Papageien schaffen es immer mal wieder in die Medien. Da taucht dann etwa ein Ara auf, der bereits Churchill gehört haben und über100 Jahre alt sein soll. Entspricht dies den Tatsachen?

Papageien sind äusserst verschiedenartig, was Grösse, Verhaltensweisen und Lebensraumansprüche betrifft. Der südamerikanische Hyazinthara ist als grösster aller Papageien einen Meter lang. Im Gegensatz dazu wirken die australischen Wellensittiche wie Zwerge. Es gibt Papageien, die Eis und Schnee trotzen, und solche, die im dampfenden feucht-warmen tropischen Regenwald leben. Auch das Lebensalter ist somit unterschiedlich.

Wie alt Papageienvögel in der Natur werden, ist nicht bekannt. Sie wurden aufgrund ihrer Lebensweise in abgeschiedenen und schwer zugänglichen Gebieten nie beringt. Das meiste Wissen über Papageien ist dank der Haltung und Zucht vorhanden.

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Der Parrot Jungle in Miami, Florida, USA, ist der erste Park, wo Aras planmässig gezüchtet wurden. Er wurde 1936 durch den österreichischen Einwanderer Franz Scherr gegründet und existiert noch heute, allerdings an anderer Stelle. Da die Aras dort von Anbeginn paarweise in Freigehegen und teilweise auch frei fliegend gehalten wurden, gelangen erste Zuchterfolge. In europäischen Zoos wurden diese Grosspapageien damals noch einzeln auf Bügeln präsentiert. Die Veterinärin Dr. Susan Clubb beschäftigte sich speziell mit dem Lebensalter der Aras im Parrot Jungle. Da dort bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Junge schlüpften, konnte der Alterungsprozess bis zum Tod aufgezeichnet werden. Susan Clubb fand heraus: Aras werden durchschnittlich 40 Jahre alt, ihre höchste Produktivitätsphase in der Zucht haben sie im Alter von 20 Jahren.

Nicht so langlebig wie angenommen

Ab 30 Jahren können Alterserscheinungen bei Aras auftreten. Sie sind bei allen Papageien ähnlich und äussern sich in Katarakten. Dabei handelt es sich um eine Beeinträchtigung der Sehschärfe. Zudem leiden sie an arthritischen Erscheinungen in den Füssen und Flügeln. Das führt dazu, dass sie in hohem Alter kaum noch fliegen können, sondern nur noch kletternd unterwegs sind.

Bei Wellensittichen tritt der Alterungsprozess viel früher auf. Sie werden siebenjährig, manche werden älter. Nymphensittiche und Mohrenkopfpapageien sind zwar auch weitaus kleiner als Aras, doch sie können über 20 Jahre alt werden. Graupapageien und Amazonen werden mehr als 40 Jahre alt. Kakadus sind am langlebigsten.

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In einem Beitrag, der 2011 im «International Zoo Yearbook» erschien, wurde ein Molukkenkakadu mit einem Alter von 92 Jahren erwähnt. Anhand des Internationalen Spezies-Informations-Systems (ISIS)analysierten die Autoren das Alter bei 260 Papageienarten, die in Zoos gehalten wurden. Die Grundaussage der Arbeit lautet: Die meisten Papageienarten unter Menschenobhut leben nicht mehr als gut 20 Jahre. Die Autoren folgern, dass Papageien nicht so langlebig sind, wie angenommen wird. Ein Ara, der Sir Winston Churchill gehört haben und in seiner Stimme reden soll, ist demnach nichts mehr als eine Zeitungsente. Sicher aber ist: Wer Papageien anschafft, lässt sich auf ein langfristiges Projekt ein.