Im Sommer strahlen sie saftig grün und leuchten dann im Herbst in den schönsten Erdtönen: die Weinterrassen des Lavaux am nördlichen Ufer des Genfersees. Seit 2007 gehört das Waadtländer Weinbaugebiet neben der Bahnstrecke Albula-Bernina oder der Berner Altstadt zum Unesco-Welterbe. Auf einer elf Kilometer langen Wanderung vonSaint-Saphorin bis Lutry lässt sich das historischeTerrain zu Fuss erkunden, Wein degustieren und die Aussicht von den goldenen Weinterrassen auf das blaue Wasser geniessen.

Die Wanderung beginnt in Saint-Saphorin, nordöstlich von Vevey, und führt durch insgesamt zehn Winzerdörfer und an unzähligen Sehenswürdigkeiten vorbei. Im mittelalterlichen Dorf entdeckt man gleich die charakteristischen Winzerhäuser des 16. bis 19. Jahrhunderts und den Turm der gotischen Kirche,deren Geschichte bis ins 6. Jahrhundert zurückreicht. Das heutige Gebäude wurde allerdings erst im 16. Jahrhundert gebaut. In Saint-Saphorin lädt ausserdem die «Auberge de l’Onde» zum Geniessen ein. Die Gastgebertradition des Restaurants reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück und schmückt sich heute mit 15 Gault-Millau-Punkten.

Das Land des Chasselas

Das Gebiet des Lavaux umfasst insgesamt 14 Gemeinden und rund 900 Hektaren Land, wovon zwei Drittel von Weinbergen bedeckt sind. In den steilen Hängen, die bis zu 43 Prozent gegen Süden geneigt sind, wächst vorwiegend die Traubensorte Chasselas, die dem Weisswein aus dieser Region den Namen gibt. Je nachBodenbeschaffenheit der Produktionsstätte hat aber jeder Wein seine eigene Note. Auf dem Gebiet werden aber bis zu 30 weitere Rebsorten angebaut, so wächst im Lavaux unter anderem auch Pinot Noir, Pinot Gris, Gewürztraminer oder Gamay.

Schon im nächsten Dorf, Rivaz, warten weitere geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten auf denWanderer. Die kleinste Gemeinde im Lavaux beherbergt rund 15 Winzerfamilien, von denen einige schon seit mehreren Jahrhunderten dort sesshaft sind. Hier befindet sich ausserdem das Vinorama, wo Interessierte aus einer Auswahl von 300 Sorten Weine degustieren oder Führungen buchen können. Von hier aus führt ein kleiner Abstecher zum Château de Glérolles, das heute als Weingut und Eventlokal genutzt wird. Sein Name wird allerdings auf die römische Siedlung Glerula zurückgeführt, die 563 durch einen Tsunami aus dem Genfersee zerstört wurde.

Terrasse de Lavaux

Start/Ende: Saint-Saphorin bis Lutry
Länge: 11 km
Dauer: 3 h 15 min
Aufstieg: 440 m
Abstieg: 420 m
Schwierigkeit: einfach
Kondition: mittel
Jahreszeit: März bis Oktober

Die Terrassen entstehen

Die Winzertradition im Lavaux reicht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Damals liessen die Besitzer der Parzellen des Lavaux, die Bischöfe von Lausanne, Terrassen in die Hänge bauen, die der Rhonegletscher in der Landschaft hinterlassen hat. Mönche kamen den Befehlen der Bischöfe nach und errichteten mit der Hilfe von Winzern und Handwerkern vor Ort die Steinmauer-Terrassen entlang des Genfersees, wie wir sie heute kennen. Einige Nachkommen der ersten Weinbauern leben und arbeiten noch heute im Lavaux.

Eine der ältesten Parzellen des Weinbaugebiets heisst Dézaley und folgt auf das Winzerdorf Rivaz entlang des Genfersees. Hier ist das Gelände am steilsten, sodass die Steinmauern die Reben vor Erdrutschen bewahren müssen. Doch die Reben profitieren von der steileren Sonneneinstrahlung und der Wärme, die die Mauern speichern. Man sagt daher auch, das Lavaux sei das Land der drei Sonnen: Die Sonne, die Mauern und die Reflektion des Genfersees verwöhnen die Reben gleichermassen.

Über ein Auf und Ab durch weitere verträumte Winzerdörfer wie Epesses, Riex oder Grandvaux erreicht man schliesslich das Ende der Wanderung im mittelalterlichen Städtchen Lutry. Hier kann man sich zurücklehnen und, falls man es unterwegs noch nicht getan hat, die Weine des Lavaux degustieren und geniessen. Dazu laden ein Winzerkeller im Herzen der Ortschaft oder verschiedenste Rundgänge in den Weingärten ein.

Weitere Wandervorschläge in Schweizer Rebbergen

Zwischen Salgesch und Sierre (VS)
Start/Ende: Sierre bis Salgesch
Länge: 6 km
Dauer: 1 h 35 min
Aufstieg: 169 m
Abstieg: 176 m
Schwierigkeit: einfach
Kondition: einfach
Jahreszeit: ganzes Jahr

Seeweg Neuenburgersee (NE)
Start/Ende: Cortaillod bis Saint-Aubin
Länge: 10 km
Dauer: 2 h 20 min
Aufstieg: 72 m
Abstieg: 105 m
Schwierigkeit: einfach
Kondition: einfach
Jahreszeit: ganzes Jahr

Blauburgunderland Panoramaweg (SH)
Start/Ende: Siblingerhöhe bis Trasadingen
Länge: 14 km
Dauer: 3 h 30 min
Aufstieg: 220 m
Abstieg: 380 m
Schwierigkeit: einfach
Kondition: mittel
Jahreszeit: ganzes Jahr