Zoos sind beliebt. Allein die beim Dachverband Zooschweiz organisierten zehn Zoos werden jährlich von rund vier Millionen Menschen besucht. Wenig beachtet wird: Ein Teil des generierten Geldes fliesst in Natur- und Artenschutzprojekte. Die Kuratorin der Aquatis, eines Aquariums und Vivariums in Lausanne VD, Dr. Sabine Wirtz, sagt: «Wir haben festgestellt, dass der Effort von Zoos und Aquarien für den Naturschutz oft unbemerkt von der Öffentlichkeit betrieben wird.» Auch darum organisierte die Aquatis am 29. Januar den «Journée de la Conservation». Zoofachleute hielten an diesem kostenlos zugänglichen und öffentlichen Anlass Vorträge zum Thema.

Das Engagement der Schweizer Zoos im Natur- und Artenschutz ist beachtlich. Nina Decrue, Mitarbeiterin der Bereiche Bildung und Naturschutz im Zoologischen Garten Basel, betont: «Der Arten- und Naturschutz nimmt im Zoo Basel eine zentrale Rolle ein.» Auch der Zoo Zürich schreibt auf einem Faktenblatt: «Wir verstehen uns als Naturschutzzentrum.» Schweizer Zoos bieten Erholung und engagieren sich in den Sektoren Bildung und Forschung. Sie erhalten durch Zucht seltene Arten und siedeln sie wieder in ihren Ursprungsgebieten an. Weiter betätigen sie sich aber auch als Naturschutzorganisationen, denn sie schützen Biotope, in der Schweiz und weltweit.

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Meist engagieren sich Zoos für Tierarten, die sie halten und züchten, oder für Lebensräume, die sie darstellen. Die Art im Zoo ist Botschafter, das biotopartige Gelände Fenster zur Natur, wie beispielsweise im Papiliorama der Jungle Trek. Das Schmetterlingszentrum bietet damit ein Exkursionserlebnis nach Belize – in Kerzers FR.

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Schutz im Zoo und in der Natur

Unter einer lichtdurchlässigen Kuppel gedeihen zahlreiche Pflanzen und leben Tiere eines bestimmten Gebiets des zentralamerikanischen Landes. Geräusche, Gerüche, das satte Grün und die hohe Luftfeuchtigkeit lassen Besucherinnen den Schweizer Winter vergessen. Spiegelbildlich schützt das Papiliorama seit Jahren mit dem Shipstern-Reservat in Belize ein Gebiet von gut 11'000 Hektaren, bestehend aus tropischem Regen-, Mangroven- und Trockenwald.

Der initiative Direktor des Papiliorama, Caspar Bijleveldt, erklärt: «Mit dem niederländischen Burgers’Zoo in Belize haben wir eine Nichtregierungsorganisation gegründet, die Eigentümerin des Landes ist.» In Belize arbeiteten um die 45 Bürger des Landes vom Wächter bis zum Wissenschaftler. «Das ist für mich sehr wichtig», betont der Biologe Bijleveldt. Strategie sei, alles zu retten, was zu retten ist. Einerseits werde der Betrieb des Projekts unterstützt, andererseits fliesse zusätzliches Geld in einen Landankauf-Fonds. «In den kommenden zehn Jahren wollen wir Waldkorridore schaffen.»

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Im Stiftungsrat des International Tropical Conservation Fund (ITC), der das Shipstern-Reservat betreibt, amtet auch Dr. Karin Federer, Direktorin des Walter Zoos in Gossau SG. Nebst dem Schutzgebiet in Belize finanziert der Ostschweizer Zoo drei weitere Projekte, wie etwa das Tacugama Chimpanzee Sanctuary, ein Schutzgebiet im westafrikanischen Sierra Leone. Schimpansen bilden in Gossau seit jeher einen Schwerpunkt.

Manchmal gründen Zoos eigene Projekte, oft unterstützen sie bestehende. Es gebe aber auch Ausnahmen, sagt Nina Decrue aus Basel. Sie erwähnt das Schutzprojekt für die Rubinkehltangaren in Brasilien. «Es gibt nur noch sehr wenige Individuen, ein Schutzprojekt ist dringend, um die Überlebenschancen zu erhöhen.» Der Zolli hält diese Art zwar nicht, züchtet aber andere Tangarenarten.

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Schutz ganzer Ökosysteme

Nina Decrue erklärt, wie Projekte zustande kommen: «Wir prüfen sie anhand eines Kriterienkatalogs.» Dem Basler Zoo sei es sehr wichtig, dass eine Naturschutzorganisation nach wissenschaftlichen Standards arbeitet. «Weiter muss sie eine gut funktionierende und transparente Kommunikation gegen aussen pflegen und die lokale Bevölkerung in den Arten- und Naturschutz miteinbeziehen», führt sie aus. Manchmal kontaktiere eine Organisation den Zoo und frage um Hilfe, es komme aber auch vor, dass der Zoo konkret aktiv werde und über sein Netzwerk mit anderen Zoos neue Projekte initiiere.

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Zoos transportieren den Gedanken des Arten- und Naturschutzes auf vielen Ebenen. Auf Themenschildern bei den jeweiligen Anlagen wird darauf hingewiesen. Sie organisieren aber auch spezielle Veranstaltungen wie beispielsweise der Basler Zoo die Zoo-Nacht oder den World Oceans Day. Weiter haben Besucher im Basler und im Walter Zoo die Möglichkeit, mit dem Naturschutzfranken selbst Projekte zu unterstützen. Sie bezahlen freiwillig einen Franken mehr beim Eintritt, der in Schutzprojekte fliesst. Der Tierpark Bern führe den Naturschutzfranken ab dem 7. April ein, sagt Dr. Doris Slezak, Verantwortliche für Kommunikation des Tierparks.

