Forschung
Weshalb es ist heikel ist, die Sonneneinstrahlung künstlich zu reduzieren
Forschende und Umweltschützer haben vor Plänen zur künstlichen Reduzierung der weltweiten Sonneneinstrahlung im Kampf gegen die Erderwärmung gewarnt.
In einem am Montag in der Fachzeitschrift «WIREs Climate Change» veröffentlichten Brief erklärten die Fachleute, dass ein solch weltweiter Eingriff «nicht
auf faire, integrative und effektive Weise geregelt werden» könne. Den mehr als 60 Unterzeichnenden zufolge sollten nationale Regierungen und die UNO deshalb eine «Normalisierung» solcher Massnahmen verhindern.
Unter dem Begriff «Solar Geoengineering» werden verschiedene Möglichkeiten diskutiert, wie Menschen künstlich die Intensität der Sonneneinstrahlung und damit die Erderwärmung verringern könnten. Eine Option wäre die massenhafte Zufuhr von Schwefel in die Atmosphäre. Dadurch entstehen winzige Schwebeteilchen, die Sonnenstrahlung zurück in den Weltraum reflektieren, bevor diese die Erdoberfläche erreicht. Ein ähnlicher Effekt ist in der Natur nach grossen Vulkanausbrüchen oder Meteoriteneinschlägen bekannt.
Während solche technologischen Massnahmen gegen den Klimawandel die Erwärmung theoretisch stoppen könnten, wären die regionalen Auswirkungen laut diverser Studien verheerend. So würde eine künstliche Abschwächung der Strahlungskraft der Sonne wahrscheinlich die Monsunregenfälle in Südasien und Westafrika unterbrechen. Dadurch könnte die vom Regen abhängige Landwirtschaft dort vernichtet werden, die hunderte Millionen Menschen ernährt. Der Weltklimarat IPCC warnte zudem kürzlich, dass dadurch auch Trockenheit im Amazonasgebiet in Lateinamerika droht.
Die Forschenden machen sich zudem Sorgen darüber, was passieren könnte, wenn die künstliche Zufuhr der Teilchen in der Atmosphäre plötzlich endet. In dem Falle würden die «Oberflächentemperaturen mit hoher Wahrscheinlichkeit schnell ansteigen», warnte der IPCC. Darüber hinaus würde die Technologie nichts gegen die anhaltende Anreicherung von Treibhausgasen wie CO2 in der Atmosphäre ausrichten.
Falsche Hoffnungen
Die Unterzeichnenden des Briefes warnten davor, dass die Diskussion über Geoengineering Hoffnungen auf eine schnelle Lösung des Klimaproblems ohne das Vorgehen gegen die Ursache wecken könnte. Demnach könnte dies Regierungen, Unternehmen und Gesellschaft davon abhalten kann, «ihr Möglichstes zu tun, um so schnell wie möglich eine Dekarbonisierung oder Kohlenstoffneutralität zu erreichen».
Es gebe derzeit kein System, das Geoengineering-Programme überwachen könnte. Theoretisch wäre es möglich, dass ein Land oder sogar ein einzelner Milliardär mit Raketentechnologie ein solches Projekt im Alleingang startet.
In dem Brief wird deshalb ein internationales Abkommen über den Verzicht auf solche Projekte gefordert. Damit sollte die Finanzierung von Experimenten zum Geoengineering verboten werden. Auch sollten keine Patente für solche Technologien erteilt werden, forderten die Experten.
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