Die polnischen Behörden hatten Ende Mai ungeachtet des Widerstands von Umweltschützern und Wissenschaftlern Bäume im Jahrtausende alten Wald von Bialowieza im Nordosten des Landes fällen lassen. Der Wald zählt nach EU-Recht zum Natura 2000-Netzwerk von Schutzgebieten und gehört zudem zum Unesco-Weltnaturerbe. Nach Angaben des polnischen Umweltministeriums sollte durch das Fällen der Bäume die Verbreitung eines schädlichen Borkenkäfers gestoppt werden.

Die EU-Kommission sieht darin aber möglicherweise eine Verletzung von EU-Recht. Ein Kommissionssprecher sagte am Donnerstag in Brüssel, ein entsprechendes Mahnschreiben sei an Warschau geschickt worden. Die polnischen Behörden haben zur Beantwortung der im Brief gestellten Fragen einen Monat Zeit. Sollten die Antworten unbefriedigend ausfallen, könnte der Fall bis vor den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg kommen.

Lebensraum für Bisons
Der polnische Umweltminister Jan Szyszko hatte Ende März versichert, dass der von der Unesco geschützte Teil des Waldes nicht betroffen sein werde. Nach den von der Regierung genehmigten Plänen sollen im Wald von Bialowieza im Zeitraum von zehn Jahren mehr als 180'000 Kubikmeter Holz geschlagen werden. Das sind deutlich mehr als die zuvor geplanten 40'000 Kubikmeter.

Der Wald von Bialowieza ist Lebensraum für rund 20'000 Tierarten, darunter hunderte Bisons. Er erstreckt sich über 150'000 Hektar entlang der Grenze zwischen Polen und Weissrussland. Während der weissrussische Teil als Nationalpark vollständig unter Schutz steht, ist auf polnischer Seite nur ein Teil Schutzgebiet.