In den letzten Tagen herrschte in vielen Teilen der Schweiz nicht der typische Winter, welcher im Januar zum Standard gehören würde. Das Quecksilber kletterte oft über die 5 Grad-Grenze, manchmal reichte es sogar bis zu 10 Grad. Auch in Höhen über 1'500 Metern war es eher «mild», so auch bis am Sonntag in Arosa. Die milden Temperaturen über 0°C und der wenige Schnee liessen die Bären des Arosa Bärenland aktiver werden, wie der Wissenschaftliche Leiter Hans Schmid auf Anfrage der TierWelt mitteilt. Die Bären bezogen erst ab Mitte Dezember ihr Winterruhe-Quartier in den Innenanlagen-Höhlen. Diese verliessen sie zuletzt zwischendurch für bis zu 30 Minuten und standen in der Innenanlage herum. «Einmal verliessen zwei Bären (Meimo und Amelia) sogar die Innenanlage und hielten sich für 20 Minuten in der Aussenanlage auf. Das war in den vergangenen Jahren nie vorgekommen und für die Skifahrer war es eine unvergessliche Überraschung.», so Schmid weiter. 

Webcam aus dem Arosa Bärenland: https://www.arosabaerenland.ch/baeren/live-aus-dem-baerenland

Auch Bären in anderen Parks machten zwischendurch eine Pause von ihrer Winterruhe und vertraten sich die Pfoten, so etwa im Bärenpark Bern und im Wildnispark Langenberg. Dass Braunbären während des Winters aufwachen und eine kleine Runde drehen, ist nicht unüblich. Auch in «normalen» kühleren? Wintern sind sie gelegentlich zu sehen. 

Winterruhe vs. Winterschlaf
In der Winterruhe wechseln sich Ruhephasen ab mit kurzen Wachphasen, in denen Tiere, wie Bären oder Dachse aktiv sind. Die Tiere urinieren, fressen zwischendurch oder wechseln den Schlafplatz. Winterschläfer haben tage- bis wochenlange Schlafperioden. Auch bei der Winterruhe schlafen die Tiere, aber nicht so fest wie die Winterschläfer. Ihr Herzschlag und ihre Atmung werden langsamer, senken sich aber nicht so stark ab wie beim Winterschlaf.  Zu den Winterschläfern gehören Fledermäuse, Siebenschläfer, Hamster und Murmeltiere.

Wache Igel 

Auch Igel sind vermehrt unterwegs. Vor allem Igel mit einem knappen Gewicht sind wach geworden, wie der Tierarzt des Tierpark Goldaus Martin Wehrle gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärt. Die Igel finden derzeit aber nicht ganz einfach Futter, weil es wenig Insekten, Regenwürmer und Schnecken gibt. 

Während die einen Tiere unter den wärmeren Temperaturen leiden, profitieren laut Wehrle andere davon. Beispielsweise die Greifvögel. «Die finden Futter in Hülle und Fülle», sagte der Tierparkarzt. Oder auch für den Fuchs seien die Bedingungen «paradiesisch.» Der könne derzeit «mausen wie verrückt». 

Anderes Verhalten in der Vogelwelt 

Für hier gebliebenen Vögel hat der bisher milde Winter zwei Vorteile, wie Biologe Livio Rey von der Vogelwarte Sempach sagt. «Die Temperatur ist höher, deshalb benötigt es weniger Energieaufwand um die Körpertemperatur konstant halten und die Nahrung ist einfacher verfügbar, weil sie eben nicht unter einer Schneedecke liegt.» Die Vogelwarte Sempach stellt auch fest, dass gewisse Arten nicht mehr in die Schweiz kommen, so z.B. Wasservögel. Sie bleiben vermehrt in Nordeuropa und Sibirien, weil die Seen nicht zufrieren und die Nahrung verfügbar bleibt. Umgekehrt bleiben dafür der Weissstorch und der Rotmilan hier, welche früher sonst bis nach Spanien oder Südfrankreich zogen, um dort zu überwintern. Seit 2017 hat sich die Zahl der Weissstörche in der Schweiz im Winter von knapp 300 auf über 700 erhöht.  

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Völlig unbeeindruckt von den milden Temperaturen zeigen sich derweil die richtigen Winterschläfer, wie etwa Murmeltiere oder Siebenschläfer. Sie spüren den Frühling noch nicht. Ihr Schlaf ist nicht von der Temperatur gesteuert, sondern vielmehr vom Lichteinfluss und den Hormonen.