Eine lausige Angelegenheit
39 Fragen zu Läusen
Ein Befall mit Läusen ist für den Menschen eher unangenehm. Doch die kleinen blutsaugenden Insekten haben eine interessante Lebensweise. Die «treuen» Parasiten befallen nur ganz spezifische Wirte und sind alt. Bereits die Urmenschen hatten mit ihnen zu kämpfen.
Was sind Menschenläuse?
Menschenläuse sind Insekten, welche auf dem Körper der Menschen leben und sich ausschliesslich von Blut ernähren. Es gibt sogenannte Kopf- und Kleiderläuse, welche sehr nahe verwandt sind, und die Schamlaus, auch Filzlaus genannt, welche sich von diesen in ihrer Erscheinung stark unterscheidet.
Mit welcher Lausart haben Menschen in der Schweiz zu kämpfen?
In der Schweiz kommt die Kopflaus sehr häufig vor, selten die Filzlaus. Berichte über Kleiderläuse gibt es in jüngster Zeit nicht.
Leben Menschenläuse auch an Menschen in der Arktis?
Da die Läuse ausschliesslich auf dem Menschen leben, spielt die Umwelt und das Aussenklima für sie keine Rolle.
Warum sind Läuse so klein?
Läuse werden bis zu drei Millimeter gross. Sie sind klein, weil sie so eine grössere Chance haben, nicht entdeckt und somit auch nicht entfernt zu werden. Eine Ausnahme bezüglich der Grösse ist die Schweinelaus, die bis acht Millimeter gross wird und von Auge gut sichtbar ist.
Haben Läuse Zähne?
Nein, Läuse haben ein spitzes Mundwerkzeug, ein sogenanntes Stilett, welches die menschliche Haut durchdringen kann. Dieses ist eingezogen und wird nur beim Stechakt herausgefahren.Läuse nehmen mehrmals täglich alle zwei bis vier Stunden eine Blutmahlzeit.
Was fressen Menschenläuse?
Ausschliesslich Blut.
Erhalten Läuse alle lebenswichtigen Vitamine durch Menschenblut?
Nein. Läuse haben Bakterien in ihrem Darm, welche sie mit Nährstoffen versorgen, die in ihrer einseitigen Nahrung fehlen. Diese Bakterien stellen etwa Vitamin B her.
Vertragen Menschenläuse das Blut anderer Tiere?
Menschenläuse können auch Blut von Tieren nutzen und umgekehrt, doch sind sie sehr stark an menschliches Blut adaptiert und können sich auf Tieren nicht vermehren.
Zur PersonProf. Dr. Alexander Mathis arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren am Institut für Parasitologie an der Universität Zürich und leitet seit 2007 die Forschungsgruppe Vektor-Entomologie. Zusammen mit seinem Teamuntersucht der studierte Naturwissenschaftler hier hauptsächlich Insekten wie Stechmücken, Gnitzen und Fliegen, die Krankheitserreger übertragen können.
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Sind Läuse ohne Wirt überlebensfähig?
Läuse müssen mehrmals täglich Blut nehmen; ohne Wirt überleben sie nur wenige Tage, abhängig von der Temperatur. Bei kühlen Temperaturen sind sie inaktiv und überleben länger.
Was macht Läuse so erfolgreich?
Ein Befall mit Läusen verläuft oft oder lange ohne Symptome,sodass sie an andere Personen weitergegeben werden, bevor sie bekämpft werden.
Hat sich die Menschenlaus von einem Ort aus ausgebreitet oder hat sie sich parallel an unterschiedlichen Orten entwickelt?
Kopfläuse und die Filzlaus kamen schon bei den Urahnen der Menschen in Ostafrika vor und haben sich mit den Menschen verbreitet. Die Kleiderlaus ist erst vor etwa 50 000 Jahren entstanden, als der Mensch begann, Tierfelle als Schutz in kälteren Regionen zu tragen.
Warum haben sich mehrere auf den Menschen spezialisierten Lausarten entwickelt?
Sie haben sich an verschiedene Lebensräume angepasst, das heisst, an die Eigenschaften des menschlichen Haars. So haben sich Kopfläuse an die dünnen Kopfhaare angepasst, die Filzlaus dagegen an die dicken Haare der Schamgegend und der Augenbrauen.
Sind Menschenläuse sozial?
Nein. Auch wenn eine Folge der Trickfilmserie «South Park» etwas anderes beschreibt.
Sind Läuse monogam?
Nein, und sie paaren sich häufig.
Funktioniert die Fortpflanzung so wie beim Menschen?
Es gibt bei den Läusen Männchen und Weibchen. Die weiblichen Läuse produzieren nach der Paarung 15 bis 100 Eier. Die circa 0,8 Millimeter grossen, gelblichen Eier werden mit einer wasserunlöslichen Substanz an den Haaren fixiert.
