Die Reise beginnt mit hoffnungsvollen Worten: Trotz des Artenrückgangs sei die Vielfalt in Europa noch immer gegeben, ist in der Einführung des Werks «Die Pflanzen Mitteleuropas» zu lesen. Beim Herausfinden, welche Pflanze man gerade vor sich hat, tut das fast 550-seitige Buch gute Dienste. 

Pflanzenführer gibt es bekanntlich viele. Was das vorliegende Buch allerdings speziell macht, ist die Darstellung der Arten. Denn statt auf Fotos zurückzugreifen, wie die meisten anderen Nachschlagewerke, setzt man hier auf Farbzeichnungen, die mitunter sogar detailverliebter sind als herkömmliche Aufnahmen der Pflanzen. Das, so ist im Vorwort ebenfalls zu lesen, sei allerdings aufwändiger und teurer, weshalb viele Verlage von gezeichneten Darstellungen absehen. 

Die meisten Bilder stammen von Claus Caspari, einem der bekanntesten deutschen Pflanzenzeichner. Auf seinen reichen Bilderschatz konnten die Herausgeber bei der Zusammenstellung zurückgreifen. 200 zusätzliche Farbzeichnugen neuer Arten hat Stefan Caspari beigesteuert, der Sohn des Malers. 

 

 

 

 

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Bevor man sich in die 1500 Pflanzenarten vertieft, die im Buch beschrieben werden, ist es ratsam, den ersten Teil genau zu lesen. Denn hier erfährt man Wissenswertes über die Gliederung der Info-Texte und über die Bedeutung von Begriffen wie «Wuchshöhe» oder von Adjektiven, welche die Häufigkeit der Pflanzen ausweisen. 
  
Natürlich kann man das Buch einfach als Nachschlagewerk verwenden, wenn man irgendwo in Mitteleuropa unterwegs ist (sobald Reisen wieder möglich ist). Dank der Einteilung in übersichtliche Kapitel ist die Orientierung grundsätzlich einfach. Doch wer etwa ein bestimmtes blühendes Gras vor sich hat, muss schon etwas Musse mitbringen, blättern – und stets Zeichnungen und das Original vergleichen, bis die gezeichnete und blühende Art deckungsgleich und somit bestimmt ist.

Ein Wissensvermittler
Gleichzeitig liefert das Werk wertvolles Wissen über den Aufbau von Pflanzen, die sich mitunter nur anhand ihrer Früchte oder Blütenstände unterscheiden lassen. Die scharfen Zeichnungen helfen unter anderem dabei, gekrümmte lange Kraushaare von dicht anliegenden Seidenhaaren zu unterscheiden. Aber auch die Formen von Blüten oder Stängeln werden erklärt und gezeigt – etwas, das im legendären Pflanzenbestimmungsbuch von August Binz, das viele aus dem Biologieunterricht vergangener Jahrzehnte kennen, in dieser Präzision und Anschaulichkeit fehlte. 

Spannend ist es auch, den Unterschied zwischen Malven-, Geissblatt- und Rautengewächsen zu sehen, um sich danach in die Bestimmung der Arten zu vertiefen. Gewiss, botanisches Grundwissen ist von Vorteil, um rasch durch die verschiedenen Unterklassen zu navigieren: von den Froschlöffelähnlichen, zu den Lilienähnlichen, Kommelinenähnlichen bis zu den Rosenähnlichen Gewächsen – letztere sind übrigens eine sehr umfangreiche Klasse.

Vertiefen kann man sich in das Nachschlagewerk aber auch aus rein künstlerischem Interesse: Man fühlt sich unweigerlich zurückversetzt in Zeiten, in denen es noch keine Fotografien in Büchern gab und wissenschaftliche Zeichner gefragt waren. Schön, dass dieses künstlerische Handwerk noch nicht ausgestorben ist!
 

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Thomas Schauer, Claus Caspari, Stefan Caspari: «Die Pflanzen Mitteleuropas»
2012, Wiederaufnahme
BLV Buchverlag GmbH & Co. KG

548 Seiten
ca. 40 Franken
ISBN 978-3-8354-0706-0