Roggen (Secale cereale)

Roggen ist vor allem für das daraus hergestellte Roggenbrot bekannt. In der Schweiz ist das Wallis für sein Roggenbrot berühmt. Hier ist der Roggenanbau auch als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Die Getreidesorte ist unempfindlich gegenüber Kälte und wird daher oft im September ausgesät, um im Juli des Folgejahres geerntet zu werden. Grün geerntete Roggenpflanzen (Grünroggen) sind im Frühling zudem ein beliebtes erstes Grünfutter in der Rinderhaltung. Weiter kommt Roggen auch bei der Alkoholherstellung zur Anwendung. Unter anderem werden der norddeutsche Korn und einige der besseren Wodka-Sorten aus Roggenmaische destilliert. Als nachwachsender Rohstoff kommt Roggen zudem bei der Herstellung von Bioethanol, Biogas und verschiedenen Werkstoffen zum Einsatz.

Weizen (Triticum)

Weizen ist das Hauptgetreide der gemässigten Zonen und wird am häufigsten zum Backen verwendet. Sechs Arten sind für den Anbau als Getreide relevant. Einkorn (T. monococcum) und Emmer (T. dicoccum) sind die beiden ältesten bekannten Weizenarten und wurden bereits in der Jungsteinzeit kultiviert. Während Einkorn vom wilden Weizen (T. boeoticum) abstammt, entwickelte sich Emmer aus wildem Emmer (T. dicoccoides). Auch der Hartweizen (T. durum) stammt vom wilden Emmer ab. Er wird vor allem für die Herstellung von Teigwaren verwendet. Kreuzt man ihn mit der wilden Weizenart T. polonicum, entsteht daraus eine alte, aber weniger bekannte Weizensorte, der Khorsan-Weizen. Er ist nussiger im Geschmack und wird ebenfalls für Teigwaren verwendet. Dinkel (T. spelta) erfreut sich neuer Beliebtheit als Weizensorte für Brot. Bereits in der frühen Neuzeit war Dinkel das wichtigste Brotgetreide in Mitteleuropa. Es hat einen höheren Proteingehalt als Einkorn, der Teig ist aber weniger formstabil und reisst leicht. Mit Dinkel eng verwandt ist der Weichweizen (T. aestivum), die wirtschaftlich bedeutendste Weizenart. Aus ihm wird nebst Brot und anderen Backwaren auch Malz, Futtermittel und Weizenstärke hergestellt.

Hafer (Avena sativa)

Hafer stammt wahrscheinlich ursprünglich aus der Region um Irak und den Iran und wird als Sommergetreide angebaut. Er gilt unter den Getreiden als «Genesungsfrucht», da sich viele Getreideschädlinge auf ihm nicht vermehren. Nebst als Haferflocken und für die Herstellung von Hafermilch wird das Getreide primär als Futtermittel für Pferde verwendet. Das ist auch der Grund, warum Hafer nach dem Zweiten Weltkrieg an Bedeutung verloren hat, weil durch die Motorisierung Zugpferde – und damit auch der entsprechende Futteranbau – mehr und mehr überflüssig wurden. Durch die Veränderung der menschlichen Ernährungsgewohnheiten gewinnt Hafer wie viele alte Getreidesorten aktuell jedoch wieder an Beliebtheit.

Reis (Oryza)

Reis ist ebenfalls eine Getreidesorte und das Hauptnahrungsmittel in vielen asiatischen Ländern. Hier wird auch 91 Prozent der Welternte an Reis angebaut. Er ist ursprünglich keine Wasserpflanze, sondern wurde durch Zucht an die Überflutung der Felder angepasst. Dadurch werden Unkräuter und bodenlebende Schädlinge am Wachstum gehindert. Nebst der häufigsten Reisart O. sativa ist in Westafrika noch die dort heimische Art O. glaberrima von Bedeutung. Der als Wildreis bezeichnete Wasserreis (Zizania) ist entgegen dem Namen keine wilde Form des Reises, sondern bildet eine eigene Pflanzengattung. Die verschiedenen Reissorten werden in Rund-, Mittel- und Langkornreis unterteilt und eignen sich aufgrund ihrer Eigenschaften für unterschiedliche Gerichte.

Mais (Zea mays)

Wie der Reis gehört auch Mais zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln der Welt. Er ist vor allem in Nord- und Südamerika sowie in Afrika wichtig. Ursprünglich kommt Mais aus Mexiko, wo die Urpflanze, die Teosinte, nachgewiesenermassen bereits 4700 v. Chr. angebaut wurde. Mit der Entdeckung des Seeweges nach Amerika 1492 kam der Mais dann auch nach Europa. Im Gegensatz zu anderen Getreidesorten ist Mais glutenfrei und daher auch für Menschen mit Zöliakie geeignet. Neben der Verarbeitung in der Lebensmittelindustrie und als Tierfutter wird Mais zur Herstellung von biobasierten Kunststoffen, Bioethanol und Biogas eingesetzt und ist somit ein nachwachsender Rohstoff.

Gerste (Hordeum)

Gerste wird im Fruchtwechsel nach dem Weizen angebaut. Die Kulturgerste (H. vulgare) wurde vor rund 10 000 Jahren aus der Wildgerste (H. spontaneum) gewonnen und gehört seitdem zu den wichtigsten Getreidesorten. Sommergerste, die im Frühling ausgesät wird, kommt als Braugerste bei der Bierherstellung zum Einsatz. Durch das Bearbeiten auf einer Schleifmaschine werden Gerstenkörner zudem zu runden Graupen, welche unter anderem die Hauptzutat der bekannten Bündner Gerstensuppe bilden. Wintergerste, die im Herbst gesät wird, wird überwiegend als Tierfutter verwendet.

Hirse

Hirse ist ein Sammelbegriff für verschiedene Getreidesorten. In Europa ist damit meist die Rispenhirse (Panicum miliaceum) gemeint, die vor allem in Asien angebaut und als Nahrungsmittel verwendet wird. Die Sorghumhirse (Gattung Sorghum) wiederum hat eine grosse Bedeutung als Futterpflanze. Sie ist das wichtigste Getreide Afrikas, von wo es ursprünglich auch stammt. Weitere Hirsen, die lokal wichtige Grundnahrungsmittel sind, sind die Perlhirse (Pennisetum glaucum; Sahelzone, Indien, Pakistan), die Fingerhirse (Eleusine coracana; Zentralafrika, Indien), Teff oder Zwerghirse (Eragrostis tef; Äthiopien) und Foniohirse (Digitaria exilis; Westafrika).