Etwas gruselig ist es schon, in natürlichen Gewässern zu schwimmen ohne zu wissen, was sich unter der Oberfläche tummelt. Welche Lebewesen harmlos und welche gefährlich sind, erklärt das deutsche Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei.

Welche Fische tummeln sich in Badeseen?

Die meisten Fische sind scheu. Es gibt aber auch Arten, die sich im flachen Wasser aufhalten und sogar dort schwimmen, wo viele Badegäste sind. Das sind zum Beispiel Flussbarsche. Sie sind gut an ihren schwarzen Streifen und rötlichen Flossen zu erkennen. Aber auch andere Arten, wie Plötzen und Rotfedern, die ebenfalls rötliche Flossen und silbergraue Schuppen haben, trauen sich recht nah an unsere Füsse heran. In grösseren Seen kann man ausserdem Schwärme von Ukeleis beobachten, die Insekten von der Wasseroberfläche fressen.

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Ist der Wels gefährlich?

Anfang Sommer 2025 macht ein Wels in Deutschland Schlagzeilen, weil er Badende biss. Der berühmt-berüchtigte Wels ist jedoch selten dort anzutreffen, wo sich viele Badegäste aufhalten. Er hält sich vorwiegend am Gewässergrund auf. Obwohl er durch seine Grösse Respekt einflösst, ist er für Menschen ungefährlich. In den Sommermonaten kann es dennoch vorkommen, dass sich Welse in Ufernähe zeigen. Während der Laichzeit bewachen und verteidigen vornehmlich die Männchen ihre Nester. Sie attackieren alles, was bedrohlich nah an den Nachwuchs herankommt – das können dann in seltenen Fällen auch mal die Beine von Badenden sein. Die Verletzungsgefahr ist jedoch gering, da der Wels keine scharfen, sondern lediglich Bürstenzähne hat. Als Warmwasserart fühlt sich der Wels bei höheren Temperaturen besonders wohl. Der Klimawandel begünstigt daher seine Ausbreitung: Er laicht früher, wächst schneller und findet in vielen Gewässern gute Bedingungen vor. Er ist also keine bedrohte Tierart. In Deutschland sind inzwischen regelmäßig Welse mit Längen von bis zu zwei Metern anzutreffen, in Ausnahmefällen sogar bis zu 2,80 Meter, vor allem in grossen Flüssen.

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Hechte: Räuber der Tiefe

Ein Fisch mit deutlich schärferen Zähnen ist der Hecht. Davon hat er sogar hunderte im Maul. Er ist ein Lauerräuber, der sich häufig im Schilf oder Wasserpflanzen versteckt, blitzschnell herausschiesst und zubeisst, wenn ein kleinerer Fisch vorbeischwimmt. Aber auch Entenküken oder schwimmende Mäuse können zu seiner Beute gehören. Im medialen "Sommerloch" gibt es immer mal wieder Geschichten über vermeintliche Riesenhechte. Die grössten Hechte stehen aber meistens nicht am Ufer: In grösseren Seen gibt es sogenannte Freiwasser-Hechte, die hinter den Beutefischschwärmen in tieferem Wasser hinterherziehen und nicht mehr in den ufernahen Wasserpflanzen stehen. Diese Hechte können besonders gross werden. Aber: Hechte verteidigen jedoch weder ihre Jungen noch greifen sie Menschen an.

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Gibt es Wasserschlangen in der Schweiz?

Prinzipiell können alle Schlangen schwimmen. Am häufigsten trifft man im Wasser jedoch auf die Ringelnatter. Sie ist die in der Schweiz am häufigsten vorkommende Schlangenart und ungiftig. Sie lebt in und an stehenden Gewässern, kann sehr gut schwimmen und tauchen. Beim Schwimmen hebt sie den Kopf aus dem Wasser. Die Würfelnatter ist ebenfalls ungiftig, jedoch stark gefährdet. Auch Kreuzottern können gut schwimmen. Sie sind leicht giftig, aber nicht aggressiv. Fangen oder berühren sollte man sie dennoch nicht. 

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Wer schwimmt da mit braunem Fell?

