Gegen Malaria
Mückenbekämpfung über den Hörsinn
Malaria ist die häufigste Infektionskrankheit der Welt. Forscher haben nun herausgefunden, dass ein bestimmter Stoff die Männchen der Malariamücke taub macht, so dass sie die Weibchen nicht mehr finden. Sie hoffen, dass sich der Krankheitsüberträger damit eindämmen lässt.
Stechmücken der Gattung Anopheles sind dafür bekannt, Krankheiten wie Malaria zu übertragen. Als blutsaugende Insekten spritzen sie durch ihren Stechrüssel ein Drüsensekret unter die Haut der Opfer, die die Blutgerinnung verhindern soll. Auf dieses Sekret, der vom Körper als Fremdstoff erkannt wird, reagiert die Haut mit Jucken und Brennen, und bildet die bekannten Quaddeln, an denen wir Mückenstiche erkennen. Die Krankheitserreger befinden sich im Speichel der Mücke und werden zusammen mit dem gerinnungshemmenden Stoff abgegeben.
Anopheles-Mücken kommen vor allem in tropischen und subtropischen Gebieten vor. Afrika, südlich der Sahara, ist am meisten von Malaria betroffen. Auch in der Schweiz wurden die Mücken bereits beobachtet, auch wenn eine Ansteckungsgefahr mit Malaria hier noch gering ist. Weltweit gibt es jährlich über eine Million Malaria-Tote, drei Viertel davon Kinder unter fünf Jahren. Mit etwa 200 Millionen Erkrankten pro Jahr ist Malaria die häufigste Infektionskrankheit der Welt. Umso intensiver wird daran geforscht, die die Mücke als Überträger des Virus bekämpft werden kann.
Forschende der Universität Oldenburg (Deutschland) und des University College London (Grossbritannien) haben nun herausgefunden, dass der Botenstoff Octopamin eine entscheidende Rolle beim Hören von Malariamücken und damit auch mittelbar bei deren Paarung und Vermehrung spielt. Finden sich die Tiere in der Dämmerung zu grossen, kurzlebigen Schwärmen zusammen, dann erkennen Männchen die Weibchen unter Hunderten Tieren an ihrem tieferen Flugton. Es gelang nun der Nachweis, dass in dieser Situation bestimmte Octopaminrezeptoren im Ohr eine besondere Rolle spielen.
Eine zur Schwarmzeit erhöhte Octopaminaktivität sorgt dafür, dass die männliche Mücke „ihre Ohren spitzt“. Auf den Antennen, die den Schall auffangen, stellen sich feine Härchen auf, welche den Schall effektiver einfangen können. Zusätzlich versteift sich die gesamte Antenne, was die akustische Empfindlichkeit weiter verändert. All das, so die Vermutung, bewirkt, dass die Männchen die Weibchen besser hören können. Die Forschenden konnten nachweisen, dass diese Reaktionen schwächer ausgeprägt sind oder ganz ausbleiben, wenn die Stechmücken einem schwach giftigen Insektizid ausgesetzt werden, dem Pflanzenschutzmittel Amitraz.
Diese Substanz, die normalerweise gegen Zecken und Parasitenmilben eingesetzt wird, schaltet den Octopaminrezeptor der Stechmücken aus. Wenn Männchen in der Folge die Weibchen im Schwarm nicht mehr ausmachen können, sei das ein mögliches Mittel, um die Vermehrung dieser Stechmückenart einzudämmen und ihre Population zu verringern, so die Forschenden. «Ich bin mir sicher, dass zukünftige Forschung uns nicht nur den Gehörsinn der Mücken besser verstehen lässt, sondern auch helfen wird, von Mücken übertragene Krankheiten wie Malaria und Denguefieber zu bekämpfen», sagt der Leiter der Studie, Prof. Dr. Jörg Albert.
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