Klimawandel
Was jeder für den Klimaschutz tun kann – einfache Tipps für den Alltag
In Zeiten ständig wachsender globaler Emissionen wirken individuelle Klimaschutzmassnahmen oft wie ein Kampf gegen Windmühlen. Doch unsere alltäglichen Entscheidungen können andere inspirieren und damit zu strukturellen Veränderungen in der Gesellschaft beitragen. Wir haben Tipps, wie Sie konkret etwas bewirken können.
Der Klimawandel schreitet stetig voran und macht sich in der Schweiz besonders stark bemerkbar. Während das globale Klima heute bereits 1,3 °C über dem vorindustriellen Durchschnitt liegt, ist laut dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie Meteo Schweiz die Temperatur in der Schweiz sogar um 2,8 °C angestiegen – gut doppelt so stark wie im weltweiten Mittel. Diese rasante Erwärmung zeigt, wie intensiv die Auswirkungen des Klimawandels gerade in unserer Region zu spüren sind.
Dennoch scheint es oft, als ob die Bemühungen Einzelner kaum etwas ausrichten könnten. Wenn in Ländern wie Indien neue Kohlekraftwerke ans Netz gehen, in Europa Atomkraftwerke erneut diskutiert werden und der Verbrauch fossiler Brennstoffe weltweit ungebremst weiterläuft, fragen sich viele: Hat es überhaupt einen spürbaren Effekt, das Licht auszuschalten, das Auto stehenzulassen oder weniger Fleisch zu essen? Zudem zeigen sich Ursache und Wirkung anders, als wir es gewohnt sind. Normalerweise sehen wir die Konsequenzen unseres Handelns unmittelbar und dort, wo sie entstehen. Es ist wie beim Überwässern einer Pflanze: Giessen wir eine Pflanze zu viel, geht sie ein. Beim Klima jedoch ist das anders. Hier führt unser Handeln erst nach Jahren und oft weit entfernt zu verheerenden Folgen. Es ist, als ob wir in unserem Wohnzimmer eine Pflanze ständig überwässern und Jahre später gehen die Pflanzen in Nachbars Garten ein. Kein Wunder, dass es verlockend ist, die Verantwortung an politische Entscheidungsträger und die Industrie abzugeben, denn angesichts der globalen Emissionen erscheint der Beitrag des Einzelnen fast unbedeutend und nicht konkret sichtbar.
Doch dieser Gedanke greift zu kurz. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass kleine Veränderungen im Alltag durchaus eine kollektive Wirkung entfalten können. So verhält es sich auch mit nachhaltigen Entscheidungen im Alltag – wie dem bewussten Verzicht auf Fleisch oder dem Umstieg auf das Fahrrad. Jede dieser Entscheidungen hat Auswirkungen, sei es im Kleinen oder im Grossen, und kann die aktuellen Pro-Kopf-Emissionen von rund 13 Tonnen CO²-Äquivalenten pro Jahr in der Schweiz effizient senken.
In einer Zeit, in der der Klimawandel immer spürbarer wird und grosse politische Entscheidungen oft auf sich warten lassen, gewinnen diese kleinen individuellen Beiträge eine neue Dringlichkeit. Denn: Viele kleine, koordinierte Aktionen können zu einer grossen Bewegung werden, die Strukturen verändert und den Dominoeffekt einer gesellschaftlichen Transformation auslöst. Doch wie kann das im Alltag aussehen? Im Folgenden einige Beispiele, die zeigen, was jeder Einzelne konkret umsetzen kann.
Was jede und jeder Einzelne tun kann
Hier sind zehn wirksame Tipps, die den ökologischen Fussabdruck eines jeden Einzelnen reduzieren und zu einem klimafreundlicheren Alltag beitragen können.
Verkehrsmittel bewusst wählen
Überdenken Sie Ihre Reisegewohnheiten und wählen Sie klimafreundliche Alternativen: Zugreisen verursachen weitaus weniger CO²-Emissionen als eine Autofahrt oder Flugreise. Auch Kreuzfahrten belasten das Klima und die Meeresökosysteme erheblich, da sie grosse Mengen an Treibstoff verbrauchen und dabei hohe Emissionen verursachen. Im Alltag macht sich eine bewusste Verkehrsmittelwahl ebenfalls bemerkbar: Nutzen Sie für den Arbeitsweg möglichst öffentliche Verkehrsmittel, das Fahrrad oder gehen Sie zu Fuss. Falls ein Auto notwendig ist, sind Car-Sharing oder effiziente Elektrofahrzeuge die emissionsärmeren Optionen. Pro Person kann das Pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Vergleich zum Mittelklassewagen jährlich bis zu 2,5 Tonnen CO²-Emissionen sparen!
Konsumverhalten überdenken
Bevor Sie etwas Neues kaufen, fragen Sie sich: «Brauche ich das wirklich?» Durch bewusste Konsumentscheidungen vermeiden Sie unnötige Käufe, die in Herstellung und Transport Ressourcen verbrauchen und Emissionen verursachen. Vielleicht können Sie das Produkt leihen, mieten oder gebraucht kaufen? Besonders die Modeindustrie belastet das Klima stark: Ein Baumwoll-T-Shirt mit einer Lebenszeit von 55 Waschgängen verursacht etwa 11 kg CO²– das 50-fache seines Eigengewichts. Bewusster Konsum, Secondhand-Käufe und langlebige Produkte sind wertvolle Ansätze, um die eigenen Emissionen zu senken und den Planeten zu entlasten.
