Wie geholfen werden kann
Erste-Hilfe-Massnahmen für verletzte und kranke Säugetiere
Sie haben ein verletztes Wildtier gefunden? Wenn Sie jetzt richtig handeln, kann ihm das vielleicht das Leben retten. Wir haben die wichtigsten Erste-Hilfe-Massnahmen für die am häufigsten vorkommenden Säugetierverletzungen für Sie zusammengetragen.
Manchmal kommt ein Wildtier in eine Situation, in der es Hilfe vom Menschen benötigt, sei es ein Autounfall, ein Katzenangriff oder durch Gartenarbeiten. Grundsätzlich gilt: Die Erste-Hilfe-Massnahme sollte darin bestehen, das verletzte Tier zu sichern und mit einer Wildtierstation, einem Tierarzt oder dem Wildhüter/Jagdaufseher Kontakt aufzunehmen. Finden Sie nachts ein schwer verletztes Tier und erreichen Sie niemanden, wenden Sie sich an die Polizei. Kann es bis zum nächsten Morgen warten, beherbergen Sie das Tier ausbruchssicher in einer Kartonschachtel oder Transportbox und bieten Sie ihm Wasser in einer Schale an.
Wildtiere haben eine grosse Scheu vor dem Menschen und sind bei direktem Kontakt mit ihm sehr gestresst. Packen Sie das Tier in eine abgedunkelte Transportbox oder eine mit Luftlöchern versehene Kartonschachtel und berühren Sie das Tier nur so oft wie nötig.
Bedenken sollten Sie, dass Wildtiere Krankheiten auf den Menschen übertragen können. Schützen Sie sich deshalb immer mit Handschuhen oder einem Handtuch vor Bissen. Ein verletztes Wildtier kann, auch wenn es schwer verletzt oder krank ist, noch sehr wehrhaft sein.
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Erste-Hilfe-Massnahme für kranke Tiere
Finden Sie ein Wildtier, das wenig Scheu zeigt, apathisch wirkt, struppiges oder kaum mehr Fell hat, ungeschützt an der Sonne liegt, viele Zecken und Flöhe aufweist oder abgemagert ist, könnte es eine Krankheit haben. Benachrichtigen Sie bei grösseren Tieren wie Fuchs oder Reh den Wildhüter oder Jagdaufsehers Ihres Kantons. Handelt es sich um kleinere Tiere wie Eichhörnchen und Igel und trauen Sie sich das Einfangen zu, stellen Sie sicher, dass Sie Handschuhe tragen um sich vor einem Biss oder einer Krankheitsübertragung zu schützen. Bei Nagern empfiehlt sich zusätzlich ein Mundschutz, da gewisse Erreger auf dem Luftweg auf den Menschen übertragen werden können. Bieten Sie einem schwachen Tier Wasser in einer Schale an. Entfernen Sie diese jedoch während des Transportes. Bringen Sie das Tier in einem geschlossenen Behälter in eine Wildtierstation oder zu einem Tierarzt.
Erste-Hilfe-Massnahme für Zaunopfer
Immer wieder verheddern sich Wildtiere in mobilen Zäunen oder bleiben stecken und verletzen sich bei dem Versuch sich zu befreien. Oft verwickeln sich die Tiere dabei noch mehr und schnell ist es passiert, dass ein Körperteil abgeschnürt wird oder tiefe Fleischwunden entstehen. Meist sind Igel die Leidtragenden. Sie versuchen sich durch die engen Netzmaschen zu zwängen, und bleiben dabei stecken. Schneiden Sie den Igel grosszügig aus dem Netz oder Zaun heraus und bringen Sie ihn in einer mit Stroh oder Zeitungsschnipseln ausgepolsterten Kartonschachtel oder Transportbox unverzüglich zum Tierarzt oder in eine Igelstation. Da sich der Igel zusammenrollt, hat man, ohne ihm eine Narkose zu geben, kaum die Chance zu erkennen, ob sich das Tier verletzt hat. Hängt der Igel schon länger fest und herrschen warme Temperaturen, können sich sehr schnell Fliegenlarven an der Wunde gütlich tun.
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Erste-Hilfe-Massnahme für Mähopfer
Auch in diesem Fall ist es der Igel, den es am häufigsten trifft. Verletzen Sie einen Stachelträger beim Mähen, packen Sie ihn unverzüglich in eine Kiste oder Transportbox und bringen Sie ihn in eine Igelstation oder zum Tierarzt. Ist die Wunde nur oberflächlich und sehr frisch, kann die Wunde im besten Fall genäht werden. Sind die Verletzungen zu stark, bewahrt man das Tier vor unnötigem Leiden. Im Sommer setzen innerhalb weniger Stunden Fliegen ihre Eier auf den Wunden ab.
