Manchmal kommt ein Wildvogel in eine Situation, in der er Hilfe vom Menschen benötigt, sei es ein Autounfall, eine Kollision mit einer Scheibe oder ein Katzenangriff. Grundsätzlich gilt: Die Erste Hilfe-Massnahme sollte darin bestehen, das verletzte Tier zu sichern und mit einer Wildtierstation, einem Tierarzt oder dem Wildhüter/Jagdaufseher Kontakt aufzunehmen. Verzichten Sie darauf, dem Vogel Futter oder Wasser einzuflössen, denn die Tiere sind gestresst und können sich leicht verschlucken. Auch einem menschlichen Unfallopfer bietet man nicht als Erstes ein Sandwich an, sondern ruft zuerst den Krankenwagen. Wichtiger sind sofortiges Handeln und der Verzicht auf unnötigen Stress.

 

Ein Vogel zeigt keinen Schmerz Vögel zeigen eine Symptomarmut: Um keine Beutegreifer anzulocken, verhalten sie sich so lange wie möglich normal, auch wenn sie krank oder verletzt sind. Hüpft ein Vogel trotz Verletzung herum, ist das kein Zeichen dafür, dass es ihm gut geht. Hat er ein aufgeplustertes Gefieder, die Augen halb oder ganz geschlossen, dann ist sein Zustand bereits sehr schlecht und seine Überlebenschancen sind gering. Vögel sind zudem sehr stressanfällig und können einen plötzlichen Schocktod erleiden. Verhalten Sie sich ruhig und nehmen Sie den Vogel nicht unnötig oft in die Hand.

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Erste-Hilfe-Massnahme für Katzenopfer

Bringt die Katze einen Vogel nach Hause, besteht Handlungsbedarf. Katzenspeichel ist hoch infektiös, eine unbehandelte Wunde führt in den meisten Fällen zu einer Blutvergiftung. Zudem ist es schwierig, zwischen dem dichten Federkleid von Vögeln Wunden zu erkennen. Oft sind diese massiver, als es äusserlich den Anschein macht. Fangen Sie den Vogel ein und setzen Sie ihn in eine Kartonschachtel mit Luftlöchern, die Sie vorgängig mit Haushaltspapier oder einem Handtuch ausgelegt haben. In einer dunklen Kiste, in der sie nicht viel sehen, fühlen Sich Vögel sicher und können so stressfrei in eine Wildtierstation oder zum Tierarzt transportiert werden.

Erste-Hilfe-Massnahme für Scheibenopfer

Singvögel, Spechte und Sperber erleiden häufig eine Kollision mit einer Glasscheibe. Viele der Tiere sterben beim Aufprall sofort oder werden, völlig benommen, von einem Räuber erbeutet. Setzen Sie das Scheibenopfer in eine mit Haushaltspapier ausgelegte Kartonschachtel mit Luftlöchern. Stellen Sie die Schachtel in einen dunklen und ruhigen Raum und lassen Sie den Vogel ein bis zwei Stunden in Ruhe.

Setzen Sie ein Tier, welches ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hat, nie auf eine Wärmematte. Die Wärme kann zu einer Hirnschwellung und zum Tod des Tieres führen. Gehen Sie nach Ablauf der Zeit mit der Schachtel nach draussen und öffnen Sie sie. Fliegt der Vogel nicht weg, hält den Kopf schief oder fällt auf den Rücken, nehmen Sie Kontakt mit einem Tierarzt oder einer Wildtierstation auf. Aber Achtung: Erholt sich ein Vogel nicht innerhalb weniger Stunden, stehen seine Chancen sehr schlecht.

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Erste-Hilfe-Massnahme beim Autounfall

Vor allem Greifvögel und Eulen werden immer wieder Opfer von Autounfällen. Beim Aufprall auf ein schnell fahrendes Auto tragen die Tiere in den meisten Fällen Knochenbrüche oder innere Verletzungen davon. Trauen Sie es sich zu, das Tier selbst einzufangen, können Sie eine Jacke oder eine Decke zu Hilfe nehmen und über das Tier werfen. Packen Sie es im besten Fall in eine Kiste und bringen es zum Tierarzt oder in eine Wildtierstation. Alternativ rufen Sie die Polizei oder den Wildhüter/Jagdaufseher Ihres Kantons an. Dies gilt vor allem an gefährlichen Schnellstrassen.

