Nicht alle Spinnen fühlen sich in beheizten Innenräumen wohl, denn es ist ihnen schlichtweg zu trocken. Haben sie sich aus Versehen in eine Wohnung verirrt, droht ihnen spätestens im Winter der Tod durch Vertrocknen. Allerdings gibt es einige Arten, die «synanthrop» leben. Dieser Begriff beschriebt die Anpassung einer Tier- oder Pflanzenart an den menschlichen Siedlungsbereich. Diese Arten sind somit nicht von aussen lebenden Populationen abhängig und vermehren sich erfolgreich in Wohnungen und Häusern. Nachfolgend werden einige spannende Spinnenarten vorgestellt, die sich in der Nähe des Menschen pudelwohl fühlen und auch unsere hohen Temperaturen zu schätzen wissen. Begeben Sie sich auf Entdeckungsreise in der eigenen Wohnung oder dem Haus und Sie werden mit Sicherheit eine dieser Arten in einer dunklen Zimmerecke entdecken. Erfreuen Sie sich daran, denn Spinnen halten die Zimmer frei von störenden Insekten.

Grosse Winkelspinne (Tegenaria atrica)

Eine der grössten heimischen Spinnenarten ist die Grosse Winkelspinne. Sie gilt für die meisten Menschen als furchterregend. Mit einer Körperlänge von bis zu zwei Zentimetern ist das nicht verwunderlich. Dabei lebt die einzelgängerische Jägerin zurückgezogen in Kellern und anderen ruhigen Ecken des Hauses und vermeidet nach Möglichkeit Begegnungen mit den Menschen. Nur im Spätsommer und Herbst, wenn sich die Männchen auf die Suche nach Weibchen begeben, wandern die Tiere gerne einmal vor unserer Nase durch die Zimmer. Beissen tun sie nur im äussersten Notfall.

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Hauswinkelspinne (Tegenaria domestica)

Die Hauswinkelspinne ist mit der Grossen Winkelspinne verwandt und nur schwer von dieser zu unterscheiden. Grösstenteils ist sie etwas heller gefärbt. Auch sie lebt gerne in der Nähe des Menschen und baut sich genau wie ihre Verwandte Wohnhöhlen in ungestörten Räumen. Sie ist etwas kleiner als die Grosse Winkelspinne und erreicht eine Körpergrösse von bis zu 11,5 Millimetern. Beide Arten sind durch den Menschen von Europa aus auf die gesamte nördliche Hemisphäre verschleppt worden.

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Grosse Zitterspinne (Pholcus phalangioides)

Die Grosse Zitterspinne ist der Inbegriff der «häuslichen» Spinne. Während die Winkelspinnen auch draussen leben können, ist die Zitterspinne ein reiner Gebäudebewohner. Sie ist eine der einzigen Spinnenarten, die auch in modernen Neubauten vorkommt. Ursprünglich stammt sie aus Asien und hat sich von dort aus beinahe auf der ganzen Erdkugel ausgebreitet. Die ursprüngliche Höhlenbewohnerin ernährt sich nicht nur von Insekten, sondern kann auch die wesentlich grösseren Winkelspinnen überwältigen und auffressen. Ihren Namen hat sie von ihrer Verhaltensweise, bei Gefahr ihren Körper im Kreis zu schwingen.

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Speispinne (Scytodes thoracica)

Die hübsche kleine Speispinne mag es nicht gerne kalt, denn sie stammt ursprünglich aus der subtropischen Zone. Deshalb hat sie ihren Lebensschwerpunkt in unseren Breitengeraden in menschliche Behausungen verlegt, wo sie sich allerdings eher selten bemerkbar macht. Sie ist klein und erreicht meist nur eine Körperlänge von 5 Millimetern. Interessant an der Speispinne ist ihre Jagdweise. Durch ihre umgewandelten Giftdrüsen kann sie Leim auf ihre Beutetiere schleudern, die daraufhin festkleben. So kann die Spinne ihre Beute ganz in Ruhe überwältigen.

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Hausdornfinger (Cheiracanthium mildei)

Ursprünglich lebte diese kleine, grünlich gefärbte Spinnenart vor allem im Mittelmeergebiet und breitete sich die letzten Jahrzehnte bis in das Rheintal und dank des Klimawandels immer weiter nach Norden aus. Ihr Biss gilt humanmedizinisch als bedeutsam, denn dieser ist schmerzhaft, ähnlich einem Bienen- oder Wespenstich. Allerdings ist die Hausdornfinger nicht hinter dem Menschen her, sondern begibt sich nachts auf Beutesuche nach kleinen Insekten. Dabei kann es zu einem Abwehrbiss kommen, wenn sie sich von einem schlafenden Menschen bedroht fühlt. Tagsüber nehmen wir die Spinne kaum wahr, da sie klein und unscheinbar ist und der Ekelfaktor weitaus geringer, als beispielsweise bei der grossen, haarigen Winkelspinne.

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Echte Finsterspinnen (Amaurobius)

Diese Spinnengattung umfasst mehrere Arten, die entweder in Wäldern vorkommen, aber auch synathrop in unseren Gebäuden leben. Zu letzteren gehört unter anderem die Kellerspinne, die Fensterspinne sowie die Haus-Finsterspinne. Diese nachtaktiven Spinnen legen ihre Trichternetze hauptsächlich in Kellern, an Gemäuern und an Fenstern an, sind jedoch nicht strikt an den Menschen gebunden und können auch ausserhalb von Gebäuden leben.

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Mauer-Zebraspringspinne (Salticus scenicus)

Auch wenn sich die niedliche Mauer-Zebraspringspinne gerne in Wohnungen findet, hat sie sich meistens nur nach drinnen verirrt und findet auf Dauer keine idealen Lebensbedingungen. Sie mag es warm und lebt gerne in unserer Nähe auf sonnenexponiertem Mauerwerk und auch Zäunen. Dort schleicht sie sich so nahe wie möglich an ihr Beutetier heran und springt es aus einem Abstand von etwa fünf Zentimetern an. Getötet wird es mit einem Giftbiss. Findet man eine Springspinne im Inneren der Wohnung, kann man diese nach draussen auf eine Fensterbank setzen und solange das Fenster schliessen, bis sie sich davongetrollt hat.

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