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Wie schnell vermehren sich Menschenläuse?
Die Menschenläuse brauchen etwa einen Monat pro Generation, vom Ei über drei Larvenstadien bis hin zu den Adulten.
Wie lange leben Menschenläuse?
Durchschnittlich etwa einen Monat; die maximale Lebensdauer beträgt etwa 100 Tage.
Spüren sie Schmerz?
Läuse, wie alle Insekten, haben keine Schmerzrezeptoren und können somit keinen Schmerz spüren. Schmerz hat auch den Sinn, aus schmerzhaften Ereignissen zu lernen und dadurch das Verhalten zukünftig anzupassen, was bei kurzlebigen Tieren wie den Läusen wenig Vorteile bringt.
Haben Menschenläuse Feinde?
Aufgrund ihres geschützten Aufenthaltsortes im menschlichen Haar haben sie nur einen Feind: den Menschen.
Haben Läuse ein Bewusstsein?
Eine philosophische Frage, die bei Wirbeltieren diskutiert wird. Bei Wirbellosen wie den Insekten gibt es keinerlei Hinweise auf ein Bewusstsein.
Woher kommt das Sprichwort: Jemandem ist eine Laus über die Leber gelaufen?
Damals gingen die Menschen davon aus, dass in der Leber die Gefühle sitzen. War jemand nicht gut gelaunt, sagte man deshalb, dass ihm etwas über die Leber gelaufen sei. Später fügte man das Wort «Laus» hinzu.
Was ist die Petrophaga lorioti?
Dieser wissenschaftliche Name steht für die Steinlaus, wörtlich übersetzt «Loriots Steinfresser». Sie ist ein Fabelwesen, welches vom deutschen Humoristen Loriot erfunden wurde und dem aus Scherz im renommierten medizinischen Nachschlagwerk Pschyrembel ein Artikel gewidmet ist.
Wer war zuerst da, Laus oder Mensch?
Die Vorfahren der Läuse, wie die aller Parasiten, lebten als frei lebende Organismen in menschlichen Behausungen, entdeckten das Blutmahl als einfache Mahlzeit und entwickelten sich zu den stationären Ektoparasiten des Menschen.
Warum galten Läuse damals als «Perlen des lieben Gottes»?
Es gab Zeiten und Kulturen, in denen ein Lausbefall positiv gesehen wurde, da die Läuse schlechte Säfte wegsaugen würden. Derzitierte Ausspruch, der mir nicht bekannt war, bezieht sich möglicherweise auf diese Haltung.
Lebten Läuse in den Perücken von Adligen?
Kommt darauf an, wie diese gefertigt waren: Waren die Haare der Perücke in ein Netz eingeflochten, das den Kopfläusen Zugang zur Kopfhaut ermöglichte, und waren es menschliche Haare, auf welchen die Kopfläuse sich mit ihren Klauen fortbewegen konnten, dann schon.
Können Läuse tödlich sein?
Läuse selber nicht; es ist noch nie eine Person an Läusestichen gestorben. Die Kleiderläuse aber können eine Vielzahl von Bakterien übertragen, die zu gravierenden Krankheiten führen können wie Fleckfieber, Rückfallfieber oder Schützengrabenfieber. Dies geschieht vor allem bei unzureichender medizinischer Versorgung in Krisen- und Kriegszeiten.
Welchen Einfluss hatten Läuse auf die Weltgeschichte?
Die durch Kleiderläuse übertragenen Krankheitserreger können sich unter prekären Bedingungen wie dem engen Zusammenleben sehr schnell ausbreiten. So wird berichtet, dass die Armeen von Napoleon auf dem Rückzug aus Russland stark unter solchen von Läusen übertragenen Krankheiten litten, doch dürften auch die Kälte, Hunger und andere Krankheiten zur Schwächung dieser Armeen beigetragen haben.
Warum juckt der Kopf bei einem Befall mit Kopfläusen?
Läuse injizieren Speichel in die Stichstelle, welcher die Blutgerinnung hemmt. Unser Immunsystem reagiert auf diesen Speichel, was den Juckreiz verursacht.
Warum kann man Lauseier nicht einfach auswaschen?
Die Lauseier, auch Nissen genannt, werden mit einem Klebstoff an die Haare geklebt, welcher nicht wasserlöslich ist.
Hat die Laus etwas mit dem Begriff «lausig» zu tun?
Alles, was das Wort «Laus» beinhaltet, hatte zumindest früher eine negative Bedeutung.
Warum haben vor allem Kinder Kopfläuse?
