Die Spitzmäuse halten keinen Winterschlaf, obwohl auch für sie im Winter die Nahrung knapp wird. Sie haben überdies keine Fettreserven. Bei den Rotzahnspitzmäusen, zu denen die Waldspitzmaus und ihre Verwandten sowie die Wasser- und die Sumpfspitzmaus gehören, hat sich eine besondere Strategie zum Energiesparen während der Winterszeit entwickelt: Das Schrumpfen von Organen. Es schrumpfen das Skelett, aber auch das Gehirn, der Darm, die Leber und die Milz. Im Frühjahr wachsen diese Organe fast wieder zur alten Grösse heran. Gut untersucht sind bei der Waldspitzmaus die Veränderungen am Schädel. Die Schädelhöhe nimmt während des Winters um 20 % ab. Diese Ergebnisse wurden an lebenden Tieren mit Hilfe von Röntgenbildern gewonnen.

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Man geht davon aus, dass durch die Verkleinerung der Organe im Winter Energie gespart werden kann. Der tägliche Nahrungsbedarf einer Waldspitzmaus, die etwa 10 Gramm wiegt, beträgt zwischen 70 und 120 % des Körpergewichtes. Das schafft sie im Winter nicht. Die Organschrumpfung bringt einen beachtlichen Gewinn. Zwar wird pro Gramm Körpergewicht gleich viel Nahrung gebraucht, aber die Gesamtbilanz ist besser. Verschlechtert das Schrumpfen des Gehirns nicht die intellektuellen Fähigkeiten und damit den Jagderfolg? Versuche an lebenden Tieren zeigten, dass dies tatsächlich eintrifft. Allerdings ohne, dass der ganze Energiegewinn beim Schrumpfen eingebüsst wird. Das Phänomen des Schrumpfens wurde kürzlich auch bei Maulwürfen nachgewiesen und wird sogar bei Hermelin und Mauswiesel vermutet.

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