Schwarz umrandete Augen, schwarze Ohren und eine schwarze Ramsnase: Schon das Lämmchen hat die charakteristische Zeichnung der Walliser Schwarznasenschafe. Es gehört zur Herde von Fabienne Truffer und ihrem Partner René Schnyder. Fünfzig Muttertiere haben die beiden auf dem kleinen Biobetrieb in Erschmatt oberhalb von Leuk im Wallis. Das Lämmchen liegt im sattgrünen Gras bei seiner Mutter, drei weitere Auen und ihr Nachwuchs stehen gemeinsam auf der Weide beim Stall. Im Hintergrund sind die hohen Gipfel der Weisshorngruppe zu sehen. Idyllisch. Hier beim Stall ist der Kindergarten der «Ghornuti» – die «gehörnten Schafe» werden im Wallis liebevoll so genannt. Der Rest der Herde stehe momentan auf einer Weide im Nachbarsdorf, erzählt Fabienne Truffer.

«Schwarznasenschafe sind eine Liebhaberei», sagt die Schafzüchterin schmunzelnd. Oft erben die Schäferinnen und Schäfer die Tiere. So auch ihr Partner: Er erhielt von seinem Grossvater zwanzig Schwarznasen. «Sie haben weder eine hohe Milch- noch Fleischleistung und sind deswegen wirtschaftlich eher uninteressant. Aus finanzieller Sicht müsste man sich eine andere Rasse anschaffen», erklärt die Schäferin. Trotzdem gehören die besonderen Schafe zum Wallis, wie diehohen Berge. Und genau dort fühlen sich die kleinen, robusten Wollknäuel wohl. An Berghängen sind sie zu Hause. Fabienne Truffer beschreibt sie als trittsicher, genügsam und äusserst zutraulich.

Zurück auf der Weide: Das Gesicht des Lämmchens,welches sich nun in den Schatten gelegt hat, ist bis auf die Nasenlöcher kaum zu erkennen. Schwarznasenschafe sind am ganzen Körper bewollt. Charakteristisch sind die spiralförmigen Hörner bei Auen und Widder. Nicht nur das Gesicht ist durch schwarze Wolle gezeichnet. Die kurzen Beine sind schwarz gestiefelt, die Sprunggelenke und Vorderknie sind mit schwarzen Flecken geziert. Auen werden bis zu 78 Zentimeter hoch und bis zu 90 Kilo schwer. Widder sind mit bis zu 85 Zentimetern und 120 Kilo oft grösser und schwerer.

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Fleissige Alpenpfleger

Obwohl sie weder viel Milch noch Fleisch abgeben, sind sie beliebte Tiere. Denn sie erfüllen laut der Züchterin Fabienne Truffer noch einen ganz anderen Zweck. Die Schwarznasen scheuen es nicht, steile Abhänge hoch- oder runterzuklettern, so grasen sie die Alpen ab.Folge davon: Das Lawinenrisiko wird somit verringert und die Vergandung, also das Verwildern der Berg-gebiete, verhindert. Die Alpenpfleger sind ideal an ihre Umgebung angepasst, sind zäh, wetterresistent und an die kargen, mageren Alpweiden gewöhnt.

«Schwarznasenschafe sind eine Liebhaberei.»

Fabienne Truffer, Schafzüchterin

Fabienne Truffer erzählt, dass es den Schwarznasen aber schnell zu heiss werde. Ihre Idealtemperatur liegt bei 10 bis 15 Grad. Sobald in den Höhen der Schnee verschwunden und das Kraut nachgewachsen ist, geht es deswegen Ende Juni auf die Alp. Zweieinhalb Stunden dauert der Marsch. Einige Tiere tragen auf der Alp eine Glocke. Idealerweise sind es die ranghohen Tiere, deren Gebimmel der Rest der Herde folgt. Die Rangordnung tragen Schwarznasen ähnlich aus wie die Eringerkühe. «Aber nicht ganz so heftig», erzählt die Züchterin.

Umsorgende Mütter

Die Schwarznasen sind pflegeleicht. Nur zweimal im Jahr müssen sie geschert und ihre Klauen behandelt werden. Zudem brillieren die Tiere durch eine hohe Fruchtbarkeit. Sie können asaisonal, also eigentlich immer, trächtig werden. Obwohl die Tiere pro Jahr sogar zweimal Lämmer zur Welt bringen könnten,entschied sich das Züchterpaar dagegen. Schwangerschaften und Geburten würden zu sehr an der Kraft der Muttertiere zehren, begründet Fabienne Truffer ihre Entscheidung.

Die Lammsaison richtet das Züchterpaar nach der Alpsaison. Im März oder Ende September nach der Alpsaison soll je ein Teil der Auen ablammen. Im Februar werden die Schafe geschoren und danach kommen im März die ersten Lämmer zur Welt. So sind sie bis zur Aufalpung genügend stark und dort auch kein gefundenes Fressen für Raubvögel. Die Züchterin erklärt, dass die Tiere fünf Monate trächtig sind. So darf der Widder im September nach der Alpsaison zum einen Teil der Herde. Diese lammen im März. Umgekehrt bei den Schafen, die vor dem Winter lammen sollen. Zu ihnen stösst der Widder im Frühling.

Der Widder wird alle zwei Jahre ausgewechselt, damit es nicht zu Inzucht kommt. Die Schäfer tauschen die Widder oft untereinander aus. Erfolgreich, denn das Schwarznasenschaf erhielt 1962 einen eigenen Rassenstandard. Mittlerweile bilden sie den zweitgrössten Schafbestand der Schweiz mit über 10 000 Tieren.

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Schwarznasen im Trend?

Ihr flauschiges Aussehen und ihre markanten Zeichnungen machen sie besonders. «Sie sind einfach schön», schwärmt die Züchterin. Im Internet sind Bilder mit süssen Schwarznasen-Lämmern im Trend. Nicht nur dort, sondern auch bei Schafhaltern auf der ganzen Welt ist die Walliser Schafrasse beliebt. So gibt es auch in Irland oder den USA Zuchtprogramme. Dieser Entwicklung stehen einige Schäfer kritisch gegenüber. Das Gebirgsschaf sei gut an seine Umgebung angepasst, erklärt Fabienne Truffer. Sie hätten keine Probleme mit Mangelernährung oder Moderhinke. Letztere ist eine entzündliche Klauenkrankheit, die hochansteckend und schmerzhaft ist. Zudem sind sich die Schwarznasen mageres Futter und keine fetten Wiesen gewöhnt. Ihr Wissen und jenes ihres Partners teilt Truffer auf ihrem Blog und in ihrem Buch: «Bäähsonders. Das Walliser Schwarznasenschaf». Sie setzt sich auf der Weide zur kleinen Gruppe Auen und Lämmer. Gleich neben der Weide steht ein Tiny House. Unter dem Motto «Schlaf beim Schaf» vermietet sie dieses an immer wieder an Gäste. Die Übernachtung bei den zutraulichen Schwarznasen ist beliebt.

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Der Einsendeschluss ist der 10. Juli 2024.