Jedes Jahr im Sommer geniessen die Leute die Sonne am Strand, am See oder einfach auf einer Liege auf dem Balkon. Doch nicht nur der Mensch nimmt gerne ein Sonnenbad, im Tierreich ist es gang und gäbe, dass sich die Tiere mit den Sonnenstrahlen um ihre biologischen Bedürfnisse kümmern. Zu den bekannten Sonnenanbetern gehören Eidechsen oder andere Reptilien, aber auch Frösche, Monarchfalter oder Flusspferde ruhen sich gerne in der Sonne aus. Auch gewisse Vögel nehmen gelegentlich ein Sonnenbad und strecken dabei ihre Flügel aus.  

Warum gehen die Tiere aber einer Tätigkeit nach, welche sie anfällig für Raubtiere machen kann? Wie das Wissenschaftsmagazin National Geographic berichtet, sind Wissenschaftler immer noch auf der Suche nach Antworten, warum die Tiere dies tun, es gibt aber einige Anhaltspunkte, die dieses Verhalten erklären. 

Aufrechterhaltung der Temperatur 

Viele Lebewesen sonnen sich, um ihre Körpertemperatur zu regulieren – ein Vorgang, der als Thermoregulation bekannt ist. Das ist der Grund weshalb sich kaltblütige (ektotherme) Tiere, wie Reptilien und Amphibien und viele Insekten, in der Sonne Baden. Im Gegensatz zu endothermen Säugetieren und Vögeln können ektotherme Tiere ihre Körpertemperatur nicht durch die vom Stoffwechsel erzeugte Wärme konstant halten. Ihre Temperatur schwankt daher mit ihrer Umgebung. 

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Wenn die Umgebung eines ektothermen Tieres abkühlt, sinkt auch seine Temperatur. Dadurch verlangsamen sich die chemischen Reaktionen des Körpers, die alles von der Immunfunktion bis zur Muskelleistung steuern – was für ein schlafendes oder ruhendes Tier vielleicht gut ist, aber nicht für ein Tier, welches auf die Jagd geht oder vor Raubtieren flüchten muss. Um ihren Körper in Schwung zu bringen, suchen Ektothermen nach Wärme. Einige kriechen beispielsweise zu einem heissen Felsen, während andere sich für eine bestimmte Zeit sonnen. Die Dauer hängt von ihren Bedürfnissen, ihrer Grösse und der Farbe ihres Körpers ab.  

Energie einsparen 

Das Gleiche gilt für einige endotherme Sonnenanbeter. Obwohl diese Tiere dank ihres schnellen Stoffwechsels selbst Wärme erzeugen können, sonnen sich einige, damit ihr Stoffwechsel nicht die ganze Arbeit machen muss. Beispielsweise die Lemurenart Katta und der Wegekuckuck gehören zu solchen Tieren sowie der Alpensteinbock, der sich an kalten Wintermorgen in den Bergen sonnt, um Energie zu sparen. 

Virenbekämpfung und Vitaminauffrischung 

Während die Tiere sich oft sonnen, um ihr tägliches Funktionieren zu gewährleisten, deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass sie die Sonne auch zur Behandlung bestimmter Gesundheitsprobleme nutzen. So gibt es zum Beispiel sonnenbadende Vögel, die damit Parasiten abtöten, die sich in ihrem Gefieder verstecken. Diese Theorie wurde erstmals 1993 aufgestellt, als Forscher eine Gruppe Veilchenschwalben beobachteten, die mehr Zeit in der Sonne verbrachten als andere Schwalben, die gegen Milben- und Läusebefall behandelt worden waren. Neuere Studien haben gezeigt, dass Läuse auf Federn absterben können, wenn sie eine gewisse Zeit Sonnenstrahlen ausgesetzt werden.  

Brennende Fragen zum Sonnenbaden 

Trotz der Fortschritte, die Wissenschaftler beim Verständnis sonnenbadender Tiere gemacht haben, gibt es noch viel zu klären. Die Motive von Süsswasserschildkröten zum Beispiel sind von besonderem Interesse, da nachtaktive Tiere nachts eine sonnenbadende Position einnehmen. Einige der Tiere erhöhen laut einer Studie ihre Körpertemperatur während des Sonnenbadens nicht, was eine Thermoregulation als Grund ausschliesst. Die weitergehende Forschung gestaltet sich besonders in der freien Wildbahn aber oft schwierig, da sonnenbadende Tiere oft wegrennen, wenn sich jemand nähert.  

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