Bio und regional einkaufen
Mit dem Kauf von Bio-Lebensmitteln tragen Sie aktiv zum Umweltschutz bei, denn Bio-Landbau verzichtet weitgehend auf chemische Pestizide und Kunstdünger. Dadurch werden Böden geschützt, CO² wird im Boden gebunden und die Produkte sind gesünder für Mensch und Natur. Noch besser ist die Kombination aus Bio und regionalen Produkten: Regionales Einkaufen reduziert Transportemissionen, stärkt die lokale Wirtschaft und sorgt für frische, saisonale Lebensmittel auf Ihrem Teller.
Mehr pflanzliche Lebensmittel integrieren
Die CO²-Emissionen tierischer Produkte übersteigen laut der Stiftung My Climate die von pflanzlichen Lebensmitteln erheblich: Ein Kilogramm Obst oder Gemüse verursacht etwa 1 kg CO²-Äquivalente (CO²e), während die Treibhausgasbilanz von Rindfleisch bei rund 20 kg CO²e pro Kilogramm liegt. Schweinefleisch verursacht etwa 8 kg CO²e und Geflügel 4,2 kg CO²e. Damit sind sie zwar klimafreundlicher als Rindfleisch, aber immer noch weit über den Emissionen pflanzlicher Alternativen. Schon ein vegetarischer Tag pro Woche kann einen spürbaren positiven Effekt auf die Umwelt haben.
Insektenhotels bauen oder kaufen
Insekten wie Bienen, Marienkäfer und Schmetterlinge spielen eine wesentliche Rolle in unseren Ökosystemen, leiden jedoch unter dem Verlust natürlicher Lebensräume. Mit einem Insektenhotel – ob selbst gebaut oder gekauft – bieten Sie diesen kleinen Helfern eine sichere Unterkunft. Platzieren Sie das Insektenhotel an einem sonnigen, windgeschützten Ort und befüllen Sie es mit natürlichen Materialien wie Schilfrohr, Hartholz, hohlen Pflanzenstängeln oder Tannenzapfen. Diese kleinen «Hotels» fördern die Biodiversität und sind eine wertvolle Massnahme, um lokale Bestäuber zu unterstützen.
Plastik vermeiden
Plastik und Plastiktüten stellen bekanntlich eine enorme Belastung für die Umwelt dar, da sie oft nur kurz verwendet werden und dann für viele Jahre als Müll bestehen bleiben. Stattdessen können Sie wiederverwendbare Gemüsenetze für Obst und Gemüse sowie Stofftaschen für den restlichen Einkauf nutzen. Behälter aus Glas können über viele Jahre hinweg eingesetzt werden und hinterlassen weder giftige Stoffe in ihrem Inhalt noch Müll, falls man sie recycelt.
Achten Sie beim Kauf von Kosmetik darauf, dass keine synthetischen Polymere wie Polyethylen, Polypropylen oder Nylon enthalten sind. Diese winzigen Plastikpartikel stellen eine grosse Bedrohung für unsere Umwelt dar. Mikroplastik entsteht jedoch auch bei der Wäsche von Kleidung aus synthetischen Materialien wie Polyester und Elasthan. Bevorzugen Sie daher Kleidung aus Naturfasern, um die Belastung unserer Gewässer mit Mikroplastik zu reduzieren.
Packen wir’s gemeinsam an
Wichtig dabei: Setzen Sie nur so viel um, wie es für Sie nachhaltig machbar ist und womit Sie sich wohlfühlen. Denn ein Lebensstil mit täglichen extremen Entbehrungen – ob das kalte Duschen am Morgen oder der einstündige Arbeitsweg mit dem Fahrrad durch den Regen – lässt sich kaum auf Dauer halten. Statt sich ausschliesslich auf den eigenen ökologischen Fussabdruck zu konzentrieren, sollten wir auch den sogenannten Handabdruck im Blick haben: Wo geben wir gemeinsam Anstoss für positive Veränderungen? Ob im Freundeskreis, in der Nachbarschaft oder bei der Arbeit – gemeinsam lässt sich viel mehr bewegen. Organisieren Sie klimafreundliche Projekte, wie die Einrichtung eines Fahrradständers in Ihrer Nachbarschaft, oder setzen Sie sich für vegetarische Essensoptionen in der Kita ein. Solche gemeinsamen Aktionen stärken das Gemeinschaftsgefühl und machen den Alltag für alle ein Stück klimafreundlicher.
                                    
                            
                        
                
                            
                        
                
                            
                        
                
                            
                        
                
                            
                        
                
                            
                        
                
                            
                        
                
                            
                        
                
                            
                        
                
                            
                        
                
                            
                        
                
                            
                        
                
                            
                        
                
                            
                        
                
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