Im blühenden Apfelbaum jubilieren Stieglitze. Sie sitzen zwar auf den äussersten Ästen, doch zeichnen sich gegen den Himmel nur Silhouetten ab. Werden sie allerdings mit dem Feldstecher oder dem Fernglas beobachtet, zeigen sich die verschiedenen leuchtenden Farben der Finkenvögel.

Welcher Vogel singt da genau? Ein Blick mit dem Feldstecher bringt Klarheit. Auf der Sandbank vor dem schilfbestandenen Ufer staksen Limikolen, einige Enten paddeln im sumpfigen Wasser. Doch um welche Arten handelt es sich? Unmöglich, sich vom Beobachtungspunkt aus den Vögeln mehr zu nähern. Ein Feldstecher bringt Klarheit.

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Bedingungen

Feldstecher und Bestimmungsbuch gehören zur Ausrüstung einer Vogelliebhaberin oder eines -liebhabers. Bedingungen zum Feldstecher sind:

  • Er muss praktisch in der Hand liegen
  • Die optische Qualität muss einwandfrei sein
  • Er muss bei jedem Wetter eingesetzt werden können

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Qualität hat ihren Preis

Gute Feldstecher sind teuer, halten aber ein Leben lang. «Ältere Modelle kann ich problemlos revidieren, sie sind dann wieder wie neu», sagt Olivier Riesen, ein auf Ferngläser und Spektive spezialisierter Optiker aus Toffen. Neue Objekte seien oft nur noch verklebt, da lasse sich nicht mehr viel mechanisch lösen.

Klein = immer dabei

Die Grösse des Feldstechers sagt nichts über dessen Qualität aus. Es gibt kleine Feldstecher, die eine genau gleiche Vergrösserung wie ein grosses Fernglas bieten. Sie liegen aufgrund ihrer geringen Grösse nicht so ruhig in den Händen, haben aber den grossen Vorteil, dass man sie immer mitnimmt. Wer mehrstündige Wanderungen unternimmt, die nicht ausschliesslich dem Ziel der Tierbeobachtung dienen, überlegt es sich zweimal, ob er einen grossen Feldstecher mit gewissem Gewicht mitschleppen will.

Bei einem kleinen Fernglas aber ist diese Überlegung nicht notwendig. Klar, dass es mitgeführt wird. Grundsätzlich ergeben sich bei jedem Ausflug in die Natur faszinierende Beobachtungsmöglichkeiten. Schade also, wenn kein Feldstecher dabei ist. Dieses Argument spricht für das kleine Modell. Es ist überhaupt nicht so, dass ein kleiner Feldstecher auch billig ist. Wer hingegen ausschliesslich mit dem Ziel der Vogelbeobachtung loszieht, wählt vermutlich eher ein grösseres Fernglas.

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Vergrösserung und Durchmesser

Auf dem Feldstecher stehen Zahlen, wie etwa 10 x 25. Die erste Zahl sagt etwas über die Vergrösserung aus. Meist liegt sie zwischen 7 bis 10 x. Die zweite Zahl gibt den Durchmesser des Objektivs an. Je grösser es ist, desto mehr Licht kann eintreten und desto heller wird das beobachtete Objekt. Gerade bei Beobachtungen in der Dämmerung kann das nützlich sein.

Das Sehfeld und Vergrösserung

Feldstecher mit geringerer Vergrösserung (kleiner als 10 x) haben den Vorteil eines grösseren Sehfeldes. Dabei handelt es sich um den Bereich, den man durch den Feldstecher sieht. Ein Nachteil ist, dass der Vogel darin kleiner erscheint. Es ist Übungssache, mit einer Vergrösserung von 10 x einen Vogel schnell ins Sehfeld zu bekommen. Das Risiko besteht, dass er schon wieder weg ist, bevor ihn der Beobachter gefunden hat. Wenn er aber im Sehfeld auftaucht, zeigt er sich gross.

Feldstecher mit niedriger Vergrösserung haben also durchaus Vorteile. Dennoch ziehen die meisten, die Vögel beobachten, eine grössere Vergrösserung vor, die in der Regel bei 10 x liegt.

Den Feldstecher scharf stellen

Die meisten Menschen sehen nicht auf beiden Augen gleich scharf. Ein guter Feldstecher kann dementsprechend angepasst werden. So wird er scharf gestellt: 

  • Das rechte Auge schliessen und mit dem linken Auge durch den Feldstecher schauen, am besten auf ein Schild mit Schrift in grosser Entfernung
  • Scharf stellen, indem auf dem Mittelrad geschraubt wird
  • Nun das linke Auge schliessen und mit dem rechten Auge das gleiche Objekt betrachten.
  • Jetzt muss das Bild mit dem Drehen des Dioptrienausgleichs am rechten Okular scharfgestellt werden (meist vorne am Okular zu finden)

Ein Feldstecher sollte bei einem Optiker erworben werden, der Feldstecher verkauft und sich damit auskennt. Ideal sind Spezialgeschäfte für Feldstecher, die in ornithologischen Zeitschriften inserieren. Vor dem Kauf sollten verschiedene Modelle getestet werden können. Es gibt zwar heute Feldstecher für 100 Franken, doch sie halten meist nicht lange und sind nicht reparierbar. Meist kostet ein guter Feldstecher ab 500 bis über 3000 Franken. Doch wenn er zu einem Lebensbegleiter wird, gleicht sich der Preis wieder aus.