Schnecken haben beinahe jeden Lebensraum dieser Erde besiedelt. Die Tierklasse ist so vielfältig, dass niemand genau sagen kann, wie viele Arten existieren. Viele von ihnen warten vermutlich noch auf eine Entdeckung. Auch wenn die Schnecke es als einziges Weichtier geschafft hat, das Land zu erobern, besiedelt der Grossteil noch immer die Ozeane. Von der Arktis bis zu den Tropen und von den Küsten bis in die tiefsten Tiefen der Meere finden sich die anpassungsfähigen Tiere.

Besonders auffällig unter den Meeresschnecken sind die Nacktkiemer. Auch wenn die meisten Vertreter dieser gehäuselosen Schnecken kaum grösser als zwei Zentimeter werden, bestechen sie durch ihr fabelhaftes Aussehen. Wunderschön und fremdartig wirken manche von ihnen, beinahe so, als ob sie direkt der blühenden Fantasie eines Künstlers entsprungen wären. Die Nacktkiemer sind die farbenfrohsten Tiere der Welt.

Das Leben im Ozean ohne ein schützendes Häuschen ist gefährlich, denn Fressfeinde wie Fische und Krebstiere lauern überall. Auch wenn sich die meisten Nacktkiemer von Schwämmen, Weichkorallen und Seeanemonen ernähren, gibt es einige Arten, die nicht einmal ihren eigenen Artgenossen trauen können, denn grössere Exemplare sehen schwächere Verwandte als willkommenen Happen. Um ihrem vorzeitigen Ende vorzubeugen, haben die Weichtiere daher verschiedene Überlebensstrategien entwickelt.

Die Warnfarben, mit denen sich viele Arten schmücken, signalisieren potenziellen Feinden, dass mit dem vermeintlichen Leckerbissen nicht zu spassen ist. Einige Meeresnacktschnecken haben die Fähigkeit, gänzlich unbeschadet giftige Nahrung wie Nesselzellen von Seeanemonen zu fressen und die Giftstoffe in ihren Körperanhängen zu lagern. Versucht nun ein Angreifer zuzubeissen, wird er eine unangenehme Erfahrung machen. Geht bei einem Angriff ein Anhängsel verloren, kann dieses regeneriert werden. Auch das Aussondern von Schleim dient manchen Arten als Abwehrmechanismus und verdirbt Feinden den Appetit.

Nicht bei allen Nacktkiemern dienen die grellen Farben allerdings als Warnung, sondern auch als Tarnung. Mit zunehmender Tiefe filtert das Wasser immer mehr Farben heraus. Die Farbe Rot beispielsweise verschwindet bereits nach wenigen Metern unter der Wasseroberfläche, gefolgt von Orange und Gelb. So sind in Rot- und Gelbtönen gefärbte Tiere ab einer gewissen Wassertiefe in ihrer Umgebung äusserst gut getarnt. Zudem ähneln viele der Nacktschnecken dank ihren teils bizarren Tentakeln und Körperanhängen Pflanzen und Anemonen, was sie für Fressfeine kaum erkennbar macht. Auch Taucher können die kleinen bunten Tiere ohne Taschenlampe nur schwer aufspüren.

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