Von Mai bis Juni setzen Rehgeissen meist zwei Kitze und legen diese im hohen Gras auf Wiesen und Feldern ab. Droht Gefahr, drücken sich die Jungtiere auf den Boden und verlassen sich dabei auf ihre Tarnung und den fehlenden Eigengeruch. So sind sie gut vor natürlichen Feinden schützt. Nähert sich ihnen allerdings ein Mähwerk, bleiben sie instinktiv liegen und erkennen nicht die tödliche Gefahr, die ihnen droht. Knapp 1'500 Kitze verloren laut Jagdstatistik 2021 ihr Leben durch landwirtschaftliche Maschinen.

Um die Tiere vor dem Tod zu bewahren, setzen sich Jägerinnen und Jäger für deren Rettung ein. Die Rehkitzrettung gehört zur Jagd, wie das Erlegen der Tiere im Herbst. Doch auch immer mehr Nichtjäger setzen sich für die hilflosen Geschöpfe ein. In den Medien besonders präsent ist dabei die Rettung mittels Drohne. Mit einer Wärmebildkamera ausgestattet, lassen sich die Tiere so gut im hohen Gras erkennen. Diese Methode ist sehr effektiv, doch sie hat einen Nachteil: Sie ist teuer. Jäger und freiwillige Drohnenpiloten tragen die Anschaffungskosten von mehreren Tausend Franken meist selbst. 

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Viele Jagdvereine greifen deshalb auf Methoden zurück, die etwas aufwändiger und personalintensiver, dafür günstiger sind. Beim sogenannten Verblenden werden am Abend vor dem Mähen auffällige Gegenstände wie Plastiksäcke, Folien, CD’s oder Blinklampen an Stangen auf einem Feld angebracht. Dadurch werden die Rehgeissen beunruhigt und bringen ihre Kitze in Sicherheit. Da sich die Tiere schnell an die Störung gewöhnen, muss die Mahd innerhalb eines Tages nach dem Aufstellen erfolgen. Auch akustische Signale können eingesetzt werden, finden aber in der Praxis noch wenig Anwendung, da ihre Wirkung umstritten ist.

Das Verwittern funktioniert auf ähnliche Art wie das Verblenden. Hier wird stellenweise ein Feld oder eine Wiese mit unattraktiven Duftstoffen angesprüht, damit die Rehmütter ihre Jungen aus der «Gefahrenzone» bringen. Dazu werden verschiedene Sprays im Handel angeboten. Diese sind für die Reh-Nase und auch für den Menschen äusserst unangenehm, denn sie imitieren einen strengen Duft nach Raubtier. Auch ein Hund kann zum Verwittern verwendet werden. Dabei führt ein Jäger seinen Vierbeiner kontrolliert durch das hohe Gras und hinterlässt dabei Duftspuren, die dem Reh nicht behagen.

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Eine Wiese vor der Mahd abzusuchen ist ebenfalls eine Möglichkeit, die allerdings immer weniger genutzt wird. Bei der Vorwegsuche laufen mehrere Menschen in einer dichten Reihe unmittelbar vor dem Mähen durch die Vegetation und suchen aktiv nach den Kitzen. Die gefundenen Tiere werden an den Wiesenrand getragen, wo sie von ihren Müttern abgeholt werden. Diese Methode ist personal- und zeitaufwändig und oft werden Kitze dank ihrer hervorragenden Tarnung leider trotzdem übersehen.

Neben der Drohne sind weitere technische Möglichkeiten zum Aufspüren von Rehkitzen Sensoren, die an der Mähmaschine oder am Balken angebracht werden und Landwirte vor einem vor dem Traktor liegenden Tier warnen. In der Schweiz sind diese sogenannten «Wildretter» noch kaum im Einsatz, denn auch hier kommt die Kostenfrage auf.

Schlussendlich gibt es keine Methode, die 100-prozentigen Erfolg versprechen kann. Dennoch ist jede von ihnen besser, als gar nichts zu tun. Wer sich dafür interessiert, Teil der Rehkitzrettung zu werden und Kitze vor dem Mähtod zu retten, der kann sich beim Verein Rehkitzrettung Schweiz als freiwilliger Helfer melden. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.