Um sich miteinander zu verständigen, setzen wir Menschen unter anderem die verbale Kommunikation ein. Im Tierreich sieht das hingegen anders aus. Viele Säugetiere hinterlassen Duftmarken, Urin oder Kot und informieren so über ihre territorialen Besitzansprüche, Fortpflanzungsbereitschaft oder Gesundheitsstatus. Sie tauschen so auch Informationen über Nahrung aus. Bisher sei aber kaum erforscht worden, ob auch andere Tierarten die Geruchskommunikation von anderen Lebewesen nutzen, schreibt das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in einer Mitteilung. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Gepardenforschungsprojekt des Leibniz-IZW beobachteten mit Wildtierkameras neun Markierungsbäume von Geparden auf Farmland in Namibia. Das Team stellte fest, dass einige Tierarten die Gepardenmarkierungsbäume häufiger besuchten und beschnüffelten als andere Bäume.  

Kommunikation an Gepardenbäumen 

Die Tiere erhalten von Gepardendüften wichtige Informationen. Für den Austausch der eigenen Geruchsinformationen, würden die anderen Tierarten andere auffällige Bäume benutzen. Die Forschenden schliessen daraus, dass einige Säugetierarten auf Farmland in Namibia ein Netzwerk für inner- und zwischenartliche Kommunikation unterhalten. Während der Kameraüberwachung besuchten 29 Säugetierarten die Gepardenmarkierungsbäume und Kontrollbäume. Mehr unterschiedliche Tiere hielten sich bei den Gepardenbäume auf, als an den anderen, wobei die meisten Tierarten die Bäume nur wenige Male besuchten. 13 Tierarten besuchten mindestens 20 Mal die Gepardenbäume, davon schnüffelten 9 Arten daran und ein Tier markierte sie. 

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Unterschiedliche Vierbeiner 

Mit Afrikanischen Wildkatzen und Schabrackenschakalen besuchten und beschnüffelten zwei kleine fleischfressende Arten die Gepardenmarkierungsbäume häufiger als die Kontrollbäume. Das Gleiche gilt für Warzenschweine, die von Geparden allerdings nur selten erlegt werden. Die Wildkatzen und Schakalen würden beim Besuch wahrscheinlich abschätzen, wann Geparde zum letzten Mal bei den Bäumen waren oder um unverdaute Beutereste in deren Kot zu fressen, interpretiert das Forschungsteam das Verhalten. Warzenschweine waren die einzige Tierart, welche Geruchsinformationen hinterliessen und zwar mit der gleichen Häufigkeit an Gepardenmarkierungsbäumen und Kontrollbäumen. Das deute darauf hin, dass sie auffällige Strukturen wie grosse Bäume für ihre innerartliche Kommunikation nutzten, so das Leibniz-IZW weiter.  

Umgekehrt besuchten Beutetiere wie der Kronenducker die Markierungsbäume weniger häufig als die Kontrollbäume. Leoparden hingegen, die stärksten Raubtiere im Untersuchungsgebiet des Projekts, besuchten sowohl Gepardenmarkierungsbäume als auch Kontrollbäume und rochen, urinierten, kratzten und scheuerten ihren Körper an den Bäumen. Damit würden sie ihre Anwesenheit gegenüber den Geparden demonstrieren. 

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Überdeckung der Duftmarken 

Während Beutetiere normalerweise nicht an Markierungsstellen von Raubtieren Duftmarken absetzen, kommt es durchaus vor, dass Fleischfresser bereits bestehende Duftmarken mit eigenen überdecken. Wenn solche Duftüberlagerungen an auffälligen Stellen wie Bäumen stattfinden, sei die Information wahrscheinlich eher an Artgenossen als an artfremde Individuen gerichtet. Mit der Kameraüberwachung beider Baumtypen konnten die Forschenden zeigen, dass einige Tierarten wichtige Informationen von anderen Säugetierarten einholten. Es sei daher wahrscheinlich, dass Säugetiere in Namibia ein über Arten hinweg bestehendes Kommunikationsnetzwerk unterhalten, entlang der Gepardenmarkierungsbäumen.