In der Schweiz seien die Folgen des Klimawandels anhand der Gletscherschmelze besonders gut sichtbar. «Wir sind stärker betroffen als andere», sagte Bundesrat Alain Berset am Treffen der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). In 150 Jahren sei die Temperatur in der Schweiz um durchschnittlich 2 Grad Celsius gestiegen, gegenüber 0,9 Grad weltweit. 

Das Gesamtvolumen der Gletscher in der Schweiz sei in einem Jahr um 2 Prozent zurückgegangen. 500 Gletscher seien seit Anfang des 20. Jahrhunderts verschwunden. Den restlichen 4000 droht bis 2100 ein Schwund um 90 Prozent.

«Wir dürfen nicht zögern»  
In seiner Eröffnungsrede betonte der Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI) die Dringlichkeit von Massnahmen zur Bekämpfung der Klimaerwärmung. Mit der grünen Welle bei den Wahlen seien die Zeichen gesetzt worden, sagt er. «Die jüngere Generation und die Wähler zeigen uns den Weg. Wir dürfen nicht zögern», warnte der Bundesrat.

Berset rief die verschiedenen Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft dazu auf, ihre Zusammenarbeit zu verbessern. Die bis 2050 geplante Eliminierung der Treibhausgasemissionen von mehr als 70 Ländern, darunter auch der Schweiz, dürfe keine Ankündigung bleiben. 

Trinkwasser für die halbe Welt  
Gebirge bedecken etwa ein Viertel der Landfläche der Erde und sind Heimat für mehr als eine Milliarde Menschen. Hochgebirgsregionen liefern das Trinkwasser für rund die Hälfte der Weltbevölkerung. Die Folgen des Klimawandels sind dort besonders drastisch zu sehen: Gletscher schmelzen, Schnee bleibt aus und der Permafrost, die ewig gefrorene obere Gesteins- und Bodenschicht, taut.

Zum einen wird das Gestein instabiler und Gefahren durch Steinschlag, Gerölllawinen und Bergrutsche wachsen. Zum anderen gibt es Auswirkungen auf Landwirtschaft und Energiewirtschaft, wenn Gletscher geschmolzen sind und Flüsse nicht mehr adäquat gefüllt werden.

Aktionsplan gefordert  
Bei den 31 weltgrössten Gletschern habe der Schwund in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark zugenommen, sagte WMO-Chef Petteri Taalas. 150 Fachleute wollen an dem bis Donnerstag dauernden Gipfeltreffen beraten, wie in den Bergen nachhaltigere Entwicklung gefördert, Katastrophen besser vorgebeugt und die Folgen des Klimawandel minimiert werden können. Sie wollen dazu einen Aktionsplan mit konkreten Zielen verabschieden.

Die WMO ist die Uno-Sonderorganisation für Meteorologie (Wetter und Klima), Hydrologie und verwandte geophysikalische Wissenschaften. Die Schweiz trat der Organisation 1949 bei und ist gleichzeitig Sitzstaat.