Der Brasilianer Sebastião Salgado gehört zu den zeitgenössisch bekanntesten Fotografen. Weltweite Berühmtheit erlangte er mit eindringlichen schwarz-weiss Aufnahmen, die auf soziale und ökologische Missstände aufmerksam machen. Die Fotoreportage aus dem Jahr 1986, bei der er Goldschürfer porträtierte, die in einer brasilianischen Goldmine unter prekären Bedingungen arbeiten, bedeutete den Startschuss für seine Karriere.

Grosse Beachtung fand auch sein Langzeitprojekt «Genesis», für das Salgado zwischen 2004 und 2013 noch unberührte Landschaften und ihre Flora und Fauna dokumentierte. Ein grossformatiger Bildband und eine Ausstellung im Natural History Museum in London geben Einblick in diese Arbeit.

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Fragiles Ökosystem prägnant porträtiert

Mit seinem aktuellen Fotoprojekt gibt Salgado, dem der Umweltschutz sehr am Herzen liegt, Einblick in den Amazonas-Regenwald. Für diese Langzeitreportage hat der Künstler über neun Jahre hinweg die urtümliche Lebenswelt bildlich erforscht.

Die Ausstellung «Amazônia» wurde weltweit bereits von über einer Million Menschen gesehen. Nun gastiert die Bildschau in der Zürcher MAAG Halle. Rund 200 riesige und grossteils freihängende Bilder geben Einblick in atemberaubende Landschaften und das Leben der indigenen Völker. Dank den raumdurchdringenden Fotos und einer speziell zur Ausstellung von Jean-Michel Jarre komponierten Audiobegleitung erhalten die Besucherinnen den Eindruck mitten im Regenwald zu stehen.

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Konzipiert hat die Ausstellung Salgados Ehefrau Lélia Wanick Salgado. Sie führt die Betrachter durch die freihängenden Landschaftaufnahmen und gibt in mehreren Kojen Einblick in den Alltag der von der Zivilisation bisher unberührten Volksstämme. Ziel des Künstlerehepaares ist es, auf die Fragilität dieses Ökosystems aufmerksam zu machen. Ob dies mit farbigen statt schwarz-weissen Bildern und zusätzlich zu den menschlichen Porträts auch mit Einblicken in die vielfältige Tierwelt noch besser gelungen wäre, bleibt offen.

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Was unbestritten bleibt ist die Prägnanz von Salgados Bildsprache, die aber glücklicherweise nie in eine Aufdringlichkeit oder Kitschigkeit wie etwa beim Fotografen Steve McCurry abdriftet. Ohne auf drastische Motive von Bränden oder Abholzung zurückzugreifen, schafft es der Brasilianer, von der Dringlichkeit des Schutzes dieses Ökosystems zu überzeugen. Hoffen wir fest, dass SebastiãoSalgado mit dieser Ausstellung dazu beitragen kann, dass sein grosser Wunsch wahr wird: Die Amazônia-Bilder sollen in 50 Jahren nicht von einer verschwundenen Welt berichten.

Wichtige Hinweise:
Datum: Vom 31. Mai bis 24. September 2023
Ort: MAAG Halle Zürich, Zahnradstrasse 22, 8005 Zürich
Öffnungszeiten: Di, Mi, Do und So: 10 – 18 Uhr; Fr und Sa: 10 bis 19 Uhr
Ausstellungswebseite: https://amazonia-exhibition.ch/de/ausstellung/