«Wir wollen damit besonders regionale Projekte unterstützen.» Dabei denke die Tierpark-Direktorin Dr. Friederike von Houwald insbesondere an den Schutz ganzer Ökosysteme. Ein Anfang sei gemacht mit dem Käferwald, einem Projekt für Käfer der Region. Er steht für den Schutz der hiesigen Fauna zwischen den Gehegen. Auch der Natur- und Tierpark Goldau mit Fokus auf einheimische Tiere schützt die Natur vor der Haustüre. «Wir pflegen und unterhalten unsere Naturschutzgebiete rund um den Tierpark», sagt Dr. Martin Wehrle, Kurator des Parks. Aktuell sei man daran, ein neues Schutzgebiet für Reptilien zu schaffen.

Durch Projekte von Zoos profitieren Menschen, besonders in Ländern des Südens. Einerseits indem sie Arbeit durch die Schutzprojekte finden, andererseits aber auch, weil die Engagements der Zoos facettenreich sind. «Dank des durch den Zoo Zürich getragenen Schutzes des Masoala-Regenwalds in Madagaskarprofitieren um die 41'000 Leute», sagt der Leiter Naturschutz des Zoos Zürich, Dr. Martin Bauert. So werden etwa Wasserbauprojekte und eine nachhaltige Landwirtschaft gefördert. Dadurch werden beispielsweise die Erträge im Nassreisanbau massiv erhöht. Spiegelbildlich zur Zürcher Lewa-Savanne unterstützt der Zoo ein gleichnamiges Schutzgebiet in Kenia. Dort besuchen jährlich über 5000 Menschen ein Umweltbildungszentrum, insgesamt profitieren um die 60'000 Leute vom Engagement des Zoos in der Savanne Ostafrikas.

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Fakt ist: Zoos engagieren sich in vielen Bereichen. Die zitierten Institutionen stellten im vergangenen Jahr um die 2,5 Millionen Franken für Projekte zur Verfügung. Nach wie vor erfüllen sie das durch denbekannten Schweizer Zoodirektor und Professor Heini Hediger begründete Vier-Säulen-Prinzip basierend auf den Bereichen Erholung, Bildung, Forschung und Naturschutz. Allerdings sagt die Direktorin des Tierparks Bern, Dr. Friederike von Houwald, dazu: «Nicht alles, was wir heute tun, können wir in dieses Konzept stecken. Die Bereiche haben sich vergrössert und die Thematik, mit der sich Tierparks und Zoos heutzutage auseinandersetzen, sind komplexer geworden.»

 

Naturschutzprojekte von Schweizer Zoos
Basel, Zoo
• Gola-Regenwald, Sierra Leone (Zwergflusspferd)
• Sansibar, Tansania (Schwamm- und Korallenzucht)
• Eritrea und Dschibuti (Somali-Wildesel)
• Tsavo-Amboseli-Nationalpark, Kenia (Ranger Camp und Massai-Olympiade)
• Ituri-Gebiet, Demokratische Republik Kongo (Okapi)
• Indien und Indonesien (Panzer- und Sumatra-Nashörner)
• Indonesien (Reisfinken)
• Sabah, Indonesien (Orang-Utan)
• Zentralasien (Schneeleopard)
• Visayas-Inseln, Philippinen (Visayas-Pustelschwein)
• Brasilien (Rubinkehltangare)
• Mono Tocon, Peru (Springaffen)
• Mittelmeergebiet (Meeresschutz)
• Stiftung Artenschutz (verschiedene Arten)
Bern, Tierpark

• Projekte werden derzeit erarbeitet. Priorität hat Schutz einheimischer Biotope. Der Tierpark will sich aber auch im Schutz von Korallenriffen engagieren.
Goldau, Natur- und Tierpark
• Pflege und Unterhalt von Schweizer Naturschutzgebieten
• Schutzgebiet für einheimische Reptilien, Umgebung von Goldau
Gossau, Walter Zoo
• Shipstern-Schutzgebiet, Belize (allgemeiner Naturschutz)
• Tacugama-Schutzgebiet, Sierra Leone (Schimpansen)
• Jane Goodall Institut Schweiz, Uganda, Tansania, RepublikKongo (Schimpansen)
• Wild Cats Alliance, Ussuri, Russland (Amurleopard / Amurtiger)
• Igel, Schweiz
• Wildvögel, Schweiz
Kerzers, Papiliorama
• Shipstern-Schutzgebiet, Belize (allgemeiner Naturschutz)
• Naturbiotope Schweiz rund um das Papiliorama
Lausanne, Aquatis
• Komodo, Indonesien (Komodo-Waran)
Zürich, Zoo

• Lewa, Kenia (Naturschutz und Bekämpfung Wilderei)
• Kaeng Krachan, Thailand (Elefanten und Bekämpfung Wilderei)
• Sumatra, Indonesien (Orang-Utans)
• Australien (Zucht und Wiederansiedlung des Beutelteufelsund weiterer Arten)
• Masoala, Madagaskar (Umweltbildung und Regenwalderhaltung)
• Antarktis (Nahrungsökologie und Schutzgebiete für Pinguine)
• Cali, Kolumbien (Zuchtzentrum für Amphibien)
• Schweiz (Förderung der einheimischen Fledermausfauna)