Eisbohrer und Eisrute einpacken, in die Schneeschuhe schlüpfen und los geht’s! An manchen Schweizer Seen besteht auch für waschechte Grünschnäbel die Möglichkeit, ein Tagespatent zu lösen und einfach mal draufloszufischen. Doch wirklich erfolgversprechend ist dies meist nicht, verrät Daniel Kilian-Egli. Gemeinsam mit seinem Team organisiert er regelmässig Ausflüge zum Eisfischen, bei denen auch Anfängerinnen und Anfänger teilnehmen können. Deshalb weiss er genau, was zu Beginn die häufigsten Fehler sind. «Die Köderführung ist das Allerwichtigste», so Kilian-Egli. «Man muss versuchen, mit dem Köder einen nahrungssuchenden oder verletzten Fisch zu imitieren.» Denn beim Eisfischen sei man hauptsächlich auf Raubfische aus, erklärt er. Ob Forellen oder Saiblinge – sie alle beissen beim Eisfischen tendenziell häufiger zu als beim gewöhnlichen Fischen. Ohne Boot beschränkt sich das Fischen im Sommer auf die Uferzonen. «Eine normale Angelrute reicht etwa 50 bis höchstens 80 Meter weit», erklärt Kilian-Egli. «Damit gelangt man nicht immer an die wichtigen Kanten, wo die meisten Raubfische zu finden sind.» Auch beim Eisfischen müsse man Kanten, grosse Steine und weitere interessante Unterwasserstrukturen zuerst ausfindig machen. Doch wenn dies gelingt, seien die Erfolgschancen merklich höher als beim Uferfischen.

Das Eisfischen habe in der Schweiz in den vergangenen Jahren stark an Popularität gewonnen, erzählt Daniel Kilian-Egli. «Vor allem während der Corona-Pandemie wurde das Eisfischen sehr beliebt, da die Leute etwas draussen machen wollten.» Seither sei der Trend aber nicht mehr abgebrochen. Trotz des schleichenden Klimawandels sind die meisten bekannten Eisfisch-Seen je nach Lage und Jahr noch immer von Januar bis März begehbar. Lediglich den Eisee habe er vor ein paar Jahren von seiner Liste nehmen müssen, da dieser seither zur Beschneiung des Skigebiets Sörenberg verwendet wird.

Gefahr nur bei runden Rissen

Der leidenschaftliche Fischer Daniel Kilian-Egli legt den Leuten ans Herz, sich gut zu orientieren, bevor sie aufs Eis gehen. Informationen, ob ein See begehbar ist, sind oftmals bei der Gemeinde, beim Kanton oder bei der nächsten Bergbahn erhältlich. Es gibt jedoch auch Seen, die nicht überwacht sind. Dort muss man selbst einschätzen, ob sie begehbar sind. Ab einer Eisschicht von 15 bis 20 Zentimeter müsse man jedoch kaum Angst haben, einzubrechen, beruhigt Kilian-Egli. «Wenn das Eis wie eine Cremeschnitte noch Schichten von gefrorenem Schnee aufweist, muss man eher aufpassen», erklärt der Experte. «Bei klassischem Schwarzeis jedoch besteht kein Problem.» Auch wenn es mal ein paar längliche Risse im Eis gebe, müsse man sich keine Gedanken machen. «Man hört es ständig ‹chlöpfe› auf dem Eis», versichert Kilian-Egli. «Erst runde Risse würden gefährlich werden.» Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich auf Seen beschränken, die überwacht sind. 

Material fürs Eisfischen

  • Eisbohrer und Schöpfkelle, um das gebrochene Eis herauszuholen
  • Schneeschuhe (aus Sicherheitsgründen)
  • Warme, wasserdichte Schuhe
  • Kurze Angelrute (ca. 60 bis 80 cm)
  • Monofile Schnüre
  • Köder (Bienenmaden, Würmer etc.)

Ideale Einsteiger-Seen zum Eisfischen

1. Arnensee

  • Höhe: 1541 M. ü. M.
  • Lage: in der Nähe von Gstaad (BE)
  • Patent-Ausgabe: online
  • Überwachte Eisdicke: nein

2. Oeschinensee

  • Höhe: 1578 M. ü. M.
  • Lage: oberhalb von Kandersteg (BE)
  • Patent-Ausgabe: im Restaurant Oeschinensee, im Bergstübli oder online
  • Überwachte Eisdicke: ja (Website des Oeschinensees)

3. Hinterstockensee

  • Höhe: 1595 M. ü. M.
  • Lage: am Stockhorn (BE)
  • Patent-Ausgabe: Stockhornbahn
  • Überwachte Eisdicke: ja (Stockhornbahn)

4. Silsersee

  • Höhe: 1797 M. ü. M.
  • Lage: zwischen Maloja und Sils im Engadin (GR)
  • Patent-Ausgabe: online
  • Überwachte Eisdicke: ja (Gemeinde)

5. Oberblegisee

  • Höhe: 1422 m ü. M.
  • Lage: in der Nähe von Luchsingen (GL)
  • Patent-Ausgabe: online
  • Überwachte Eisdicke: nein

6. Garichtisee

  • Höhe: 1622 M. ü. M.
  • Lage: in der Nähe von Glarus Süd (GL)
  • Patent-Ausgabe: online
  • Überwachte Eisdicke: nein

Hinweis: Es gibt noch mehr Seen in der Schweiz, auf denen man Eisfischen darf. Allerdings können Tagespatente für Leute ohne SANA-Ausweis (Anglerausbildung) oft nur im Rahmen von geführten Touren gekauft werden. Dies gilt zum Beispiel auf der Melchsee-Frutt und beim Seeblisee.