Erste-Hilfe-Massnahme für am Boden liegende Segler

Ein Mauer- oder Alpensegler, der auf dem Boden liegt, braucht in jedem Fall Hilfe. Ein gesunder und kräftiger Segler kann von allein aus vom Boden starten. Allerdings würde sich ein gesundes Tier nie freiwillig in diese Situation begeben, denn Segler sind Luftakrobaten, die ihr Leben in der Luft verbringen und ausser zur Paarungs- und Brutzeit nicht landen. Nehmen Sie den Segler und begeben Sie sich auf eine übersichtliche Fläche wie ein Feld oder eine Wiese.

Halten Sie ihre Hand mit dem Segler darauf nach oben und geben Sie dem Tier Zeit zum Wegfliegen. Ein unverletztes und kräftiges Tier wird freiwillig von Ihrer Hand wegfliegen. Bleibt das Tier sitzen oder hat eine offensichtliche Verletzung, ein gesträubtes Gefieder oder geschlossene Augen, so fehlt ihm etwas. Bringen Sie es in eine Wildtierstation. Werfen Sie einen Segler niemals in die Luft!

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Rufen Sie bei grossen und wehrhaften Vögeln lieber die Polizei oder den zuständigen Wildhüter an, anstatt das Tier selbst zu bergen. Ein sich bedroht fühlender Vogel kann Ihnen ernsthafte Verletzungen zufügen. Dazu gehören vor allem grössere Greifvögel, Eulen, Störche, Reiher und Wasservögel mit einem spitzen Schnabel wie Haubentaucher und Gänsesäger.

Adressen

Nachfolgend finden Sie einige Adressen, an die Sie sich im Falle eines Fundes von einem verletzten Wildvogel wenden können. Beachten Sie, dass die meisten Pflegestationen spendenfinanziert sind und finanziell nicht die Möglichkeit haben, 24 Stunden lang ein Telefon zu betreuen. Rufen Sie alternativ den Wildhüter oder Jagdaufseher Ihres Kantons an. 

 

Vogelpflegestation Sempach (LU)

Vögel: Alle Vögel

Telefon: 041 462 97 00

Die Vogelwarte kann Ihnen Pflegestellen in Ihrer Nähe empfehlen. 

Weitere Infos finden Sie hier.

 

Greifvogelstation Berg am Irchel (ZH)

Vögel: Greifvögel und Eulen

Telefon: 052 318 14 27

Weitere Infos finden Sie hier.

 

Mauer- und Alpensegler Reha- und Auswilderungsstation Rümlang (ZH)

Vögel: Mauer- und Alpensegler

Telefon: 079 663 71 84

Weitere Infos finden Sie hier.

 

Storchenstation Möhlin (AG)

Vögel: Störche und weitere Vogelarten

Telefon: 077 456 21 35

Weitere Infos finden Sie hier.

 

Stiftung Wildstation Landshut, Utzenstorf (BE)

Vögel: Alle Vögel, ausser jagdbare Arten

Telefon: 032 665 38 93

Weitere Infos finden Sie hier.

 

Wildtiere-Pflegestation «Rita Roux», Fribourg (FR)

Vögel: Alle Vögel

Telefon: 026 305 89 00

Weitere Infos finden Sie hier.

 

Centre de Réadaptation des Rapaces, Bardonnex (GE)

Vögel: Greifvögel und Eulen

Telefon: 079 203 47 39

Weitere Infos finden Sie hier.

 

Auffangstation des Tierpark Arth Goldau, Goldau (SZ)

Vögel: Alle Vögel

Telefon: +41 41 855 44 33

Weitere Infos finden Sie hier.

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