Das Lieblingsessen der 7 bis 15 Millimeter grossen Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata) sind die Blätter der Kartoffelpflanze. Zudem munden ihm auch andere Nachtschattengewächse wie Tomaten. Kein Wunder also, dass für Landwirte das Insekt ein äusserst ungebetener Gast ist, der mit chemischen Mitteln bekämpft werden muss. Ein einzelner kleiner, gelb-schwarz gestreifter Schädling ist nicht nur äusserst gefrässig, sondern auch noch in der Lage, mittels Duftstoffen viele seiner Artgenossen auf das Feld zu locken.

Da Käfer ganze Kartoffelernten vernichten können, standen sie besonders in den Weltkriegen als Biowaffe im Gespräch. So fürchteten die Deutschen, dass die Franzosen mit einer gezielten Vermehrung des Käfers ihre Lebensmittelversorgung gefährden könnten. Was durchaus möglich gewesen wäre, da der Kartoffelkäfer sehr fleissig Nachkommen produziert. Ein einziges Weibchen legt etwa 1200 Eier auf die Unterseite der Kartoffelblätter. Dieser Gefahr bewusst, gründeten die Deutschen einen Kartoffelkäfer-Abwehrdienst und lancierten die Kartoffelkäfer-Fibel mit dem Slogan «Sei ein Kämpfer, sei kein Schläfer, acht’ auf den Kartoffelkäfer!». Tausende Arbeitslose und Schulkinder, in Suchtrupps eingeteilt, suchten die Felder nach dem Schädling ab. Fangprämie und Ehrennadel motivierten, möglichst viele Kartoffelkäfer einzufangen.

Im Zweiten Weltkrieg behaupteten sowohl das NS-Regime als auch die Alliierten, dass Kartoffelkäfer von Flugzeugen über dem jeweiligen Feindgebiet abgeworfen würden. Belege gibt es dafür keine. Gesichert ist nur, dass das Insekt 1943 von der deutschen Wehrmacht gezüchtet und als biologische Waffe getestet worden ist. Als sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Kartoffelkäfer in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands sprunghaft vermehrten und die DDR-Führung diese Plage nicht eindämmen konnte, behauptete sie, eigens in den USA gezüchtete Käfer seien von amerikanischen Piloten gezielt als biologische Waffe über der Deutsche Demokratische Republik abgeworfen worden.

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Kartoffelkäfer, die durchschnittlich zwei Jahre alt werden, gehören zur Familie der Blattkäfer, von denen es weltweit etwa 25 000 verschiedene Arten gibt. Sie haben sechs Beine, können aber trotzdem besser fliegen als laufen. Ihre gelblichen Deckflügel sind mit je fünf schwarzen Längsstreifen, das gelbe Halsschild mit dunklen Flecken dekoriert. Und ist der Kartoffelkäfer in Gefahr, scheidet er ein Wehrsekret aus. Heimisch war er ursprünglich in Nordamerika, hat sich aber dann – zusammen mit den Kartoffeln – nach Europa und über fast die ganze Welt ausgebreitet. In der Schweiz haben sich die Käfer 1937 niedergelassen. Da das Insekt in Europa keine natürlichen Feinde hat, kann es sich hier besonders gut ausbreiten. Die Landwirte werden die Kartoffelkäfer also weiter (be)kämpfen müssen.

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