Heute Morgen standen 14 Greenpeace-Aktivist(innen) mit einem Bagger der besonderen Art auf dem Bundesplatz. Ihre Botschaft:  Der Tiefsee droht die Ausbeutung. Welche Artenvielalt dadurch verschwinden könnte, zeigten sie mit Bildern. So schwammen frühmorgens anmutige Quallen und vielarmige Kraken auf dem Platz. Die NGO forderte den Bundesrat auf, sich international für ein ambitioniertes Hochseeschutzabkommen und für ein Tiefseebergbau-Moratorium einzusetzen. 

Ein Bagger wie zwei Blauwale

Als Sinnbild nutzen die AktivistInnen eine vier Tonnen schwere Nachbildung eines Tiefseebaggers. Das ist zwar schon in etwa das vierfache Gewicht eines kleineren Autos, das Original bringe aber das 100fache auf die Waage – ganze 400 Tonnen. Dies entspricht dem Gewicht von zwei Blauwalen, dem schwersten Tier der Erde. Diese schwergewichtigen Riesenmaschinen würden in der Tiefe des Meeres für den Abbau von Manganknollen genutzt, die unter anderem Mangan, Kobalt oder Nickel für die Elektronikindustrie liefern. Ein solcher Eingriff in bisher unberührte Lebensräume habe katastrophale Folgen für die Artenvielfalt, warnt Greenpeace. 

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Und was hat der Bundesrat damit zu tun?

Der Schutz der Tiefsee ist in der Schweiz schon länger auf dem politischen Parkett: Im Juni 2021 forderte der Nationalrat Nicolas Walder (Grüne / GE) in einer parlamentarischen Interpellation ein entsprechendes Moratorium. In der Interpellation wird erklärt, beim Meeresbergbau in der Tiefsee würden Rohstoffe in bis zu 6500 Metern Tiefe abgebaut.  

Diese seltenen Ressourcen kämen vor allem für die Weiterentwicklung Erneuerbaren Energien und für die Batterien für E-Mobilität zum Einsatz. Dem Anschein nach etwas Gutes, doch hier kollidieret die Absicht eines Verzichts auf fossile Energie mit dem Schutz der Unterwasserwelt. Aufgewirbelte Sedimente würden grossflächig Lebensräume zerstören,  schreibt Nicolas Walde. Weiter sei die Lärmbelastung verheerend. Der Schalldruck, der beim Schürfen entsteht, kann die akustischen Organe von verschiedenen Meeresbewohnern schädigen. Zudem kommunizieren viele Meerestiere mittels Schallwellen und ihre Kommunikation könnte somit gestört werden. Nun ist die Frage jedoch noch immer nicht geklärt, weshalb hierzulande gehandelt werden sollte. Die Schweiz ist Geldgeberin der Internationalen Meeresschutzbehörde und eine zentrale Drehscheibe für den internationalen Rohstoffhandel, wird in der Interpellation argumentiert. Damit komme ihr eine besondere Verantwortung zu. 

International ist die Problematik erkannt

Nationalrat Walder sieht die Problematik hauptsächlich darin, dass die Internationale Meeresschutzbehörde neuerdings Forschung erlauben würde, welche die Ausbeutung von Mineralien des Tiefseebodens in internationalen Gewässern ermöglichen könnte. International hätten sich Wissenschaftler, Unternehmen wie Samsung und BMW und verschiedenste NGOs wie Greenpeace dagegen ausgesprochen. Auch das Europäische Parlament würde ein Moratorium für die Tiefsee und ein Vorgehen unterstützen, bei dem genauer erforscht werden würde wie hoch der tatsächliche Bedarf an diesen Rohstoffen sei und wie gross die Auswirkungen auf die Tiefsee und deren Bewohner wären.  

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Der Bundesrat will handeln

Schon im August 2021 nahm der Bundesrat Stellung zur Interpellation des Parlamentes und bestätigte den ungenügenden Schutz der Tiefsee. Die bestehenden Internationalen Vereinbarung der Meeresbodenschutzbehörde würden nicht mehr genügen. Um die Umweltauswirkungen von Förderaktivitäten im Allgemeinen zu reduzieren, würde sich die Schweiz auf internationaler Ebene für die Regulierung des Abbaus von mineralischen Rohstoffen einsetzen und sich im Rahmen verschiedener internationaler Umweltprogramme engagieren.  

Die politische Reaktion der neusten Aktion von Greenpeace und den wiederkehrenden Forderungen eines Tiefseemoratoriums, ist abzuwarten.