Da schwimmt etwas mit braunem Fell im Wasser und ist kein Hund. Bestimmt ein Biber, oder? Es könnte auch eine Bisamratte oder eine Nutria sein. Die Bisamratte bleibt deutlich kleiner als der Biber, die Nutria kann fast gleich gross werden. Tagsüber trifft man diese beiden mit höherer Wahrscheinlichkeit am Gewässer an als einen Biber, der dämmerungsaktiv ist. Der auffälligste Unterschied ist der Schwanz: Den Biber erkennt man zielsicher an seiner platten, dunklen Schwanzkelle. Bei der Bisamratte ist er oval und bei Nutria rund. Ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal: Beim Schwimmen schaut beim Biber nur der Kopf heraus, bei der Bisamratte oder Nutria ragt der halbe Körper aus dem Wasser. Nutria haben ausserdem deutlich aus dem Fell hervortretende Ohren und weisse Barthaare.

Egal, um welches Tier es sich handelt, sie sind nicht gefährlich für Menschen – sofern man sie in Ruhe lässt. Kommt man ihnen zu nah, verteidigen sie sich und gerade der Biber ist sehr territorial. Also Abstand halten. Den Biber gibt es übrigens erst seit einigen Jahren wieder in grosser Zahl in Deutschland, nachdem er fast ausgerottet war. Seine Rückkehr wird gefeiert und gefürchtet: Als „Landschaftsarchitekt“ lässt er Auen und wertvolle Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten entstehen. Seine Aktivitäten können aber auch Landwirtschaft, Fischzucht und Forst, Verkehrswege und Wasserbauwerke beeinträchtigen.

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Insekten, Wasserwanzen und Libellen

Es gibt auch „Wasserbienen“. Dabei handelt es sich jedoch nicht um echte Bienen, sondern um Rückenschwimmer, die zu den Wasserwanzen gehören. Sie können stechen. Daher werden sie im Volksmund „Wasserbienen“ genannt. Im Wasser gibt es aber noch viel mehr Insekten: Rund 6 Prozent aller weltweit vorkommenden Insektenarten verbringen mindestens eine Phase ihres Lebens im Wasser. Einige Fluginsekten, wie beispielsweise Eintagsfliegen, Steinfliegen, Köcherfliegen, Libellen oder die Hausmücke, leben als Larven in Gewässern. Eine Verschlechterung der Wasserqualität kann daher auch das Vorkommen dieser Arten beeinflussen. Eintagsfliegen können sogar mehr als ein Jahr im Wasser verbringen, bevor sie für wenige Tage zur Paarung an Land kommen. Der Wasserläufer hingegen lebt immer an der Grenze zwischen Wasser und Luft. Die Härchen auf ihren Beinen ermöglichen es ihnen, sich mithilfe der Oberflächenspannung schnell auf der Wasseroberfläche zu bewegen, ohne einzusinken. Mit sehr viel Glück können Sie beim Schnorcheln eine Wasserspinne, die sogenannte Silberspinne, entdecken. Sie ist die einzige Spinnenart, die nicht an Land, sondern unter Wasser lebt. Sie sammelt Luft in einem dicht gesponnenen Netz unter Wasser, das wie eine Taucherglocke wirkt. Die Wasserspinne ist stark gefährdet, da sie besonders sauberes Wasser zum Überleben benötigt.

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Autsch, ich habe mich am Fuss geschnitten

Das war bestimmt eine Muschel. Tatsächlich sind in unseren Gewässern in den letzten Jahren immer mehr Muscheln zu finden. Süsswassermuscheln gelten in Seen und Flüssen als fleissige Saubermacher. Sie filtern kleine Algen und Schwebstoffe aus dem Wasser und sorgen so für klare Verhältnisse. Doch die heimischen Muschelarten geraten zunehmend unter Druck – vor allem durch invasive Arten wie die Quagga-Muschel. Diese eingeschleppte Art hat besonders grossen Appetit: Eine einzige Muschel kann pro Tag bis zu vier Liter Wasser filtern – das verbessert die Wasserqualität und verringert die Menge an Cyanobakterien – allerdings nur bei Temperaturen unter 28 Grad. Steigt die Temperatur darüber, stellen die Muscheln ihre Aktivität ein und schliessen ihre Schalen.

Doch der Einfluss der Quagga-Muschel geht weit über die Wasserqualität hinaus: Sie kann dem Ökosystem so viele Nährstoffe entziehen, dass Fische nicht mehr genügend Nahrung finden. Und sie überwuchert andere Muscheln und Weichtiere – oft so stark, dass diese sich nicht mehr bewegen oder weiterentwickeln können.

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Wasserpflanzen: Nützlich, aber unheimlich?

