Rothirsche fallen dem Wolf mit 36 Prozent am häufigsten zum Opfer, gefolgt von Gämsen (20 %) und Rehen (18 %). Lediglich 17 Prozent der 350 ausgewerteten Proben betreffen Nutztiere wie Schafe, Ziegen und Rinder. Laut der Stiftung für Raub-tierökologie und Wildtiermanagement Kora, die die Lebens-weise von Raubtieren in der Schweiz erforscht, weist das Nahrungsspektrum der Wölfe innerhalb der Schweiz deutliche Unterschiede auf: In den Kantonen Graubünden, Tessin und Glarus besteht es rund 20 Prozent häufiger aus Rothirschen als im Kanton Wallis, wo die Gämse am häufigsten gefressen wird. Wie diese regionalen Unterschiede zustande kommen, ist laut Kora Gegenstand weiterer Untersuchungen. Von den landesweit 35 Rudeln, einschliesslich grenzüberschreitender Rudel, sind 13 im Wallis ansässig, während weitere 15 in den Kantonen Graubünden, Tessin und Glarus leben.

Wichtige Rolle im Ökosystem

Noch etwas betonen die Forschenden in ihrer neusten Untersuchung: Die in den Proben identifizierten Tierarten seien zwar von Wölfen gefressen worden. Das bedeute aber nicht zwingend, dass der Wolf sie auch erlegt habe. Denn als «opportunistischer Nahrungsverwerter» verzehrt der Wolf auch Aas. Grundsätzlich sind seine Beutetiere in den allermeisten Fällen junge, alte oder kranke Tiere, aber auch unachtsame Erwachsene. Damit leistet er einen Beitrag zur Fitness der Bestände von Hirsch, Reh, Wildschwein und Gämse. Die Kotanalyse zeigt auch saisonale Schwankungen: Insbesondere im Sommer, während der Alpzeit, steigt der Anteil an Nutztieren in der Wolfsnahrung. Die allermeisten Nutztiere werden in ungeschützten Situationen getötet. Die Untersuchung wurde im Rahmen des Projekts «Wolves and Cattle» durchgeführt, das Strategien für ein möglichst konfliktarmes Zusammenleben zwischen Wölfen und Rinderhaltenden entwickelt.