Die vom Verband Agrotourismus Schweiz angebotenen Ferien auf dem Bauernhof ist im vergangenen Jahr, das auch sein zehnjähriges Bestehen markhierte, mit 35 Prozent mehr Buchungen über die Plattform www.myfarm.ch regelrecht explodiert. 1309 Buchungen waren es gegenüber 973 im Jahr 2019. Damit wurde ein Umsatz von 786’000 Franken erzielt. Das ist eine Steigerung von mehr als 50 Prozent in einem Jahr.

Alle für das Jubiläum geplanten Veranstaltungen mussten abgesagt werden, aber Covid-19 habe sich positiv auf die Buchungen ausgewirkt, erklärt Andreas Allenspach, Direktor von Agrotourismus Schweiz. Mit den Reisebeschränkungen, den daraus resultierenden Quarantänemassnahmen und der Angst vor Grenzübertritten ist der ländliche Tourismus tatsächlich einer der wenigen grossen Gewinner der Gesundheitskrise. Es gab mehr, aber auch längere Aufenthalte und die Gäste gaben weit mehr Geld aus als sonst.

Auch 2021 dürfte der Boom weitergehen. «Die meisten von uns werden auch in diesem Jahr ihre Ferien in der Schweiz verbringen. Und bei der Unsicherheit, die herrscht, brauchen wir mehr denn je die Rückbesinnung auf echte Werte wie Natur, Tiere oder Kontakt zum Land. Alles, was Ferien auf dem Bauernhof bieten», sagt Andreas Allenspach.

Buchungen noch deutlich höher
Der Erfolg dieses sanften Tourismus ist noch grösser, als es die Zahlen von Agrotourismus Schweiz zeigen. «Unsere Abrechnungen entsprechen den Buchungen bei unseren 230 Dienstleistern über die Plattform myfarm.ch. Gleichzeitig erfolgen aber auch viele andere Buchungen direkt bei den Landwirten, entweder per Telefon oder per E-Mail», erklärt Andreas Allenspach.

Um ein vollständiges Bild des ländlichen Tourismus in der Schweiz zu erhalten, kann man diese Zahlen fast mit 10 multiplizieren, denn es gibt nicht weniger als 2000 Bauernhöfe in der Schweiz, die alle auf myfarm.ch gelistet sind und Agrotourismus anbieten.

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Auch wenn der Agrotourismus 2020 vom Coronavirus profitiert hat, wächst er seit einigen Jahren ohnehin stetig, da er sich entsprechend den Wünschen und Erwartungen der Städter entwickeln konnte. «Heute wollen die Menschen wieder mit der Natur in Verbindung treten, aber mit einem gewissen Komfort. Und sie sind bereit, dafür einen Preis zu zahlen», betont Allenspach. «Deshalb gibt es immer mehr High-End-Angebote, obwohl es immer noch möglich ist, einfachere Unterkünfte in Massenlagern oder auf dem Stroh zu finden. Denn es gibt auch eine Kundschaft dafür, vor allem Wanderer und Pilger.»

Zwei Drittel Schweizer Feriengäste
Dieser ländliche Tourismus spricht vor allem die Schweizerinnen und Schweizer an, mit 66 Prozent der Buchungen (ein leichter Anstieg in diesem Jahr), gefolgt von den Deutschen (24 Prozent) und den Niederländern (3 Prozent). Es gibt viele Familien, aber auch – und das zunehmend – alleinstehende Paare.

Was bevorzugen sie auf dem Bauernhof? Die Möglichkeit, die Tiere zu streicheln, mit den Bauern zu sprechen und am täglichen Leben auf dem Hof teilzunehmen: die Kühe melken, bei der Aussaat und der Ernte mithelfen. Auf vielen Höfen werden auch Aktivitäten angeboten, die vom Reiten über das Organisieren von Gruppenspielen bis hin zum Baumklettern reichen. Nicht zu vergessen ist natürlich die Organisation von Brunchs mit lokalen Produkten und Mahlzeiten, die zum Mittag- und Abendessen angeboten werden.