Dank Algorithmus
Fledermaussichere Windkraftanlagen
Sind Windkraftanlagen Fledermauskiller? Tatsächlich können die Tiere zwischen den drehenden Rotoren verunglücken. Die Betreiber der Anlagen setzen nun auch in der Schweiz auf Algorithmen, um Windkraftanlagen abzuschalten, wenn Fledermäuse unterwegs sind.
In der Schweiz stammt weniger als ein Prozent des erzeugten Stroms von Windkraftanlagen. Lediglich 41 Anlagen waren 2022 in Betrieb, produzierten allerdings eine Strommenge von rund 150 Millionen kWh. Mit einer Kilowattstunde kann man zum Beispiel eine Stunde Staub saugen, einen Kuchen backen, sieben Stunden fernsehen oder auf einem Elektroherd ein Mittagessen für vier Personen kochen. Sechs weitere Anlagen sind in Bau, 140 im Bewilligungsverfahren und weitere 169 in Planung. Der Ausbau der Schweizer Windkraft nimmt also stetig zu.
Deutschland hingegen konnte bereits 2021 über 23 Prozent seiner Stromproduktion mit Windkraft gewährleisten, Tendenz steigend. Einer der Kritikpunkte an der Energiegewinnungsmethode sind die an den Anlagen zu Tode kommenden Vögel und Fledermäuse. Alle Fledermausarten sind in der Schweiz und auch in Deutschland gesetzlich streng geschützt. Schliessen dieser Artenschutz und die Energiewende sich also gegenseitig aus? «Nein», sagt ein deutsches Forscherteam und untersucht, wie man verhindern kann, dass Fledermäuse an Windkraftanlagen sterben.
Fledermausaktivitäten als Stoppsignal
«Wir wissen, dass Fledermäuse besonders bei niedrigen Windgeschwindigkeiten und somit dann, wenn die Anlagen keinen oder wenig Strom produzieren, im Rotorbereich aktiv sind», erläutert Dr. Oliver Beer. Der Fledermausexperte hat die in Deutschland mittlerweile weitläufig eingesetzten Betriebsvorgaben zum Schutz von Fledermäusen federführend mitentwickelt. Während eines akustischen Monitorings werden an Windkraftanlagen im Rotorraum die Echoortungsrufe fliegender Fledermäuse aufgezeichnet. Ziel ist es, die Anlagen zu Zeiten vorhergesagter hoher Aktivität von Fledermäusen abzuschalten. Diese Methode wird in Deutschland bereits weitläufig eingesetzt. Die entsprechende Software «ProBat» ist für die Betreiberinnen und Betreiber zur Nutzung frei verfügbar.
Auch Schweizer Windkraftanlagenbetreiber setzen auf Algorithmen, um den Betrieb der Windkraftanlagen zu steuern, je nachdem, wie viele Fledermäuse unterwegs sind. «Bereits in der Planungsphase wird die Aktivität der Fledermäuse am Standort gemessen», erklärt Olivier Waldvogel, Projektleiter beim Branchenverband Suisse Eole. Die meisten Tiere würden bei tiefen Windgeschwindigkeiten, bei Dämmerung und bei warmen Temperaturen fliegen. Dann werden die Windkraftanlagen abgeschaltet. «Die genauen Schwellenwerte sind von Standort zu Standort unterschiedlich und werden im Vorfeld festgelegt», so Waldvogel. So könne die Gefahr, dass Fledermäuse an den Anlagen zu Tode kommen, weitgehend minimiert werden.
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Fledermausschutz zu Hause
Einige der Schweizer Fledermausarten halten sich gerne in der Nähe von Siedlungen und Gebäuden auf, manche ziehen sogar in Dachstöcken ihre Jungen auf und überwintern darin. Fledermäuse sind harmlos, fliegen weder in die Haare noch saugen sie Blut. Tatsächlich sind sie als natürliche Schädlingsvertilger sogar sehr nützlich. Mit folgenden Massnahmen kann man den kleinen Säugetieren rund um das eigene Haus helfen:
• Tiere in ihren Quartieren in Ruhe lassen. Fledermäuse nagen keine Löcher und tragen kein Nistmaterial ein. Bestehende Quartiere haben für den Schutz von Fledermäusen oberste Priorität. Störungen sollten gerade während der Jungtieraufzucht und des Winterschlafs unbedingt vermieden werden.
• Fledermausquartiere erhalten. Umbaumassnahmen am Haus fledermausfreundlich gestalten und zum Beispiel Ritzen und Löcher nicht unnötig verschliessen. Im Garten sollten alte und abgestorbene Bäume wenn möglich stehengelassen werden.
• Fledermausquartiere schaffen. Künstliche Fledermauskästen werden sofern richtig angebracht gerne angenommen. Tipps zur Wahl des Kastens und Hangplatzes bietet die Stiftung Fledermausschutz.
• Insektenvielfalt erhöhen. Mit dem Verzicht auf Schädlingsbekämpfungsmittel im eigenen Garten wird die Artenvielfalt der Insekten und damit die Nahrungsgrundlage der Fledermäuse erhöht. Durch den Kauf von Produkten aus ökologischer Landwirtschaft kann jeder zusätzlich dazu beitragen, insektenreiche Lebensräume zu erhalten.
• Naturnahe Gärten pflegen Hecken, Weiher und Blumenwiesen ziehen nicht nur Insekten an, sondern auch Vögel und Säugetiere, darunter verschiedene Fledermäuse. Auf dauerbrennende Gartenbeleuchtung sollte verzichtet werden, um den Tieren die nötige Deckung zu gewähren.
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