Hühner gehören zum Bauernhof wie Kühe und Traktoren. Auch bei Minusgraden scharren sie draussen auf dem dampfenden Mist auf der Suche nach Larven. Zunehmend gackern sie auch in Privatgärten. Ihre frischen Eier bereichern den Speiseplan. Es gibt wohl wild lebende Hühnervögel in der Schweiz, doch die Stammform des Haushuhns kommt aus Südostasien.

Es handelt sich um das Bankivahuhn. Es streift in Gruppen von bis zu 40 Individuen durch den tropischen und subtropischen Dschungel und dringt sogar in Mangrovenwälder an der Küste vor. Mehrere Hähne halten untereinander eine Rangordnung ein. Nur zur Nachtruhe flattern sie auf Sträucher und Äste gut zwei Meter über dem Boden. Ansonsten scharren und picken sie auf dem Waldboden nach Insekten und Samen. Bankivahühner sind keine guten Flieger. An trockenen Erdstellen plustern sie sich in Mulden, um zur Gefiederpflege im Staub und Sand zu baden.

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Das Bankivahuhn lebt in seinem grossen Verbreitungsgebiet, das sich von Indien bis nach Indonesien erstreckt, je nach Region sowohl polygam als auchmonogam. Das Nest wird am Boden, verborgen in einem Pflanzendickicht, in einer Mulde mit trockenem Gras, Bambushalmen und Palmenblättern errichtet. Manchmal bauen es die Hühner auch etwas erhöht auf einen Pflanzenhorst. Meistens werden bis zu sechs Eier gelegt, selten auch mehr. Nach 21 Tagen schlüpfen die Küken, die das Nest sofort verlassen und nach Futter picken. Das Weibchen führt die Jungen allein. Die Küken können schon nach einer Woche fliegen und sich somit vor Angriffen von am Boden umherstreifenden Feinden in die Höhe retten.

Langer Domestikationsprozess

Das Bankivahuhn wurde bereits vor Jahrtausenden von Menschen in seinem Ursprungsgebiet, vermutlich zuerst halbwild, als Fleisch- und Eierlieferant oder auch zu kultischen Zwecken gehalten. Über die Seidenstrasse wurden dann erste Bankivahühner in den Westen transportiert. Etwa 2000 vor Christus wurden sie im Orient gehalten, 1500 vor Christus sind erste Hühner auch in Ägypten aufgetaucht. In der Schweiz wurden aufgrund von Knochenfunden Hühner aus dem 5. und 4. Jahrhundert vor Christus nachgewiesen, obwohl sie vielleicht schon früher hier gehalten wurden. Funde wurden nämlich auch in der Hallstattkultur im heutigen Deutschland in der Nähe der Donau gemacht. Hallstattmenschen lebten auch auf den Höhen des Juras, etwa in Baselland. Die Kultur entstand ab 800 vor Christus.

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Ausgrabungen an der Levante, etwa in Israel, zeigten einen sprunghaften Anstieg von Hühnerknochen von 336 bis 30 vor Christus. Das deutet auf einen Anpassungsprozess des Huhns ans Klima und an die Haltungsbedingungen. Durch die Römer gelangte das Huhn in alle Teile Europas – und ist seither nicht mehr aus unserer Kultur wegzudenken. Schon römische Geschichtsschreiber erwähnten mehrere Rassen.

Heute ist die Rassen- und Farbenvielfalt sehr gross. Derzeit werden durch den europäischen Rassegeflügelverband über 180 Rassen und Farbenschläge anerkannt. Darunter sind sogar auch Schweizer Rassen wie das Schweizer Huhn, das Appenzeller Spitzhaubenhuhn und das Appenzeller Barthuhn. Die Hühner, die oft um Bauernhöfe gackern, sind meist Hybriden mit einer hohen Legeleistung. Vielleicht erzählen sie sich untereinander von ihrer langen und abenteuerlichenGeschichte in Menschenhand.