Erste-Hilfe-Massnahme für Katzenopfer
Katzenspeichel ist hoch infektiös und kann unbehandelt zu einer Blutvergiftung führen. Auch wenn ein von der Katze nach Hause gebrachtes Wildtier äusserlich unverletzt scheint, kann es Wunden haben, die im dichten Fell nicht sofort ersichtlich sind. Zudem kann sich ein Katzenzahn tief in den Tierkörper bohren und innere Organe verletzen. Schnelles Handeln und die Gabe von Antibiotika sind in diesem Fall sehr wichtig. Fangen Sie das verletzte Tier ein und bringen Sie es so schnell wie möglich in einer Transportbox oder einer Kartonschachtel zu einem Tierarzt oder einer Wildtierstation, damit das Antibiotika innerhalb von 24 Stunden verabreicht werden kann. Bei kleinen Wildtieren wie Fledermäusen oder Haselmäusen stehen die Überlebenschancen bei Katzenangriffen durch die oft massiven inneren Verletzungen schlecht.
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Erste-Hilfe-Massnahme für Strassenopfer
Grössere Säugetiere wie Reh und Fuchs sollten Sie nicht selbst bergen, denn ein wehrhaftes Tier kann Sie in seiner Panik ernsthaft verletzen. In diesem Fall ist die Polizei Ihr Ansprechpartner, sie kann Sie mit dem Wildhüter oder dem Jagdaufseher Ihres Kantons verbinden. Kleinere Tiere wie Igel können Sie in einer Kartonschachtel zum Tierarzt oder in eine Wildtierstation bringen.
Erste-Hilfe-Massnahme bei unbestimmten Verletzungen
Da Wildtiere ihre Verletzungen so lange wie möglich geheim halten, um keine Räuber anzulocken, findet man verletzte Tiere in der Regel erst, wenn sie bereits stark geschwächt sind. Ist das Tier bereits von Fliegeneiern oder Fliegenmaden befallen, stehen die Überlebenschancen sehr schlecht. Bringen Sie das Tier schnellstmöglich zu einem Tierarzt oder eine Wildtierstation, damit ihm geholfen oder es von seinen Leiden befreit werden kann.
Erste-Hilfe-Massnahme für gestrandete Fledermäuse
Eine Fledermaus, die am Boden liegt oder tagsüber ungeschützt an einer Hauswand hängt, braucht in der Regel Unterstützung, da sie entweder stark geschwächt, krank, oder verletzt ist. Probieren Sie nie, die Fledermaus zum Losfliegen zu bewegen, indem Sie sie in die Luft werfen. Eine kräftige und unverletzte Fledermaus könnte von allein vom Boden aus starten. Fledermäuse können in seltenen Fällen Tollwut und andere Krankheiten durch einen Biss übertragen. Nehmen Sie das Tier deshalb nur mit Handschuhen auf und legen es in eine kleine, mit zerknülltem Haushaltspapier ausgelegte und Luftlöchern versehene Kartonschachtel. Rufen Sie eine Wildtier- oder Fledermauspflegestation an.
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Adressen
Nachfolgend finden Sie einige Adressen, an die Sie sich wenden können, wenn Sie ein verletztes Säugetier finden. Beachten Sie, dass die meisten Pflegestationen spendenfinanziert sind und finanziell nicht die Möglichkeit haben, 24 Stunden lang ein Telefon zu betreuen. Rufen Sie alternativ den Wildhüter oder Jagdaufseher Ihres Kantons an.
Stiftung Fledermausschutz, Zürich (ZH)
Tiere: Fledermäuse
Telefon 079 330 60 60
Besonderes: Hilft bei der Vermittlung von Pflegestellen in Ihrer Nähe
Weitere Infos finden Sie hier.
Verein pro Igel, Russikon (ZH)
Tiere: Igel
Telefon: 0800 070 080
Besonderes: Auf der Webseite von pro-igel.ch findet sich eine Liste mit Igelstationen.
Weitere Infos finden Sie hier.
Eichhörnchen Notruf Bülach (ZH)
Tiere: Eichhörnchen und Schläfer
Telefon: 044 860 15 43
Weitere Infos finden Sie hier.
Stiftung Wildstation Landshut, Utzenstorf (BE)
Tiere: Alle Säugetiere, ausser jagdbare Arten
Telefon: 032 665 38 93
Besonderes: Hilft bei der Vermittlung von möglichen Pflegestationen in Ihrer Nähe.
Weitere Infos finden Sie hier.
Wildtiere-Pflegestation «Rita Roux», Fribourg (FR)
Tiere: Alle Säugetiere
Telefon: 026 305 89 00
Weitere Infos finden Sie hier.
Auffangstation des Tierpark Arth Goldau, Goldau (SZ)
Tiere: Alle Säugetiere
Telefon: +41 41 855 44 33
Weitere Infos finden Sie hier.
Tierrettungsdienst Zürich
Tiere: Vögel, Igel, Reptilien, Amphibien, Eichhörnchen und Fledermäuse
Telefon: 0800 211 222
Besonderes: Transportiert verletzte Wildtiere im Kanton Zürich und angrenzende Gebiete.
Weitere Infos finden Sie hier.
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