Auf der Gemmi im Wallis Bartgeier beobachten
Im Angesicht des Bartgeiers
In den Schweizer Alpen fliegen dank einem erfolgreichen Auswilderungsprojekt wieder Bartgeier. Gute Chancen, diese besonderen Vögel zu sehen bestehen auf der Gemmi im Wallis. Dort tummeln sich auch noch andere Alpenvögel.
Der Bartgeier hiess einst anders. Er wurde als Lämmergeier bezeichnet. Alpenbewohner sagten ihm nach, dass er Lämmer von den Weiden holt – und verfolgten ihn darum so unerbittlich, dass er ausstarb. Die Idee, dass er Lämmer frisst, war falsch. Vermutlich machten sich Bartgeier über bereits verendete Tiere her. Das brachte ihnen den Ruf ein, sie getötet zu haben.
Doch Geier sind Aasfresser. Und der Bartgeier hat sich innerhalb der Geier sogar auf Knochen spezialisiert. Seine Nahrung besteht zu 80 Prozent daraus. Er trägt grosse Knochen in die Höhe und lässt sie auf Felsen fallen, um sie zu zerkleinern. So ergeben sich schlundgerechte Stücke. Die starke Magensäure der Bartgeier löst die Knochen auf. Damit erschliessen sie sich eine einzigartige Nahrungsquelle, die ihnen keine anderen Tiere streitig machen. Knochen enthalten Fett, Eiweiss, Mineralstoffe und Wasser und bieten durchaus eine vollwertige Nahrung.
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Erfolgreiche Wiederansiedlung
Nur dank Wiederansiedlungen durch die Stiftung Pro Bartgeier brütet die Art wieder in den Schweizer Alpen. Inzwischen haben sich in 26 Territorien Brutpaare etabliert und für Nachwuchs gesorgt. Mit 138 wildgeschlüpften Bartgeiern sind in der Schweiz mehr Jungtiere ausgeflogen als in jedem anderen Alpenland. Eine Erfolgsgeschichte!
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Idealer Beobachtungsort
Wo aber diesen majestätischen Alpenbewohner beobachten, tummelt er sich doch meist in grosser Höhe und setzt sich auf Felsvorsprünge? Dorthin können Menschen kaum gelangen.
Im Wallis gibt es einen Ort, wo es möglich ist, ihm praktisch auf Augenhöhe gegenüber zu stehen. Auf der Gemmi. Dieser Standort wird unter Naturfotografen als weltweit idealster Platz zum Beobachten von Bartgeiern gehandelt.
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Spektakuläre Beobachtung
Tatsächlich taucht der Riesenvogel über einem dunklen Waldflecken weit unten wie aus dem Nichts auf. Noch ist er vor allem mit dem Feldstecher zu identifizieren. Man könnte meinen, dass es nun lange dauern würde, bis er sich in die Höhe getragen hat. Doch dem ist nicht so. Er verschwindet hinter einem Felsen und ist ganz plötzlich wieder da. Er segelt immer näher, lässt sich vom starken Bergwind tragen, gleitet der Felsenflanke entlang und schiesst direkt unter der Aussichtskante durch.
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Dann dreht er in hohem Bogen und fliegt praktisch waagrecht daran vorbei. Mit einer Spannweite von bis zu 2,90 Metern handelt es sich beim Bartgeier um den grössten Alpenvogel. Nun ist er schon höher als die begeisterten Naturfotografen. Kaum zu glauben, er landet sogar weiter hinten auf einer Schneefläche. Bald fliegt er wieder davon. Mit einem Knochen in seinen Greiffüssen. Der Wirt des Bergrestaurants legt sie ihm immer mal wieder aus. Das ist denn wohl auch der Grund, warum der Bartgeier so regelmässige auf der Gemmi auftaucht. Er kontrolliert, ob nicht ein Knochen für ihn bereitliegt. Ansonsten fliegt er den Bergflanken entlang. Da ist immer mal eine Gämse abgestürzt, deren Knochen er verspeisen kann.
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Sollte er nicht auftauchen lohnen andere gefiederte Alpenvögel und ganz bestimmt auch die Aussicht, die bis zum Matterhorn reicht. Alpendohlen hüpfen nahe heran und Alpenbraunellen lösen sich aus dem bräunlichen Gras. Typische Bewohner hoher Alpenzonen.
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Die Gemmi
Nach Leukerbad führt im Halbstundentakt während 30 Minuten der Bus 471 von der Bahnstation Leuk aus. In Leukerbad befindet sich die Talstation der Seilbahn auf die Gemmi. Gleich rechts neben der Bergstation (in Richtung des Verlassens) befindet sich eine Aussichtsplattform, wo sich der Bartgeier fliegend annähert.
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