Das meiste Fleisch, das Herr und Frau Schweizer vertilgen, stammt von Schweinen. Rund 41 Prozent des gesamten Fleischkonsums macht das Schweinefleisch aus. Besonders der Kanton Luzern ist für seine vielen Schweinemastbetriebe bekannt. In diesem Zentralschweizer Kanton leben mehr Schweine als Menschen. Doch zu Gesicht bekommen wir diese Tiere selten. Die Haltung von Schweinen und ihre Schlachtung finden weitgehend ausserhalb der Wahrnehmung der breiten Bevölkerung statt. Nur der etwas unangenehme Geruch erinnert an einigen Orten daran, dass hier auch Schweine zuhause sind.

Die in der Innerschweiz engagierte Albert Koechlin Stiftung (AKS) hat es sich anlässlich ihres 25-Jahre- Jubiläums zum Ziel gemacht an dieser Unsichtbarkeit der Schweine und dem Unwissen über diese Tiere etwas zu ändern. Das Projekt SchweinErleben, zu dem Ende März 2023 der offizielle Startschuss fiel, gibt auf dem wunderschön gelegenen Panoramahof in Meggen LU die Möglichkeit, Schweine in ihrem natürlichen Umfeld zu erleben und zu erforschen. «So wird der Blick auf ein Tier gelenkt, das wir nutzen aber kaum kennen», sagt Patrick Ambord, Projektleiter der AKS.

Artgerechtes Freigehege

Für dieses Forschungs- und Bildungsprojekt wurden für die Dauer von drei Jahren zwei Freigehege erstellt. Diese grosszügig bemessenen Gehege umfassen Landwirtschaftsland aber auch einen Waldabschnitt und sind mit mehreren Unterständen bestückt. Hier können die drei erwachsenen Sauen, die alle im Mai 2023 Nachwuchs bekommen werden, nach Herzenslust herumtollen, in der Erde wühlen, sich im Schlamm abkühlen und Nester für ihre Jungen bauen. Sich also fast genau so verhalten, wie sie es in freier Wildbahn tun würden.

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Interessierte Besucherinnen können jederzeit zu den Freigehegen gelangen, und im Waldabschnitt wurde sogar eine Aussichtsplattform errichtet, von der aus man einen guten Überblick über den Wirkungsbereich der Schweine hat. Gross und Klein erhalten so einen Einblick in den Alltag und das Leben von Schweinen. In Meggen gibt es aber noch viel vertieftere Einblicke in das Wesen dieser Tiere. Interessierte können sich mittels Hinweistafeln informieren. Und die ActionBound-App ermöglicht eine spielerische Annäherung mit vielen witzigen Fakten.

Forschung und Vermittlung

Doch damit nicht genug. Auch die Kleinen sollen mehr über das Schwein lernen. Es besteht eine Zusammenarbeit mit den Vermittlungsprofis vom Natur-Museum Luzern, die ein Programm für Schulklassen vor Ort auf die Beine gestellt haben. Dieses besteht aus Führungen und Workshops. Für den Unterricht im Schulzimmer werden zusätzlich Unterrichtsmaterialien zur Vor- und Nachbearbeitung zur Verfügung gestellt.

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Dieses Projekt erlaubt aber auch der Forschung mehr über das Verhalten und die Bedürfnisse des Schweins zu erfahren. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) begleitet das Projekt und untersucht beispielsweise, welches Verhalten sich bei Schweinen verschiedener Alterskategorien beobachten lässt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können dabei helfen, auch die konventionelle Haltung von Mastschweinen besser auf ihre Bedürfnisse abzustimmen. «Das Projekt SchweinErleben ermöglicht sowohl der Bevölkerung als auch der Forschung einen einzigartigen Zugang zum Schwein», sagt Barbara Früh, Co-Leiterin Beratung & Bildung am FiBL.

Schweinefans können in einem sogenannten Citizen Science Ansatz sogar selber zu Wissenschaftlerinnen werden. Im Gehege sind nämlich zahlreiche Videokameras installiert. Die interessierten Personen können die Schweinevideos online anschauen, und ihre Verhaltensweisen beschreiben.

Informationen zum Projektstand und zum Standort aber auch Live-Bilder, die interaktive Mitmach-App, Informationen rund um das Schwein und Angebote für Schulklassen werden laufend auf der Website www.schweinerleben.ch veröffentlicht.