Der Südwesten der USA leidet immer wieder unter mehreren Waldbränden, die durch die anhaltende Trockenheit begünstigt werden. Starker Pazifikwind breitet die Flammen meistens rasch aus und die Trockenheit führt dazu, dass auch kleine Feuer, die normalerweise einfach gelöscht werden können, sich schnell zur Bedrohung für Menschen und Grundstücke entwickeln.  

Die Anhäufung abgestorbener Vegetation in Park- und Wildnisgebieten hat zusammen mit den Auswirkungen des Klimawandels den Trend zu verheerenden Waldbränden in Kalifornien beschleunigt. Im Jahr 2021 verlor der Bundesstaat mehr als zwei Millionen Hektaren Wildnis durch Waldbrände. Megabrände, die mehr als 100’000 Hektar abbrennen, werden immer häufiger. Ein weiterer trockener Winter und die Fortsetzung der schlimmsten Dürre seit mindestens 1’200 Jahren bedeuten, dass die Feuersaison 2022 katastrophal werden könnte, so die Meteorologen. 

Gefrässige Vierbeiner sollen helfen 

In der Vergangenheit verliessen sich die Landverwalter bei der Ausdünnung von Pflanzen und Gestrüpp traditionell auf Herbizide und menschliche Arbeitskraft, um die Brandlast zu verringern, d. h. die Menge an brennbarem Material, das bei einem Feuer verbrennen kann. Der Zugang zu den Berggebieten in Südkalifornien kann jedoch schwierig sein und solche Rodungsmethoden können Samen hinterlassen, die im nächsten Jahr keimen.  

Wie das Wissenschaftsmagazin National Geographic berichtet, greifen immer mehr Menschen in Kalifornien auf eine vierbeinige Lösung zurück: Ziegen. Der Einsatz von Ziegen zur Beseitigung der Vegetation ist eine uralte Praxis, aber angesichts der weltweiten Verschlimmerung von Waldbränden werden die Pflanzenfresser an unterschiedlichen Orten wie Griechenland, Australien und anderen Teilen der USA als wichtiges Instrument zur Verhütung von Waldbränden eingesetzt. Wenn Ziegen den Samen fressen, durchläuft er ihren Verdauungstrakt und wird lebensunfähig, d.h. er wächst nicht mehr. 

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Ziegen bei der Arbeit 

Ziegen, eines der ältesten domestizierten Tiere, sind abenteuerlustige und neugierige Fresser mit starken Mägen. Sie können Pflanzen verdauen, die für andere Nutztiere giftig sind. Ausserdem sind sie widerstandsfähig und können steile Hänge und für andere Tiere unzugängliches Gelände erklimmen. Die Ziegen werden zu einem Einsatzort transportiert, wo sie normalerweise etwa einen Monat bleiben. Vor ihrer Ankunft wird das Gelände mit einem provisorischen Elektrozaun umzäunt, der in regelmässigen Abständen neu positioniert wird, damit die Ziegen nach und nach ein sehr grosses Gebiet abdecken und abfressen können. Herdenschutzhunde beschützen die Ziegen vor Raubtieren wie Kojoten oder Pumas.  

Sind Ziegen tatsächlich hilfreich? 

Es gibt nur wenige Studien, die die Auswirkungen von Ziegen auf Waldbrände untersuchten. In Arizona haben einige Wissenschaftler beobachtet, dass von Ziegen gerodete Flächen als Brandschneisen dienen und Waldbrände aufhalten können. Eine kürzlich in der Fachzeitschrift Forest Ecology and Management veröffentlichte Studie ergab, dass Ziegen in Australien besonders effektiv bei der Verringerung der so genannten Feinbrennstofflast sind – brennbare Vegetation, die sehr klein ist, z.B. Kiefernnadeln oder Gras. Diese feinen Brennstoffe sind am ehesten in der Lage, ein durchgehendes Feuerbett zu bilden, weshalb ihre Kontrolle und Eindämmung für die Begrenzung der Ausbreitung von Waldbränden von entscheidender Bedeutung ist.