Der Blick in eine Voliere führt stets nach oben, wo Wellensittiche plaudern, Nymphensittiche ihre Häubchen richten oder wo Kanarienvögel singen. Nur nebenbei wird eine Chinesische Zwergwachtel wahrgenommen, die über den Volierenboden huscht. Ein kleiner Federball, der vielleicht unter einer Harasse Unterschlupf findet. Das ist traurig, denn Chinesische Zwergwachteln verdienen genauso viel Aufmerksamkeit und Beachtung wie alle anderen Volierenbewohner. «Ein kahler Sandboden mit lediglich Futter und Trinkgeschirr reicht nicht aus, auch wenn die Voliere noch so gross ist», streicht Cynthia Nupnau aus Biessenhofen TG heraus.

Die junge Frau hat sich den Chinesischen Zwergwachteln verschrieben. Im Frühling ist eine überarbeitete Neuauflage ihres Buches über diese Vogelart erschienen. Sie beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit Zwergwachteln und züchtet sie in vielen verschiedenen Farbformen. Sie sagt begeistert: «Ich bin so fasziniert von diesen kleinen Tieren.»

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Was die Zwergwachteln wirklich brauchen, wird bei einem Besuch bei Cynthia Nupnau sofort klar. Sie hält die kleinen, drolligen Hühnervögel in zahlreichen Innen- und Aussenvolieren, in einem Treibhaus, in Terrarien und Innenabteilen. Allen Gehegen eigen ist die liebevolle Gestaltung. Sie sind stets naturnah eingerichtet mit Wurzeln, Sandflächen, Grasstubben und Steinen. Dazwischen wuseln die kleinen Wachteln umher, picken und halten Ausschau nacheinander. So macht es Freude, die kleinen Federbälle zu beobachten.

Paarweise Haltung

«Chinesische Zwergwachteln sollten paarweise auf mindestens einem Quadratmeter gehalten werden», empfiehlt die Wachtelfreundin, die eine berufsunabhängige fachspezifische Ausbildung zur Wachtelhaltung absolvierte. Sie freut sich, wenn Chinesische Zwergwachteln in einem entsprechenden Gehege in der Wohnung gehalten werden.

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Dazu eignen sich Kistenkäfige, die dem Sicherheitsbedürfnis der Vögel entsprechen. Die vergitterte Vorderfront sollte sich zum Füttern und Reinigen öffnen lassen, denn für Zwergwachteln ist es bedrohlich, wenn von oben hantiert wird. Die Haltung von Zwergwachteln als Bodenbewohner in einer Voliere mit Wellensittichen wiederum sieht Nupnau kritisch. «Man muss die Situation stets gut beobachten, da manche Wellensittiche zu vorwitzig sind und die Wachteln anfliegen.» Die Haltung in einer Prachtfinkenvoliere aber sei problemlos, wenn ihr Lebensraum, der Volierenboden, sehr gut strukturiert werde.

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Die kleinen Federknäuel machen sich durchaus akustisch bemerkbar, und zwar beide Geschlechter. «Sie klingen ähnlich wie ein Habicht», sagt Nupnau. Hat sich aber ein Paar gefunden, hält sich das Rufen in Grenzen. Ein einsamer Hahn rufe auch nachts. Als Substrat empfiehlt Nupnau Materialien wie Pinienrindenschnitzel, Buchenholzgranulat, Hanfstreu oder Sägespäne. Sand dient dem Staubbad. Chinesische Zwergwachteln ertragen sogar Frost, müssen aber windgeschützt und trocken untergebracht sein und eine gute Einstreu zur Verfügung haben. Wasser muss stets zugänglich sein. Zugluft und Feuchtigkeit schaden ihnen. Bei Panik fliegen Chinesische Zwergwachteln senkrecht in die Höhe. «Darum ist es gut, den Deckel einer Boxe mit Schaumstoff zu polstern. So werden Genickbrüche oder Wunden vermieden», rät die Praktikerin.

Steckbrief
Die Chinesische Zwergwachtel (Synoicus chinensis) gehört in die Ordnung der Hühnervögel und ist in Indien, China und Asien verbreitet. Die Geschlechter unterscheiden sich aufgrund der Gefiederfarbe. Die Art wird unter Menschenobhut acht Jahre alt. Das Gelege besteht aus vier bis zehn, selten auch mehr Eiern. Sie werden um die 17 Tage bebrütet. Die Jungen sind hummelgross, verlassen sofort das Nest und nehmen selbst Nahrung zu sich. Mit etwa acht Wochen sind sie geschlechtsreif. Sie picken nach Hirsesaaten, Mehlwürmern, Salat, Kräutern und Gurke.

Chinesische Zwergwachteln sind Hühnervögel, und wie Legehennen sind auch die Zwergwachtel-Weibchen sehr legefreudig. «Eine Zwergwachtel-Henne kann mehrere hundert Eier im Jahr legen», sagt Nupnau. Das laugt ein Weibchen allerdings aus, so dass es das maximale Lebensalter keinesfalls erreicht.

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Es ist schwierig, ein Weibchen vom Legen abzuhalten, wenn man keine Jungen möchte. Cynthia Nupnau empfiehlt, dem Weibchen nach Vollendung des Geleges abgekochte Eier unterzulegen. So kann es zumindest den Brutzyklus voll ausleben. Nach Vollendung der Brutzeit ergeben sich zudem Legepausen. «Wird jedes Ei nach dem Legen gleich entfernt, legt das Weibchen dauernd nach», sagt die Wachtelexpertin. Wenn Zwergwachteln im Winter kühl und ohne tagesverlängerndes Kunstlicht gehalten werden, stellen sie die Legetätigkeit ein. Wer Zwergwachteln erfolgreich brüten lässt, muss entweder ausreichend Platz für die Jungen oder entsprechende Abnehmer haben. Sind sie nämlich erwachsen, bekämpfen sie sich sogar untereinander.

«Chinesische Zwergwachteln sind Charaktere, jede ist unterschiedlich», betont Cynthia Nupnau. Bei sehr intensiver Beschäftigung von jung an und der Haltung in einem gut belüfteten Terrarium oder Kistenkäfig würden die kleinen Hühnervögel durchaus zutraulich und pickten Futter aus der Hand. In grossen Volieren bleiben sie hingegen eher zurückhaltend. So oder so stehen Chinesische Zwergwachteln im Mittelpunkt!

 

Schmökerecke
Ein Buch zu Chinesischen Zwergwachteln, das wirklich jede Frage beantwortet, die in der Haltung und Zucht auftauchen kann. Informationen zu den unterschiedlichen Mutationen runden das Werk ab.
Cynthia Nupnau: «Chinesische Zwergwachteln. Kleine Vögel ganz gross. Haltung und Zucht». 160 Seiten, Eigenverlag, zwergwachteln-cynthia.ch
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