder Pflanzenart man sich fokussiert, erhält man andere Ergebnisse. Und gerade was seltene oder schützenwerte Arten anbelangt, seien die Untersuchungen bisher noch unzureichend.
Am Ende relativieren die Sportökologinnen und -ökologen dann noch. Mountainbiken könnte auch positive Folgen haben, schreiben sie. Etwa, indem die Bevölkerung für den ästhetischen und ökologischen Wert von Landschaften sensibilisiert wird. So könnte ein achtsamer Umgang mit der Natur sogar gefördert werden.
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