Man mag es kaum glauben, aber jedes Jahr werden tausende neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt, oder besser gesagt: Beschrieben. Denn so nennt man es, wenn eine Art zum ersten Mal systematisch untersucht, erfasst, mit anderen Arten verglichen und benannt wird. Meistens nennen die Entdecker eine Art nach der Region oder einem speziellen Merkmal, manchmal lassen sich die Wissenschaftlerinnen aber auch etwas mehr freie Hand und wählen Namen von Prominenten. So sind bereits über 40 Arten nach Sir David Attenborough benannt, den bekannten Tierfilmer und Naturforscher. Auch 2023 wurden bereits einige hunderte neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt und benannt.

DiCaprio-Natter (Sibon irmelindicaprioae)

Die baumlebende Schlange ist eine von fünf neu beschriebenen Arten der Gattung Sibon, die zu den Nattern gehören. Sie ernähren sich von Weichtieren wie Schnecken, und verspeisen gelegentlich auch Froscheier. Mithilfe genetischer Analysen untersuchten Wissenschaftler in einer kürzlichen Studie verschiedene Exemplare dieser Gattung und stiessen dabei auch auf fünf neue Arten. Die DiCaprio-Natter ist nach Irmelin DiCaprio, der Mutter des bekannten Schauspielers und Umweltaktivisten Leonardo DiCaprio benannt. Die Art findet man in Kolumbien und Panama.

Originalpublikation (in Englisch) im Journal «ZooKeys».

Bach-Baumfrosch (Hyloscirtus tolkieni)

Lediglich ein einziges Individuum des Frosches fanden Wissenschaftler während einer Expedition in Ecuador. Er unterschied sich jedoch so gravierend von anderen Fröschen, dass die Forscher ihn als neue Art beschrieben. Sein wissenschaftlicher Name ehrt den Autoren J. R. R. Tolkien, der unter anderem «Herr der Ringe» und «Der Hobbit» geschrieben hat. Denn die Forscher sahen sich angesichts der Farben des Frosches an ein Fantasiewesen erinnert, wie der Schriftsteller in einem seiner Texte entsann.

Originalpublikation (in Englisch) im Journal «ZooKeys» 

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Krummzehen-Gecko (Cyrtodactylus santana)

Ost-Timor ist einer der jüngsten unabhängig gewordenen Staaten der Welt und birgt einiges an noch unbekannten Tierarten. Auf der kleinen Sunda-Insel beschrieben Wissenschaftler den ersten Krummzehen-Gecko, den sie in einer Höhle des Nino Konis Santana National Parks entdecken. Zuerst gelang es den Forschern nicht, das Tier zu fangen, doch als sie nachts in die Höhle zurückkehrten, erwischten sie gleich zehn Exemplare der Reptilienart. Der wissenschaftliche Name hat nichts mit dem Musiker zu tun, sondern mit dem Namensgeber des Parks, Nino Konis Santana, einem Unabhängigkeitskämpfer.

Originalpublikation (in Englisch) im Journal «ZooKeys»

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Philippinischer Rattenigel (Podogymnura intermedia)

Mit ihrem gold-braunen Fell und der spitzen Nase erinnern Rattenigel ein wenig an Spitzmäuse. Tatsächlich gehören sie wie diese zur Ordnung der Insektenfresser und sind damit mit den Igeln verwandt. Rattenigel kommen auf den Philippinen vor, wo kürzlich eine neue Art dieser Gattung beschrieben wurde, Podogymnura intermedia. Gefunden wurde er während der Untersuchung in den Bergen von Mindanao, einem praktisch noch unerforschten Gebiet. Die Wahrscheinlichkeit, dort noch auf weitere unbekannte Arten zu stossen, ist gross.

Originalpublikation (in Englisch) im Journal «Zootaxa»

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