Haben Sie schon einmal einen lebenden Feldhasen gesehen? Sie sind in der Schweiz selten geworden, aber es gibt sie noch. Und es gibt erfolgreiche Projekte, um die langohrigen Hoppler im Kulturland zu fördern. Die Tiere haben einige Eigenarten, die sie zu einer sehr faszinierenden Art machen. Wir haben für Sie einige Wissensbissen zusammengestellt, damit sie für das kommende Osterfest gewappnet sind.

1. Die Schokoladen-«Hasen» im Laden sind meistens Kaninchen

 Zu erkennen am gedrungenen Körper und den relativ kurzen Ohren, siehe unten.

2. Hasen sind keine Kaninchen

Schon äusserlich sehen sich Echte Hasen (zu denen der Feldhase gehört) und Kaninchen nur auf den ersten Blick sehr ähnlich. Erstere sind grösser und schlanker und haben längere Ohren. Ausserdem kommen Kaninchen nackt und blind zur Welt, während junge Hasen sehen können und mit einem Fell vor Wind und Wetter geschützt sind. Immerhin gehören Kaninchen und Feldhasen beide zur Säugetierfamilie der Hasen, paaren können sie sich aber nicht.

3. Feld- sind auch keine Schneehasen

Der Schneehase ist eine eigene Art und etwas runder gebaut als der Feldhase. Ausserdem sind seine Ohren kürzer. Schliesslich dienen sie in den höhergelegenen Gebieten, in denen Schneehasen vorkommen, nicht zum Wärmeausgleich. Im Gegenteil, ihr kleineres Format vermeidet Energieverluste über die Löffel. Eindeutig unterscheidbar sind Feld- und Schneehase am Schwanz, der bei Letzterem einheitlich weiss und nicht oben schwarz gefärbt ist.

4. Ein Steppentier

Ursprünglich bewohnten Feldhasen Steppengebiete in Westasien, das heisst offene Landschaften mit wenig Bäumen. Heute finden die Tiere im Ackergebiet Lebensraum, wenn es dort Kleinstrukturen gibt wie Hecken, Feldgehölze oder Brachen.

5. Dem Menschen gefolgt

Dass Feldhasen sich Richtung Europa verbreitet haben, hängt mit menschlichen Aktivitäten zusammen. Genauer gesagt ermöglichte es die Ausbreitung des Ackerbaus auf Kosten geschlossener Wälder. Daher gelten Feldhasen als Kulturfolger. Bei intensiver Landwirtschaft und insbesondere in grossen und einheitlichen Futterbaugebieten fehlen ihnen aber Unterschlupfmöglichkeiten und Nahrung.

6. Es gibt auch «Waldhasen»

Einzelne Feldhasen werden ihrem Namen weniger gerecht und verbringen den Tag im Wald (die Tiere sind mehrheitlich nachtaktiv). Es gibt aber auch «Waldhasen», die sich ganz auf ein Leben im Forst verlegt haben.

7. Feldhasen fressen ihren eigenen Kot

Ihre Pflanzennahrung ist schwer verdaulich. Im sehr grossen Blinddarm von Feldhasen bauen Mikroorganismen die zähe Zellulose ab und setzen zusätzliche Nährstoffe frei. Somit funktioniert ihr Blinddarm wie der Pansen von Wiederkäuern. Um davon profitieren zu können, werden die Kotpillen nach dem Ausscheiden nochmal geschluckt. Bei diesem Blinddarmkot handelt es sich um weiche Kügelchen, die im Gegensatz zum harten, eigentlichen Kot, der nach quasi zweimaliger Verdauung ausgeschieden wird, viele Mikroorganismen enthalten. 

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8. Geduckt statt eingebuddelt

Im Gegensatz zu Kaninchen bauen Feldhasen keine Höhlensysteme, sondern scharren sich lediglich an einem geschützten Plätzchen eine Mulde. In dieser Sasse ruhen sie tagsüber, gut getarnt durch ihr Fell und mit unauffällig herab geklappten Löffeln.

9. Ein harter Start ins Leben

Der Feldhase ist das kleinste Säugetier Mitteleuropas, das seine Jungtiere ohne ein Nest und ausserhalb einer Höhle aufzieht. Ausserdem kommt die Mutter nur einmal am Tag vorbei, um zu Säugen. Das ist aber nicht grausam, sondern taktisch: So verhindert die Häsin, dass eine Geruchsspur Feind wie Füchse auf die Jungtiere aufmerksam macht. Die Kleinen selbst sind fast geruchlos und werden vorsichtshalber in einiger Distanz von ihrem Tagesversteck gesäugt. Nach vier Wochen sind sie selbstständig.

10. Besonders nahrhafte Milch

Das seltene Säugen macht es nötig, dass die Muttermilch von Feldhasen besonders nahrhaft ist. Sie enthält viermal so viel Fett wie Kuhmilch.

11. Winterfest

In ihrem Ursprungsgebiet im Westen Asiens herrschen im Winter etwa im Januar durchschnittlich – 10 Grad. Die mitteleuropäischen Winter sind dagegen eher mild und für erwachsene Feldhasen daher kein Problem.

12. Wehrhaft

Ein Feldhase wird drei bis sechs, maximal acht Kilo schwer. Es handelt sich mit einer Kopf-Rumpflänge von bis zu 67 Zentimeter um relativ grosse Tiere, und sie wissen sich zu wehren: Mit den Krallen ihrer Hinterläufe können sie gefährliche Schläge austeilen und halten sich so notfalls auch Füchse vom Leib. Der Steinadler gilt als eines der wenigen Raubtiere, die einen erwachsenen, gesunden Feldhasen zur Strecke bringen können.

13. Schwierig zu zählen

Die Feldhasen-Bestände in der Schweiz sind klein. Das mit harten Zahlen zu zeigen, ist allerdings schwierig. Bei der standardisierten Zählmethode werden vorgegebene Routen im Frühling, wenn die Vegetation noch niedrig ist, nachts mit dem Auto abgefahren. Dabei leuchtet man offene Flächen mit Scheinwerfern aus und trägt alle gesichteten Hasen auf einer Karte ein. Unter Berücksichtigung der Entdeckungswahrscheinlichkeit werden die Zahlen hochgerechnet.

14. «Hochzeit» im Vorfrühling

Die Paarungszeit von Feldhasen dauert lange, von Dezember bis in den August hinein. Zum Frühlingsbeginn sammeln sich die Tiere zu «Hochzeitsgesellschaften» und jagen einander stundenlang. Das dient der Partnersuche. Einmal gefunden, bleiben Hase und Häsin in der Regel für ein Jahr zusammen.


Quellen