Kinder haben noch keine Immunität gegen Kopfläuse. Erwachsene können zwar auch Kopfläuse haben, doch können sich diese auf ihnen nicht vermehren. Es gibt nur ganz wenige beschriebeneFälle von Massenbefall bei Erwachsenen mit Kopfläusen, doch betraf dies immer Personen mit einem reduzierten Immunsystem. Kopfläuse haben denn auch diese positive Eigenschaft: Ihr Befall führt zu einer Immunantwort, was zur Reifung des Immunsystems von Kindern beiträgt.
Wieso bekommen Mädchen häufiger Kopfläuse als Jungen?
Läuse wandern bei engem Kontakt auf einen neuen Wirt. Mädchen sind wohl etwas sozialer veranlagt und stecken ihre Köpfe häufiger zusammen als Buben.
Werden Menschenläuse nur bei schlechter Körperhygiene übertragen?
Nein, die Übertragung, welche bei engem Kontakt erfolgt, hat überhaupt nichts mit Körperhygiene zu tun.
Wie viele Kopfläuse können bei idealen Bedingungen auf einem Menschen leben?
Es gibt Berichte über Hunderte bis Tausende von Läusen auf einer Person. In den allermeisten Fällen leben aber weniger als zehn Läuse auf einem Menschen.
Können auch glatzköpfige Menschen von Kopfläusen befallen werden?
Nein, Kopfläuse bewegen sich auf Haaren. Haare sind auch notwendig für die Eier, welche an ihnen festgeklebt werden.
Bevorzugen Läuse eine bestimmte Haarfarbe oder -struktur?
Läuse können keine Farben erkennen. Sie haben an allen sechs Füssen massive Klammerorgane, mit welchen sie sich am Haar festhalten. Personen einiger Ethnien mit deutlich dickerem Kopfhaar werden weniger von Kopfläusen befallen.
Wann macht sich ein Lausbefall bemerkbar?
Das kann lange dauern, bis zu drei Monate. Etwa ein Viertel aller Infestationen mit Kopfläusen bleiben unbemerkt.
Kann ein Lausbefall von selbst wieder verschwinden?
Bei Erwachsenen mit intaktem Immunsystem werden sie von selbst wieder verschwinden.
Mit welchem Hausmittel werde ich Läuse los?
Es sind einige Hausmittel beschrieben, um Läuse zu ersticken, darunter Öl oder Mayonnaise. Deren Wirkung ist jedoch nicht wissenschaftlich dokumentiert. Die Standardbehandlung ist die Anwendung von Insektiziden, in Kombination mit dem Läusekamm zur Entfernung der Nissen.
Der Kampf gegen Kopfläuse
Wenn Ihr Kind Kopfläuse mit nach Hause bringt, ist das zwar unangenehm, aber kein Grund zur Panik. Leiten Sie unver-züglich eine Behandlung ein, dann sind Sie die unerwünschten Gäste bald wieder los.
- Finden Sie Läuse oder Eier in den Haaren Ihres Kindes, informieren Sie so schnell wie möglich Schule, Kinder-garten und Freunde, um eine Ausbreitung zu verhindern.
- Alle Mitglieder eines Haushaltes, in dem Kopfläuse aufgetreten sind, müssen auf einen Befall kontrolliert werden.
- Wenden Sie ein Antikopflausmittel nach Packungsbeilage an. Die Auswahl des Mittels kann mit einem schulärzt-lichen Dienst, einem Kinderarzt oder mit einer Apothekerin besprochen werden.
- Es bedarf mindestens zwei Behandlungen im Abstand von sieben bis neun Tagen, damit auch frisch geschlüpfte Läuse abgetötet werden.
- Da Kopflausmittel oft nicht zur alleinigen Bekämpfung genügen, sollte zusätzlich dazu eine mechanische Entfernung der Tiere und der Eier stattfinden. Kämmen Sie die Haare mindestens zwei Mal pro Woche über einen Monat mit einem Lauskamm durch.
- Befeuchten Sie dazu die Haare und nutzen Sie Pflege-spülung zum einfacheren Durchkämmen. Streifen Sie den Kamm an Haushaltspapier ab, um zu sehen, ob Sie Läuse oder Eier finden. Spülen Sie die Haare anschliessend mit Wasser aus.
- Legen Sie benutzte Lauskämme, Bürsten und Haarbänder nach Benutzung für zirka zehn Minuten in 60 Grad heisses Seifenwasser ein, um die Tiere abzutöten.
- Da Läuse nicht durch Gegenstände übertragen werden, sondern nur durch direkten Haarkontakt, ist es nicht nötig, Kleidung, Bettwäsche oder Plüschtiere mit Spezialmitteln zu waschen oder Flächen mit Insektiziden zu behandeln. Handtücher und andere Textilien können bei 60 Grad in der Waschmaschine gewaschen werden.
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