Ein Leben ohne den Wolligen Schneeball? Es wäre möglich gewesen, hätte aber die eine oder andere Entbehrung mit sich gebracht. Denn in früheren Jahrhunderten waren die Menschen über eine Eigenheiten der Pflanze äusserst dankbar: seine biegsamen Ruten. Sie zeichnen den sommergrünen Strauch aus, der Wuchshöhen von bis zu sechs Metern erreichen kann. 

Als Forscher die Gletschermumie Ötzi untersuchten, fanden sie mehr als 5000 Jahre alte Pfeile aus dem Holz des Strauchs. Daraus schloss man, dass die faserigen und äusserst bruchfesten Äste des Strauchs schon damals eine wichtige Rolle im Leben der Jäger spielten. Aus ihnen liessen sich Pfeil und Bogen herstellen, wegen des faserigen Aufbaus sehr elastisch und bruchfest sind. 

Mit etwas Geschick konnte man die Äste aber auch als Schnüre verwenden, etwa um sogenannte «Bürdeli» zusammen zu halten: Bündel mit Brennholz, die man in dieser Form gut transportieren konnte. Bevor Schnur oder Draht zur Verfügung standen, taten die Ruten zudem einen guten Dienst, indem sie etwa Besen zusammenhielten. 

Beliebtes Ziegerhölz
Heute wird die Pflanze aus der Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae) vor allem als Ziergehölz geschätzt. Der Hingucker sind die Steinfrüchte, die eiförmig sind und zurzeit an vielen Orten rot aus dem Dickicht lugen. Etwas später im Jahr werden sie sich schwarz färben und bleiben im Winter oft getrocknet hängen. So hübsch Früchte anzusehen sind, der Geruch der weissen Blüten hingegen ist eher unangenehm. Dessen sollte man sich bewusst sein, bevor man einen Strauss für die Stube bindet.
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Doku über die Blüte des Wolligen Schneeballs

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Auffindbar ist die Pflanze dank ihrer Farben leicht, zumal sie lichte Laubwälder bevorzugt, sich aber auch gerne an Wegrändern und im Gebüsch ansiedelt. Im Halbschatten fühlt sich der Wollige Schneeball wohl und hat sich in Europa von den Britischen Inseln bis ins Mittelmeergebiet ausgebreitet, ist zugleich in Algerien und Marokko zu finden. 

Ein Blick auf die (nicht wollige!) Rinde
Es lohnt sich, beim nächsten Spaziergang vor einem Wolligen Schneeball innezuhalten und dessen Rinde zu betrachten. Wer genau hinschaut, erkennt die kleinen Sternhaare, sogenannte Trichome, die auf ihr wachsen. Das mag erstaunen, weil ihr Name den Schluss zuliesse, dass es die Pflanze eine wollige Struktur besitzt. Das trifft allerdings nicht zu.

Trichome haben unter anderem eine ganz praktische Funktion. Die stark verzweigten Härchen sorgen dafür, dass sich das Licht bricht, wodurch weniger Helligkeit auf die Pflanzenoberfläche fällt. Dadurch lässt sich der Wasserverlust ausgleichen. 

Nicht nur für den Menschen ist der Wollige Schneeball eine Augenweide. Als Lebensgrundlage und Lebensraum dient er auch vielen Tieren als Lebensgrundlage. So laben sich viele Säugetierarten an den Früchten, während diverse Falter-, Wanzen-, Falter- und Gallmückenarten auf dem Strauch leben. Und auch Vögel schätzen die Pflanze: Weil sie so sperrig und dicht verzweigt wächst, bietet sie ihnen einen guten Schutz.