Bessere Verwertung
Mehr Legehennen in den Suppentopf
Würden alle Mehrpersonenhaushalte in der Schweiz jährlich ein Suppenhuhn essen, fänden sämtliche Legehennen auf dem Teller Verwertung. Raphael Zwahlen, Leiter der Geschäftsstelle von GalloSuisse, gibt Auskunft wie es um den Konsum von Suppenhühnern steht.
Herr Zwahlen, wie viele Legehennen werden heute in der Schweiz bereits zum Suppenhuhn weiterverarbeitet?
Insgesamt werden pro Jahr in der Schweiz zweieinhalb Millionen Legehennen getötet. Lediglich 50 bis 60 Prozent der Tiere werden weiterverarbeitet. Der Rest landet in der Biogasanlage und dient so der Stromerzeugung.
Wie sah das vor fünf Jahren aus, können Sie uns die Entwicklung der Legehennenverwertung aufzeichnen?
Da muss man nicht nur fünf, sondern 50 Jahre zurückschauen. Damals stand das Suppenhuhn bei uns noch öfters auf dem Speiseplan. Weil noch weniger Mastpoulets gezüchtet und konsumiert wurden und da die Schlachthöfe besser für die Verarbeitung von Hennen ausgerüstet waren. Heute gibt es nur noch wenige Betreibe, die Hennenfleisch verarbeiten.
Wie sieht es im Ausland aus, werden dort mehr Suppenhühner konsumiert?
Über genaue Zahlen verfügen wir nicht. Generell scheint die Nachfrage an Suppenhühnern im nahen Ausland jedoch grösser. Speziell in Deutschland und Österreich, dort ist die Hühnersuppe noch etablierter.
Können Sie etwas über das Projekt«Die Schweizer Henne» erzählen?
«Die Schweizer Henne» konnte im Frühling 2021 als QuNaV-Projekt lanciert werden. Innovative Projekte wie dieses und die Entwicklung von Produktionsstandards werden im Rahmen der Förderung von Qualität und Nachhaltigkeit in der Land- und Ernährungswirtschaft finanziell durch das BLW (Bundesamt für Landwirtschaft) unterstützt. GalloSuisse hat gemeinsam mit der Genossenschaft GalloCircle fünf Legehennenprodukte lanciert: Legehennen-Nuggets, Legehennen-Burger, Legehennen-Bratwurst, Legehennen-Landjäger und das Suppenhuhn. Hergestellt werden diese Fleischprodukte von einem spezialisierten Gourmet-Geflügelmetzger in der Ostschweiz, erwerben kann man sie in der Direktvermarktung.
Wieso findet man in Fleischabteilungen von Grossisten kaum Suppenhühner?
Da jeweils viele Hennen gleichzeitig an-geliefert werden, sind Suppenhühner nur als Tiefkühlprodukt erhältlich und nicht in der Frischfleischtheke. Suppenhuhnfleisch ist aufgrund der höheren Produktions-kosten teurer als Pouletfleisch und deshalb für die Grossisten finanziell nicht attraktiv. Einzig aus Nachhaltigkeitsgründen werden diese Produkte überhaupt angeboten. Ein Umdenken wäre schön, wie so oft liegt der Ball auch bei den Konsumenten, denn die Nachfrage bestimmt das Angebot.
Wäre es nicht sinnvoller, anstatt auf die Vermarktung von Suppenhühnern auf Zweinutzungshühner zu setzen?
Nein, aus unserer Sicht nicht. Wenn die Legehenne als Suppenhuhn verwertet werden kann, ist die doppelte Nutzung gegeben. Auch ist die Haltung von Hybridhennen ökologisch und ökonomisch sinnvoller. Denn sie brauchen weniger Futter pro Ei und damit sind weniger Hennen nötig, um die Nachfrage nach Schweizer Eiern zu bedienen.
Wie sieht es in der Gastronomie aus, werden dort zunehmend mehr Legehennen verwertet?
Ein gewisser Aufschwung ist zwar zu beobachten. Schön ist, wenn an Grossveranstaltungen ein Suppenhuhn serviert wird oder Spitalküchen auf Hennenfleisch setzen. Das sind bisher noch Einzelprojekte.
gallosuisse.ch/huehner/suppenhuhn
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