Wie sind Sie dazu gekommen, ausgerechnet Giftschlangen zu halten?

Ich hatte diverse Vogelspinnen und Freude an der Terrarienhaltung. Eines Tages kam es dazu, dass ich von einem Bekannten zwei Boas aufnahm. Ich interessierte mich sehr für die Tiere und fing an, zu recherchieren. In Internet las ich, dass man einen Sachkundenachweis für Gifttiere erwerben kann. Da ich eine grosse Vorliebe für die Gabunviper hatte, entschied ich mich, den Kurs zu absolvieren. Danach führte eins zum anderen.

Was sind die Voraussetzungen, die man erfüllen muss?

Als Erstes muss man den Sachkundenachweis gemacht haben. Danach überlegt man sich gut, welche Tiere man halten möchte. Weiss man, welche, richtet man die Terrarien entsprechend der Herkunft und den Bedürfnissen der Schlangen ein. Jede Art braucht ein anderes Klima und eine spezifische Umgebung. Danach meldet man sich beim kantonalen Veterinäramt für eine Kontrolle an. Leider hat jeder Kanton seine eigenen Bestimmungen, welche Tiere man halten darf und was es alles für die Haltung braucht.

Worauf muss man bei der Haltung achten?

Dass man das Tier so artgerecht wie möglich hält. Das heisst, dass man sich vorher wirklich gut einlesen muss, welches Klima zum Beispiel im natürlichen Lebensraum herrscht und auf welchem Terrain sich die Schlangen dort bewegen. Das versucht man dann möglich genau im Terrarium umzusetzen, sodass sich die Schlange dort wortwörtlich wie zu Hause fühlt. Wenn alles stimmt und das Veterinäramt das Okay gibt, dann kann man sich eine Schlange holen.

Woher stammen Ihre Tiere?

Ich habe momentan diverse Klapperschlangen, Kobras und Puffottern, die ich alle von Freunden erworben habe. Insbesondere Roger Aeberhard ist hier der Züchter meines Vertrauens und hat mir zu den meisten meiner Tiere verholfen. Er betreibt das Snakeparadise und hat zum Beispiel Greifschwanz-Lanzenottern, Hornottern und Afrikanische Speikobras im Angebot. Er achtet auch sehr darauf, dass es den Tieren bei den neuen Besitzern gut geht.

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Wurden Sie schon einmal gebissen bzw. gab es brenzlige Situationen?

Nein, zum Glück bis jetzt noch nicht. Es ist einfach sehr wichtig, Arbeiten mit den Tieren nur in fittem Zustand zu erledigen und dass man immer wachsam ist. Fühlt man sich nicht gut oder ist man im Stress, dann sollte man die Arbeit lieber auf den nächsten Tag verschieben, denn sonst passieren schnell Fehler. Ein Unfall wäre fatal, und das wünscht sich niemand.

Gibt es Vorsichtsmassnahmen, um nicht gebissen zu werden?

Die Vorsichtsmassnahme ist, mit dem richtigen Werkzeug zu arbeiten, zum Beispiel mit Hacken, Schutzbrille oder Pinzette. Ein Fehler kann immer geschehen, trotz aller Sicherheitsmassnahmen.

Was passiert dann?

Ein Fehler ist menschlich und liegt beim Menschen und nicht beim Tier. Für solche Unfälle hat jeder Halter von Gifttieren ein Notfallkonzept für sich aufgestellt. Darin steht je nach Tier die Erstversorgung, wo man sich melden muss und wo das Anti-serum ist. Denn wenn man gebissen wurde, dann hat man sicher nicht die Zeit und Nerven, um das alles nachzuschlagen.

Was sagen Ihre Familie und Freunde zu Ihrem Hobby?

Zuerst waren viele unsicher, und doch hat nie jemand versucht, es mir auszureden. Im Gegenteil, meine Familie fing an, sich auch dafür zu faszinieren, und meine Eltern stellten mir den Platz für die Anlage zur Verfügung. Sie halfen mir auch bei der Umsetzung und der Gestaltung der Anlage. Mein Vater machte sogar ebenfalls den Sachkundenachweis für Gifttiere, damit er mir helfen und mich unterstützen kann. Auch mein Sohn teilt das Hobby mit mir sowie die Faszination für meine Tiere.

Gibt es eine Wunschart, die Sie gerne hätten?

Ich habe an jedem Tier Freude, das ich halte. Natürlich ist die Gabunviper eines meiner Lieblingstiere, weil sie der erste Wunsch war. Und sehr stolz bin ich auf meine Königskobra. Im Prinzip halte ich also schon meine Wunschtiere.


Zur Person

Kevin Trisner teilt seine Wohnung in Frauenfeld (TG) mit 26 Giftschlangen. Der 32 Jahre alte gelernte Maurer hält unter anderem diverse Kobras, Klapperschlangen und Puffottern.