Wasserpflanzen, in der Wissenschaft auch Makrophyten genannt, können entweder im Wasser schwimmen oder am Gewässergrund wurzeln. Sie sind nützlich, denn sie helfen dabei, das Wasser zu reinigen, produzieren Sauerstoff und bieten vielen Lebewesen Nahrung und Unterschlupf. Die meisten Wasserpflanzen streben zur Wasseroberfläche, da sie das Sonnenlicht für ihre Photosynthese benötigen. Wasserpflanzen können deshalb beim Baden stören oder auf manche Menschen unheimlich wirken. Die meisten Wasserpflanzen, wie beispielsweise Laichkraut, Hornblatt oder Tausendblatt, lassen sich aber leicht abstreifen. Abreissen sollte man sie aber wegen ihrer Nützlichkeit möglichst nicht. Grosse Wasserpflanzenbestände sollte man jedoch meiden, da sie von fädigen Blaualgen bewachsen sein können, die verschiedene Giftstoffe bilden. 

Auch von grossen Seerosenflächen sollten Schwimmer Abstand halten, denn sie stehen unter Naturschutz. Die eigentliche Gefahr geht nicht von den Pflanzen aus, sondern von der Panik, die sie bei manchen Menschen auslösen können. Deshalb sollte man Ruhe bewahren und am besten in Rückenlage aus den Wasserpflanzen herausschwimmen, wie man hineingeschwommen ist. Grundsätzlich gilt: Baden sollte man nur dort, wo man sich wohlfühlt und die Situation gut einschätzen kann.

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Cyanobakterien und Blaualgen: Gesundheitsrisiko im Sommer

Wenn das Wasser grünlich schimmert oder schlieren bildet, handelt es sich möglicherweise um Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt. Früher ordnete man sie den Algen zu, weil sie Photosynthese betreiben können. Im Gegensatz zu echten Algen haben sie aber keinen Zellkern – und werden deshalb nun zu den Bakterien gezählt. Das Problem mit den Cyanobakterien ist, dass sie Giftstoffe bilden können, die für Tiere und Menschen gesundheitsschädlich sind. Allerdings nur, wenn sie in grossen Mengen aufgenommen werden.

Um die Gesundheit nicht zu gefährden, werden Badestellen von den zuständigen Behörden regelmäßig auf Cyanobakterien und deren Toxine untersucht. Im Ernstfall werden Badestellen gesperrt. Als Faustregel gilt: Wenn man bis zu den Knien ins Wasser geht, sollte man seine Füsse noch sehen können. Ist das Wasser zu grün, lieber woanders baden. Da Cyanobakterien die Haut reizen können, sollte man nach dem Baden in solchen Gewässern gleich duschen und die Badekleidung wechseln.

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Wolkige Algenfäden am Ufer und im Wasser:

Das sind wahrscheinlich Fadenalgen. Sie sind keine einzelne Art, viele verschiedene Arten werden aufgrund ihres Aussehens unter diesem Begriff zusammengefasst. Massenansammlungen von Fadenalgen können Lebensgemeinschaften anderer Lebewesen am Seegrund gefährden und Nahrungsnetze verändern; viele der möglichen Auswirkungen sind aber noch nicht bekannt. Für Badende sind die grünen Algenteppiche nicht nur unansehnlich, in ihnen können sich auch Giftstoffe von Cyanobakterien anreichern. Hunde scheinen vom fischigen Geruch der Algen angezogen zu werden und laufen dann Gefahr, die Giftstoffe aufzunehmen.

Ein relativ neues Phänomen sind aufwachsende – sogenannte benthische – Cyanobakterien. Sie wachsen auch auf größeren Pflanzen unter Wasser, herabgefallenen Ästen oder manchmal direkt als schleimige Blobs auf dem Kies am Seegrund. Aufpassen sollte man deshalb am Seeufer vor allem nach Stürmen, denn diese Schleimblobs können angespült werden. Werden sie von Hunden gegessen oder mit dem Seewasser zusammen getrunken, kann das sehr gefährlich sein. Vergiftungssymptome reichen von Apathie, Zittern und Magen-Darm-Problemen bis zum plötzlichem Tod. Also Hunde besser anleinen und den Uferbereich zuerst selbst überprüfen. Und auf kleine Kinder achtgeben, die beim Spielen am Strand oder im flachen Wasser angespültes Material in den Mund stecken könnten.