Analysen der Flugrouten von Steinadlern zeigen: Junge Adler verfeinern angeborene Verhaltensweisen im Laufe des Lebens immer weiter. Forschenden des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Konstanz haben in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Vogelwarte und der Universität Wien 55 junge Steinadler aus Nestern in der Schweiz, Italien, Deutschland, Slowenien und Österreich mit GPS-Sendern ausgestattet und ihre Flugrouten bis zu drei Jahre lang über den europäischen Zentralalpen verfolgt. «Anscheinend müssen selbst Adler, die sich in der Luft wie ein Fisch im Wasser bewegen, erst lernen, die zum Segelflug notwendige Energie aus der Thermik zu gewinnen», sagt Kamran Safi, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut.

Neue Erfahrungen, neue Fertigkeiten

Nachdem die Jungvögel das Revier ihrer Eltern verlassen haben, beschränken sie ihr Flugareal zunächst auf die Umgebung von Gebirgskämmen. Dort wird der Wind nach oben abgelenkt. Diese gut vorhersagbaren Aufwinde nutzen die jungen Steinadler. Mit zunehmender Erfahrung wagen sich die Vögel dann auch in flachere Regionen vor, in denen die Thermik weniger vorhersehbar und schwerer zu finden ist. Sie sind dadurch immer weniger auf Bergkämme angewiesen. Die nun vorliegenden Ergebnisse seien wertvoll für gezielte Schutzbemühungen, schreiben die Forschenden. Damit liessen sich Gebiete identifizieren, in denen menschliche Aktivitäten mit den natürlichen Verhaltensweisen der Adler in Konflikt geraten könnten.

Vor etwa 100 Jahren waren Steinadler in der Schweiz fast ausgerottet. Erst 1926 wurden sie in der Schweiz unter Schutz gestellt. Mittlerweile hat sich der Bestand weitgehend erholt. Der «König der Lüfte» erreicht eine Flügelspannweite von bis zu 2,2 Metern. In den Alpen gilt der majestätische Vogel als Indikator für ein gesundes Ökosystem.